Duisburg. „Müzik NRW“ heißt ein neues Projekt an verschiedenen Musikschulen in NRW, das nun auch in Duisburg gestartet ist. „Migranten nehmen weniger am kulturellen Leben teil“, zitierte Kulturdezernent Thomas Krützberg Studien. Das soll sich durch ein breiteres Angebot an Musikschulen nun ändern.

Zum Auftakt des Projektes „Müzik NRW – Türkische Musik an Musikschulen“ gab es was auf die Ohren. Das Ensemble Roye Ma (unsere Seele) spielte im Saal der VHS mit Baglama, der bauchigen, türkischen Laute, Kontrabass und Percussion selbstkomponierte, moderne Musik in anatolischer Tradition. Zu hören war ein melodischer Sturm, bei dem zuletzt mit Kontrabass-Knarren ein Baum umfiel.

So schön könnte es klingen, was demnächst an sieben Musikschulen in NRW unterrichtet werden soll. Kulturdezernent Thomas Krützberg umriss in seiner Rede die Ausgangslage. „Migranten nehmen weniger am kulturellen Leben teil“, zitierte er aus Studien und fügte hinzu, „hier in Duisburg, wo Menschen aus 140 Nationen zusammen wohnen, haben schon 70 Prozent der unter sechs Jährigen einen Migrationshintergrund.“ Da sei die Frage berechtigt, ob die Angebote der Musikschulen noch den Anforderungen der Zeit entsprechen. Höchste Zeit für den Landesverband der Musikschulen in NRW, ein Projekt aufzulegen, das neue Wege geht.

„Schüler mit türkischen Wurzeln sollen ihre Musik an Musikschulen in NRW erlernen können und sich zu Hause fühlen“, so steht es in der Broschüre zum Projekt. Erreicht werden kann das durch die Gründung von transkulturellen Ensembles, den Unterricht der Rhythmen und der anatolischen Makams (Tonleitern). Für die Ensemble-Leiter und Musikschullehrer wird es Seminare geben, die sich über das Musikalische hinaus auch mit Netzwerkbildung und mit Elternarbeit beschäftigen werden.

Die anatolische Musik hat ihn nicht mehr losgelassen

Projektleiter ist Ruddi Sondermann, der sich als Leiter der Musikschule Hürth schon viele Jahre mit anatolischer Musik beschäftigt und sie vermittelt. „Du spielst das total falsch“, sagten ihm junge Migranten, als er 1981 auf einem Straßenfest in Köln türkische Duette geigte. „Aber so steht es hier notiert“, verteidigte er sich. Seither hat ihn die anatolische Musik nicht mehr losgelassen. Deshalb sagte er auch sofort zu, als der Leiter des Hürther Integrationsrates, Bektas Metin ihn im Fachausschuss bat, an der Musikschule Baglama -Unterricht zu geben. Die Bitte war Metin zuvor schon oft abgelehnt worden, mit der abenteuerlichen Begründung, solcher Unterricht würde nur zur „musikalischen Ghettobildung“ beitragen. „Das Ghetto ist abgebrochen“, sagte Metin stolz und dankte Sondermann für seinen Einsatz. Schließlich geht es um den Einklang. Je mehr man von der Musik der anderen weiß, desto besser klappt es auch, zusammen zu spielen.

„Ich bin gespannt darauf, wie gut es uns gelingen wird, die Zielgruppe in unsere Musikschulen zu holen und die Arbeit in unser Angebot zu integrieren“, sagte Johanna Schie, die Leiterin der Musik- und Kunstschule Duisburg.