Der 300. Geburtstag des Bach-Sprosses Carl Philipp Emanuel beherrschte das 6. Philharmonische Konzert im voll besetzten Theater am Marientor. Mit Dirigent Rinaldo Alessandrini und Pianist Michael Rische standen Kenner der Materie zur Verfügung, die die Duisburger Philharmoniker zu einer spannenden Begegnung mit dem begabten und erfolgreichen Bach-Sohn animierten, an dessen 200. Todestag Duisburg 1988 mit einem umfangreichen Festival erinnert hat.
Zu Beginn hatte allerdings Vater Johann Sebastian das Sagen. Das 3. Brandenburgische Konzert verströmte in der solistischen Besetzung mit zehn Streichern eher kammermusikalische Intimität als orchestralen Glanz. Den Musikern, von denen sich viele intensiv mit älterer Musik beschäftigen, gelang eine quicklebendige, transparente, klanglich zarte Darstellung, die bereits Alessandrinis Vorstellungen von barocker Musik erkennen ließen. Nicht der große Ton, sondern die rhetorische Kraft der Musik steht bei ihm im Mittelpunkt. Davon profitieren natürlich auch die beiden ausgewählten, größer besetzten Sinfonien Carl Philipp Emanuels, die bereits einer nachbarocken Ära angehören und deren „Sturm-und-Drang“-Elan biegsam, transparent und taufrisch zum Ausdruck kam.
Dass man angesichts der kleinen Besetzung und der intimen Musizierhaltung im stattlichen TaM etwas genauer hinhören musste, daran gewöhnte man sich schnell. Und auch Michael Rische passte sich dem feinen Musizierstil an, ließ den Klavierton nicht so groß aufleuchten wie in seinen CD-Alben, arbeitete aber umso intensiver die gewaltige Ausdruckspalette des besonders interessanten d-Moll-Konzerts heraus. Um die Dynamik nuanciert formen zu können, nutzt er die Möglichkeiten eines modernen Steinway-Flügels, auf den Rische nicht verzichten möchte, wobei er gern daran erinnert, dass der „Kammercembalist“ Carl Philipp am Hofe Friedrichs des Großen das Cembalo nicht sonderlich mochte und an den Entwicklungen der frühen Hammerklaviere brennend interessiert gewesen ist.
Der zweite Teil wurde mit einer Sinfonie des 18 Jahre jüngeren Bruders Johann Christoph Friedrich Bach eingeleitet, die mit ihrem galanten Stil dem Rokoko näher steht als Carl Philipps Sinfonie in h-Moll, in der sich Musik erneut als packende „Klangrede“ präsentierte.
Viel Beifall für ein vorzügliches Konzert.