Duisburg. Die Duisburger Polizei setzt auf eine neue Ermittlungsstrategie, um die mobilen Einbrecher zu fassen, die städteübergreifend ans Werk gehen. Dabei spielt die zentrale Datenbank des Landeskriminalamtes in Düsseldorf eine ebenso entscheidende Rolle wie die Schwerpunktkontrollen.

Die Diebe kommen in der Nacht, brechen ein und sind schwuppdiwupp wieder verschwunden. Raus aus Duisburg, raus aus dem Ruhrgebiet, raus aus NRW, vielleicht sogar über die Grenze in die Niederlande oder nach Belgien. 877 Einbrüche registrierte die Polizei im ersten Halbjahr 2012, im ersten Halbjahr 2013 waren es bereits 959. Der überwiegende Teil wird von oben beschriebenen mobilen Einbrecherbanden aus Südosteuropa begangen, weiß Kriminaldirektor Michael Jablonski, dem das KK 14 als Fachkommissariat untersteht.

Angesichts der Geschwindigkeit, mit der diese hochmobilen Einbrecherbanden, wieder verschwinden, hatten die örtlichen Behörden in der Vergangenheit oft das Nachsehen. Was nutzt zum Beispiel der beste Fingerabdruck beim Einbruch in ein Einfamilienhaus in Serm, wenn die Täter schon längst in Köln auf Beutefang gehen? Wenig bis gar nichts. Und selbst wenn der in diesem Fall fiktive Serm-Einbrecher der Polizei ins Netz geht, wird er für diese eine Straftat angeklagt. Das Urteil wird nicht so hoch ausfallen, wie sich das das Einbruchsopfer wünscht. Eine unbefriedigende Situation für Opfer und Ermittler.

Zuständigkeitsgrenzen werden überschritten

Seit August 2013 gibt es deshalb in Nordrhein-Westfalen „MOTIV“. Ein schickes Kürzel für „Mobile Täter im Visier“. NRW-Innenminister Ralf Jäger hatte damals bei der Vorstellung gesagt: „Wir bündeln die Ermittlungen gegen überregionale Intensivtäter in 16 Schwerpunktbehörden.

Denn dieser neue Typ Einbrecher begeht viele Straftaten und überschreitet häufig Zuständigkeitsgrenzen von Polizeibehörden. Darauf stellt sich die Polizei verstärkt ein und bekämpft jetzt mit spezialisierten Dienststellen über Behördengrenzen hinweg die Einbruchskriminalität. Gegen überörtlich aktive Diebesbanden setzen wir auf neue überörtliche Strategien, Einsätze und Ermittlungen.“

LKA hat etwa 400 Personen im Visier

Hier in Duisburg heißt das für den zuständigen Kriminaldirektor Jablonski „Weg von der Fallorientierung hin zur Täterorientierung“. Ein neuer Sachbearbeiter ist nur dafür da, die Spuren von Einbrechern und andere Erkenntnisse in eine Datenbank einzupflegen, die zentral beim Landeskriminalamt in Düsseldorf geführt wird. Jede Polizeibehörde hat Zugriff auf die Daten, kann eigene Spuren mit denen anderer Behörden vergleichen. So lässt sich eine überregional agierende Diebesbande über die Behördengrenzen hinweg verfolgen.

NRW-weit hat das LKA etwa 400 Personen im Visier. Das sind Intensivtäter, die bei fünf Eigentumsdelikten in drei unterschiedlichen Städten im Jahr aufgefallen sind. In Duisburg werden zur Zeit 40 Personen auf dieser Liste geführt. „Davon sind sechs in Haft“, sagt Kriminaldirektor Jablonski mit ein wenig Stolz in der Stimme.

Dank des neuen Ermittlungsansatzes hat die Duisburger Polizei zum Beispiel im Oktober fünf Männer festgenommen, die sich auf „Homecarjacking“ spezialisiert hatten. Dabei brechen die Täter in Wohnungen ein und entwenden die Autoschlüssel von hochwertigen Fahrzeugen, die in der Garage oder auf der Straße stehen. Die aus Südosteuropa stammenden Täter hatten bevorzugt Fahrzeuge der Hersteller Audi, BMW, Mercedes und Porsche entwendet.

Wer sitzt mit wem in welchem Auto?

Welche Delikte passen ins Raster welcher Banden? Welche Reisewege nehmen solche Banden? Wie besorgen sie sich Transportmittel, Unterkünfte, Ausweispapiere? Woher kommen die Informationen, wo sich ein Einbruch lohnt?

Solche Fragen stellen sich die Ermittler und greifen auf Methoden zurück, die man von Mafiafilmen kennt: abgehörte Telefonate,Observationen, Beobachtung von Reisewegen, Fahrzeugen, um zu erfahren, wer da mit wem in welchen Fahrzeugunterwegs ist. Denn die Einbrecherbanden treten immer wieder in unterschiedlichen Personenkonstellationen auf. „Wir tauschen uns auch mit den niederländischen und belgischen Kollegen aus“, sagt Michael Jablonski. Denn von Duisburg aus ist man schnell über die Grenze weg.

Deshalb sind auch Schwerpunkteinsätze wie Ende Januar wichtig, wo 160 Einsatzkräfte 340 Personen überprüften, 150 Fahrzeuge kontrollierten und drei Personen festnahmen. Dabei gewannen sie wichtige Erkenntnisse über Strukturen und Reisewege mobiler Täter, die nun ausgewertet werden.

„Die wollen schnell in die Wohnung rein“

Für die Bürger hat Michael Jablonski vor allem einen Rat: „Die wollen schnell in die Wohnung rein. Also sollte man genau das versuchen, zu verhindern.“ Und eine Bitte hat der 52-Jährige auch an die Bevölkerung: „Halten Sie die Augen offen.“

Wem etwas seltsam vorkomme, wie das fremde Auto, das an der Straße steht, sollte die 110 wählen. Jablonski appelliert an die Bevölkerung, wachsam zu sein: „Wir kommen lieber einmal zu viel raus, als einmal zu wenig.“