Duisburg. . Ein Duisburger Vater soll 1300 Euro an Kita-Beiträgen nachzahlen. Der Bescheid trudelt spät ein - das Kind ist sieben Jahre alt und besucht die erste Klasse. Obendrein ist er fehlerhaft. Personalmangel bei der Stadt ist schuld an der späten Nachforderung – und an vielen anderen Problemen.

Nelli ist sieben Jahre alt und geht in die erste Klasse. Der längst abgehakte Kindergarten sorgte jetzt in der Familie noch mal für mächtig Ärger: Familie Sieben war eine Nachforderung für Kindergartenbeiträge ins Haus geflattert. Für die Jahre 2010 bis 2013 sollten 1300 Euro nachgezahlt werden. Nach dem ersten Schreck rechnete Torsten Sieben nach und stellte Rechenfehler fest. Am Ende waren es „nur“ noch 700 Euro, die der Familienvater nachzahlen musste.

„Mir geht es nicht um Behördenschelte“, betont Sieben, zumal alle, mit denen er zu tun hatte, freundlich waren. Vielmehr möchte er für Achtsamkeit werben und darauf aufmerksam machen, dass sich Kontrolle lohnen kann: „Auch Behörden machen Fehler.“ Erst recht in Zeiten von Personalnot, die in vielen Ämtern der Stadt herrschte oder noch herrscht. Die zuständigen Mitarbeiter unter anderem im Bezirksamt Süd rechtfertigten die späte Nachforderung sowie die fehlerhaften Berechnungen mit Personalnot, erzählt Sieben. Das bestätigt auch die Stadt: In einzelnen Bezirksämtern habe es in den letzten drei Jahren „erhebliche Personalengpässe“ gegeben, die seien inzwischen aber behoben.

Glück gehabt

Rund 13.800 Kinder werden derzeit in den Duisburger Kindergärten betreut, davon ca. 7200 in städtischen Einrichtungen. Der Haushaltsansatz für das Jahr 2014 beläuft sich auf ca. 8,4 Mio Euro. Das Jugendamt hat in Sachen Kita-Gebühren zwar die Fachaufsicht, aber die Organisationshoheit haben die Bezirksämter. Jugendamtsleiter Holger Pethke sagt, dass man bei so vielen Vorgängen Rechenfehler nicht ausschließen könne. Aber die Fehlerquote liege bei unter einem Prozent. Es sei deutschlandweit üblich, dass es Nachforderungen für Kindergartenbeiträge gebe - vor allem bei Selbstständigen und bei Geringverdienern, deren Bezüge schwanken. In der Regel werde ein Mittelwert aus drei aufeinander folgenden Jahren gebildet. Bei Abweichungen ergeben sich Nachzahlungen oder Erstattungen. Torsten Sieben ist weder das eine noch das andere - und hatte am Ende Glück, alles genau nachgeprüft zu haben.

Auch die Personaldecke im Jugendamt dürfte für Holger Pethke noch eine Herausforderung werden. Der Altersschnitt ist vergleichsweise hoch, in diesem Jahr gehen mehrere Sachgebiets-Leiter in den Ruhestand. Für den neuen Jugendamtsleiter Chance und Gefahr zugleich: Viel Wissen fließt ab, aber er kann ein neues Team nach eigenem Gusto zusammenstellen.

Bürger bekommen Jobabbau immer häufiger hautnah zu sparen

Wie harsch die Sanierung der Stadtfinanzen die Dienste am Bürger wegbrechen lässt, bekommen immer mehr Duisburger im eigenen Alltag zu spüren. Klassische Verwaltungsarbeit gerät unter dem Spardiktat immer mehr zum Brennpunkt-Management. „Am schlimmsten leidet momentan der Finanzbereich“, sagt Personalratsvorsitzender Rainer Hagenacker. Aber auch in anderen Bereichen ist die Arbeitskraft auf Kante genäht: Zuletzt demonstrierten die Mitarbeiter des Jobcenters für die Besetzung jener Stellen, zu denen die Stadt sich verpflichtet hat. Hartz-IV-Empfänger leiden unter dem Personalmangel als Erste: Ihre Vermieter warten auf Geld, sie selbst auf Zuschüsse, Erstattungen und Genehmigungen. Monatelang. Dabei haben schon die Mitarbeiter, die die Stadt in Jobcentern abgestellt hat, anderswo Lücken gerissen: „In Bezirksämtern ist die Personallage angespannt, weil uns genau diese frisch ausgebildeten Kräfte jetzt fehlen.“

Ämtergänge - wo hakt es?

Lange Wartezeiten, Pannen, Mängel? Was sind Ihre Erfahrungen mit den verschiedenen Bereichen der Stadtverwaltung? Bitte schildern Sie uns kurz, wo und warum es bei Ihrem letzten Amtsgang gehakt hat. Lob für besonders engagierte Bereiche oder Ihre eigenen Spar-Alternativen für die Stadt sind uns natürlich auch willkommen.

Ihre Zeilen können Sie uns per E-Mail an redaktion.duisburg@waz.de oder per Post an die WAZ Duisburg, Harry-Epstein-Platz 2, 47051 Duisburg, zukommen lassen. Bitte das Stichwort „Sparkurs“ und Ihren Namen nicht vergessen. Für eventuelle Rückfragen brauchen wir auch Ihre vollständige Anschrift und Telefonnummer.

Ob eine zwei Wochen lang geschlossene Einbürgerungsstelle, vertagte Event-Trauungen oder Kinder, für die es 2012 beinahe keine Einschulungsuntersuchung gegeben hätte: Die Liste der Einrichtungen, die wegen Personalmangel ihre Aufgabe kaum erfüllen können, ist mittlerweile lang.

Etwa 200 Stellen sind wegen des Spardiktats bislang ersatzlos gestrichen, 130 Mitarbeiter aus ihren alten Jobs weg versetzt worden, um sich um Kita-Plätze und U3-Betreuung zu kümmern. „Entspannung ist nicht in Sicht“, so Hagenacker. Wird der Sanierungsplan strikt umgesetzt, müssten in den nächsten sieben Jahren 1000 von 4000 Verwaltungsstellen in Duisburg wegfallen. Derzeit kommen alle kommunalen Leistungen auf den Prüfstand. „Die Stadt muss sich von Aufgaben trennen“, so der Personalrat, „um die letztendlichen Entscheidungen reißt sich allerdings niemand.“