Duisburg. .

Nach tollen Produktionen in den Vorjahren von „Robin Hood“ über „Der gestiefelte Kater“ und „Prinzessin auf der Erbse“ bis hin zur „Nachtigall“ legt die jüngste Familienoper „Vom Mädchen, das nicht schlafen wollte“ nochmals drauf. Die erste Koproduktion der „Jungen Oper Rhein-Ruhr“, zu der sich Deutsche Oper am Rhein, Theater Dortmund und Theater Bonn zusammen getan haben, ist ein großer Wurf und fährt alles auf, was Oper zu bieten hat.

Über 1000 Kinder erlebten am Freitag im Theater am König-Heinrich-Platz: Die Uraufführung einer märchenhaften Geschichte (komponiert von Marius Felix Lange, Libretto Martin Baltscheit), ein großes Orchester (die Duisburger Philharmoniker unter Lukas Beikircher), ein hinreißendes Bühnenbild und traumhafte Kostüme (Tatjana Ivschina), glänzende Solisten, Chor, Ballett, Bühnenmusik – 90 Minuten voller überraschender Wendungen, ein Wechselbad der Gefühle, mit Fantasie und Tempo, Witz und Romantik inszeniert von Johannes Schmid. Jedes Bild ein Traum: Vom Fischballett bis hin zum Mond, der mit (fast) Mozartklängen am Bühnenhimmel aufgeht, aber auch von der Seite zur Hilfe geeilt kommt; sein Appetit hängt davon ab, ob er zu- oder abnimmt.

Die Furcht vor dem Schlafen

Die komplexe Handlung dieses Märchens mit Tiefgang, das auch erwachsene Zuschauer zu fesseln vermag, rankt sich um Lena und Leander, deren Freundschaft sich auf eine Reise Richtung Liebe macht. Versehentlich tötet Leander einen Vogel und versucht Lena damit zu trösten, der Vogel schlafe nur. Aus Furcht vor diesem „Schlaf“ bleibt sie wach, unter den besorgten Augen ihrer Eltern, einer ratlosen Ärzteschar, die als Horrorkabinett in Weiß die Patientin von Kopf bis Fuß auseinandernehmen, und den misstrauischen Blicken der Dorfbewohner, die fürchten, von der Schlaflosigkeit angesteckt zu werden.

Leander und Lena flüchten, begegnen Holzfällern und einem Trauerzug, an dessen Spitze der Totengräber den Spaten stets bereit hat. Schließlich werden die beiden getrennt. Während Leander die Vogelprinzessin trifft, die Heilung verspricht, irrt Lena herum. Und fällt beim Anblick von Leander und der Vogelprinzessin als Hochzeitspaar in einen todesähnlichen Schlaf. Erst der Mond kann das Mädchen heilen – mit Mondkuchen.

Kuchen, Kuss und Schluss einer in jeder Hinsicht anspruchsvollen Produktion, die mit ihrer Länge von zwei Schulstunden ohne Pause den jungen Besuchern, die zum Teil zum ersten mal im Theater sind, einiges abverlangt. Sehr lauter, sehr langer Jubel.