Duisburg. Der Autobauer Audi hat sein neues Logistikzentrum eröffnet. Es könnte für Duisburg der Türöffner sein, um von der rasanten Expansion des Volkswagen-Konzerns zu profitieren. Denn was die insgesamt 500 Mitarbeiter in Zukunft verpacken und auf die Reise schicken werden, geht in die ganze Welt.
Ein komplettes Auto sieht man allenfalls auf dem Parkplatz vor den fünf Hallen, in denen die Audi AG gestern ihr neues Logistikzentrum eröffnet hat. Denn was von den künftig 500 Mitarbeitern verpackt und von Logport II in Wanheim in jährlich 16.000 Containern nach Übersee verschifft wird, sind allesamt Einzelteile, vom Lenkrad bis zum Emblem mit den vier Ringen.
„Completely Knocked Down“, also komplett zerlegt, heißt das in der Automobilbranche. In China, Indien oder Mexico werden die Teile dann zu kompletten Autos verbaut. Aus zweierlei Gründen: Zum einen erspart das Verfahren Einfuhrzölle, zum anderen können manche Bauteile wegen des Know-How nur in Europa hergestellt werden.
Dass der neue Audi-Standort für Duisburg und die Region etwas Großes bedeutet, verdeutlicht alleine das dreistündige Eröffnungszeremoniell, in dem NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin dem Hafen zu dieser Erfolgsstory gratulierte, Hafen-Chef Erich Staake die neue Branchenvielfalt hervorhob, sich OB Sören Link über die neuen Arbeitsplätze freute und Audi-Logistikchef Michael Hauf die Rahmenbedingungen des hochmodernen Standorts lobte.
Weitere 230 Arbeitsplätze
Während gestern beim Rundgang durch die 53.000 m² großen Hallen das Verstauen der Autoteile für die Modelle A3, A4, A6, Q3, Q5 und Q7 in die Container im Vordergrund stand, fiel der Blick bereits auf die noch freien Flächen neben dem 100.000 m² großen Grundstück. Dort besteht die Möglichkeit zur Erweiterung.
Dass der Hafen den Ingolstädter Automobilbauern ein Plätzchen freihält, kommt nicht von ungefähr. Mit der Audi-Ansiedlung hat Erich Staake die Tür zur Branche und zum VW-Gesamtkonzern mit seinen zwölf Marken aufgestoßen. Bereits Ende Januar will Volkswagen das neue Logistikzentrum in Kasslerfeld in Betrieb nehmen. Dann folgen weitere 230 Arbeitsplätze. 4000 einzelne Autoteile will VW von dort in 100 Übersee-Containern pro Woche zu den Werken in Amerika, Indien, China, Südafrika und Malaysia verschiffen.
China als "das Maß der Dinge"
Duisburg profitiert damit von den gewaltigen Wachstumsplänen des Volkswagen-Konzerns, denen der „Spiegel“ in dieser Woche seine Titelgeschichte über das „Wolfsburger Weltreich“ widmete. Zum größten Autokonzern der Welt will VW wachsen. Und das geht nur über die Märkte in Fernost.
Nur ein paar Autominuten vom neuen Logistikzentrum entfernt erklärte Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer Anfang der Woche im „Center Automotive Research“ der Uni in Neudorf, dass China für VW heute schon „das Maß der Dinge“ sei. Volkswagen habe im ersten Halbjahr 2013 in China mehr Autos verkauft als in den 27 Ländern der EU. Dudenhöffer warnte gleichzeitig vor der Abhängigkeit: „Wenn China hustet, hat VW eine dicke Lungenentzündung.“ Der Konzern müsse daher auch in den anderen Regionen der Welt schnell wachsen.
Auch das könnte zum Vorteil für Duisburg werden. Der Hafen könnte zur Drehscheibe für die Exportteile werden, die nicht in den Übersee-Werken hergestellt werden können. Ganz gleich ob in China, Amerika oder in Indien.