Duisburg. Pegel wie der in Duisburg-Ruhrort sind wichtig für die Binnenschifffahrt: Der Wasserstand entscheidet über die Ladungsmenge der Schiffe.

„Immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel“ wünschen sich Schiffer, und ob der Wunsch Wirklichkeit ist und während der Fahrt auch bleibt, bestätigt der Pegel rund um die Uhr an jedem Tag des Jahres und an allen schiffbaren Flüssen – so auch in Ruhrort am Leinpfad.

Ein bisschen enttäuschend ist der Blick ins Innere des Pegelhauses, den der obere Teile eines schlichten Schachtes dominiert, worauf ebenso unspektakuläre Metallbänder-Mechanik zu sehen ist: „Wir messen mit dem klassischen Schwimmersystem“, erklärt Jan Böhme, Gewässerkundler beim Wasser- und Schifffahrtsamt. Der Schwimmerschacht ist mit dem Hafenmund verbunden, der Wasserstand darin mit dem des Rheins identisch. Parallel zum Schwimmersystem liefert eine Drucksonde Daten, sicher ist sicher.

Je mehr Wasser, desto mehr Ladung

Denn der Ruhrorter Pegel ist mehr als ein Blickfang für Leinpfad-Bummler. „Er ist ein Hilfsmittel für die Schifffahrt“, sagt Böhme. Mit dem Pegeldaten lässt sich die Fahrrinnentiefe errechnen und damit die Abladetiefe der Schiffe. Je mehr Wasser im Rhein, desto mehr Ladung ist möglich. Und die Pegelvoraussage erlaubt auch zuverlässige Angaben über die Abladetiefe am Zielort – für die relativ langsame Binnenschifffahrt nicht unwichtig. Auch für Bau und Unterhaltung der Wasserstraßen werden die Pegeldaten genutzt.

Hydrologe Jan Böhme an der Pegeltechnik im Innern des Pegelhauses, in dem auch die Hafenmeister arbeiten.
Hydrologe Jan Böhme an der Pegeltechnik im Innern des Pegelhauses, in dem auch die Hafenmeister arbeiten. © WAZ Fotopool

Geliefert werden die Daten heute meist online auf Handy oder PC, aber auch per Videotext und Telefon. Die leuchtende Ziffernanzeige am Pegelhaus soll in Kürze erneuert werden, wahrscheinlich mit moderner LED-Technik.

Ein- bis zweimal wöchentlich besucht der „Pegelbeobachter“ die Ruhrorter Messstelle, die im selben Gebäude wie der Hafenmeister untergebracht ist, und ohne ständige Besatzung arbeitet. Der Beobachter vergleicht die Messangaben mit der Pegellatte, die außen am Pegelhaus angebracht ist. Die Latte mit den Wasserstandsangaben, die an jedem Pegel zu finden ist, wird regelmäßig neu eingemessen, und sie ist laut Böhme „das Maß aller Dinge“ für die Messung des Wasserstandes im Fluss.

Höchster Pegelstand 1926

Und der kann ganz schön lebhaft sein. Der höchste bekannte Pegelstand wurde am 2. Januar 1926 mit 13 Metern gemessen, der niedrigste am 7. November 1971 mit 1,58 Metern.

Als der erste Ruhrorter Pegel im Jahre 1815 an der Nordböschung des Hafenmundes installiert wurde, war die Skala nach dem rheinländischen Fußmaß (0,31385 Meter) eingeteilt. 1818 begannen die regelmäßigen Messungen, seit 1872 gilt das Metermaß. Nach mehrfachen Umzügen und einer kriegsbedingten Unterbrechung der Messungen von Dezember 1944 bis Mai 1945 wurde der Pegel am 1. November 1954 am heutigen Standort eingerichtet und kann bald sein 60-jähriges Bestehen feiern.