Duisburg. .

Die Grundschule an der Obermauerstraße wird im Sommer geschlossen. Die Dritt- und Viertklässler müssen dann auf umliegende Grundschulen verteilt werden. Die Stadt rechnet damit, dass die meisten Eltern sich für die Astrid-Lindgren-Schule an der Aakerfährstraße in Duissern entscheiden.

Derzeit läuft eine Abfrage bei den Eltern. Wechseln mindestens 18 Kinder pro Jahrgang, werden die Klassen komplett erhalten. Auch die beiden Klassenlehrer sollen mit den Jungen und Mädchen umziehen. Bei einem ersten Informationsgespräch für die Eltern gab es aber noch reichlich Klärungsbedarf – etwa, was die Nachmittagsbetreuung der Grundschüler von der Obermauerstraße angeht.

Kein automatischer Anspruch

„Wir werden für den Übergang drei Container aufstellen. Zwei dienen als Klassenräume, einer als Aufenthaltsort am Nachmittag“, erklärt Reinhard Wolf, stellvertretender Leiter des Amtes für schulische Bildung. Bisher wurden die Kinder von der Obermauerschule von einer Elterninitiative betreut. Die Zeiten konnten flexibel vereinbart werden. „Das war passgenau für die Obermauerschule, lässt sich aber so nicht auf den neuen Standort übertragen. „Bei uns gibt es einmal das Modell der verlässlichen Grundschule, bei dem die Kinder bis 13.20 Uhr bei uns sind. Und den offenen Ganztag“, erklärt Astrid Niermann, Rektorin der Astrid-Lindgren-Schule.

Das Problem: Die Dritt- und Viertklässler von der Obermauerstraße haben nicht automatisch einen Anspruch auf einen Platz im offenen Ganztag, weil es den an ihrer Schule vorher nicht gab. „Wir werden schauen, welche Betreuungszeiten gebraucht und gewünscht werden und etwas anbieten, was sich auf jeden Fall im Bereich der verlässlichen Grundschule befindet“, verspricht Wolf den besorgten Eltern. Vielleicht lasse sich mit dem Anbieter des offenen Ganztags, dem Verein „Rapunzel“ auch über zusätzliche Plätze im offenen Ganztag reden, so Astrid Niermann. Auch die Möglichkeit eines Mittagessens soll es geben.

Vorausgesetzt, die Klassen kommen zustande, wollen die derzeitige Rektorin der Obermauerschule, Ursula Schwutke, und Astrid Niermann für einen „sanften“ Übergang sorgen. So könnten die Neuen mal zu Besuch kommen, bereits an Festen teilnehmen und sich so langsam an die neue Umgebung gewöhnen. „Es ist auch nicht gesagt, dass die neuen Klassen automatisch in den Container gehen. Vielleicht bringen wir dort auch einen anderen Jahrgang unter.“

Schule weicht dem Mercator-Quartier

Vor zwei Jahren hat der Rat beschlossen, die Grundschule an der Obermauerstraße zu schließen. Zum einen sprachen die Schülerentwicklungszahlen dafür, zum anderen die Umgestaltung zum Mercator-Quartier, erinnert sich Wolf. Schon früh lautete die Empfehlung der Stadt, dass die Kinder zur Aakerfährstraße umziehen sollen. Das entsprach weitgehend dem Elternwunsch, zudem bietet das Gelände in Duissern eine Möglichkeit zum Anbau. Wolf geht aber davon aus, dass dieser nicht unbedingt gebraucht wird. „Die Anmeldezahlen haben sich an der Aakerfährstraße in den vergangenen Jahren stabilisiert. Die zusätzlichen Schüler aus dem Bereich Stadtmitte konnten für die Regelklasse problemlos aufgenommen werden.“

Bisher ist die Astrid-Lindgren-Schule zweizügig. Eine Klasse pro Jahrgang wird nach dem Montessori-Prinzip unterrichtet. Für diesen Zweig melden Eltern ihre Kinder aus dem ganzen Stadtgebiet an. Die Nachfrage ist groß, nicht immer bekamen alle Interessenten einen Platz. „Teilweise raten wir, die Kinder zur anderen Montessori-Schule nach Bissingheim zu bringen“, so Wolf. Im Montessori-Zweig wird dem Nachwuchs das Fach Mathe mit anderen Materialien, etwa mit Hilfe von Perlenketten und Quadraten, vermittelt. Zudem gibt es auch jahrgangs-übergreifenden Unterricht und Freiarbeits-Phasen, in denen sich die Schüler selbst mit dem Lernstoff beschäftigen.

Wolf glaubt, dass sich die Kinder aus der Innenstadt, die bisher an der Obermauerstraße angemeldet wurden, künftig zwischen der Grundschule Klosterstraße, der Grundschule Goldstraße und eben der Astrid-Lindgren-Schule aufteilen werden.

Schulleiterin Astrid Niermann setzt auf individuelle Förderung

Auf den Schulfluren hängen die Helden Astrid Lindgrens: Pippi Langstrumpf schlägt auf Bildern Räder, die Abenteuer von Lotta aus der Krachmacherstraße gibt’s als Buch. „Mich hat es schon immer gereizt, Kinder und Jugendliche auf ihrem Lebensweg zu begleiten“, erinnert sich Astrid Niermann, warum sie sich für den Lehrerberuf entschieden hat.

Bevor die 43-Jährige im vergangenen Sommer die Leitung der Astrid-Lindgren-Schule übernahm, arbeitete sie an einer Hauptschule und unterrichtete den Nachwuchs von Schaustellern, Kirmesunternehmern und aus anderen fahrenden Berufen. Duisburg kannte Pädagogin deshalb schon von dieser Tätigkeit, bevor sie sich in Duissern bewarb. Und auch mit individueller Förderung kennt sie sich aus. „Ich bin sicher auch unvoreingenommener gegenüber verschiedenen Lebenskonzepten geworden“, beschreibt die Hildenerin.

Stellen seien zwar immer mal wieder ausgeschrieben, das Profil der Astrid-Lindgren-Schule habe sie überzeugt. „Ich habe mir die Schule gezielt ausgesucht, sie hat mir auf Anhieb gefallen, auch, weil die Kollegen hier so gut zusammenarbeiten.“ Zwischen dem Montessori-Zweig und der Regel-Klasse gebe es keine Konkurrenz, die Schüler verstehen sich gut und spielen miteinander. Deshalb glaubt Astrid Niermann auch, dass es keine Probleme geben wird, die Kinder von der Obermauerschule zu integrieren. Mit der Schulleiterin von der Obermauerstraße will sie den Neuzugängen einen „sanften“ Übergang bereiten.

Astrid Niermann selbst war übrigens eine gute Schülerin. Mathe, Deutsch und Geschichte mochte sie besonders gern – Französisch eher nicht