Duisburg. . Beim ersten Redewettbewerb des Kaufmännischen Berufskollegs Mitte ging es um Krieg, Religion und Evolutionstheorie. Die Fach-Jury bewertete die Auftritte der Schüler und verlieh am Ende einen Lorbeerkranz.

Am Kaufmännischen Berufskolleg Mitte fand gestern erstmals ein Redewettbewerb statt. Der Sieger wurde nach antikem Vorbild geehrt.

Äußerst seriös baut sich Cansu hinterm Rednerpult in der Aula des KBM auf. In ihrer Rede beschäftigt sich die Schülerin mit dem Thema „Soll man Krieg führen?“. Ruhig führt sie ihre Argumente auf. Besonders wichtige Punkte wiederholt sie. Nach ihrer dreiminütigen Redezeit steht ein klares Fazit: Krieg reißt Familien auseinander.

Staaten machen Schulden. Es entstehen Materialschäden. Nein, man soll keinen Krieg führen“, sagt Cansu im Brustton der Überzeugung, bevor sie unter großem Applaus die Bühne verlässt. Neben Cansu nahmen acht weitere Schüler an der Premiere des Redewettbewerbs teil. Zwei von ihnen kamen aus dem Berufsschulbereich der Bürokaufleute, alle anderen besuchen am KBM die gymnasiale Oberstufe.

Für das große Finale qualifiziert

Die neun Teilnehmer hatten sich vorher in kursinternen Wettbewerben für das große Finale der ersten Auflage qualifiziert. Dort hatten allerdings noch ihre Mitschüler die Entscheidung getroffen. Nun wurden sie von einer Jury, bestehend aus Schulpartnern und der Schulleitung unter die Lupe genommen. Beurteilt wurden inhaltliche, rhetorische sowie nonverbale Kriterien.

Mit dem Wettbewerb schlagen die Deutschlehrer Konstandinos Drossos und Ajam Dalila den Bogen zwischen Theorie und Praxis. „Rhetorik und Kommunikation stehen in der elften Klasse auf dem Lehrplan. Wir wollten dem Ganzen auch einen praktischen Aspekt verleihen“, erklärt Drossos. Häufig wählen die Schüler für ihre Reden weltpolitische Themen aus. Melina referiert über die Darstellung des Islams in den Medien, Marco über die Evolutionstheorie.

Situation der Sinti und Roma in Duisburg kritisiert

Eines lokalen Themas nimmt sich Alisha an. Sie kritisiert die Situation der Sinti und Roma in Duisburg. „Wir werden diese Leute in Zukunft brauchen, um die Renten zu finanzieren“, befindet die Schülerin. Kleinere Stotterer werden den Rednern bei ihren Auftritten verziehen. „Wichtig ist mir, dass bei den Reden eine Überzeugung deutlich wird“, erläutert Schulleiterin Angelika Hermans.

Der Schüler, der die geschliffenste Rhetorik aufweist, wird am Ende mit einer Urkunde und einem Lorbeerkranz belohnt, so wie es bereits in der Antike der Brauch war. „Schon damals erhielten die Sieger rhetorischer Wettkämpfe einen Lorbeerkranz“, erzählt Drossos.