Duisburg. Joachim Müller ist der erste Ansprechpartner der Stadt Duisburg für Homosexuelle im Referat für Gleichberechtigung und Chancengleichheit. Er sieht sich als Vermittler und möchte helfen, Gleichgesinnte kennenzulernen und Tipps zu geben. Dabei hat er auch ein offenes Ohr bei dem Thema “Outing“.
Joachim Müller (46) war schon in der Jugend klar: „Ich bin anders.“ Er kannte nur noch nicht die genaue Bezeichnung für sein „Anders-Sein“. Irgendwann erzählte seine Biolehrerin im Unterricht von gleichgeschlechtlicher Liebe zwischen Männern und benutzte das Wort “schwul“. „Da dachte ich: Okay, dann bin ich wohl schwul“, erinnert sich Müller. Mit der Bezeichnung für seine Neigung kam der lockere Umgang.
Ein Geheimnis machte er deshalb nie aus seiner Homosexualität. Heute will er anderen helfen, ebenso souverän mit den eigenen Vorlieben umzugehen – als erster Ansprechpartner der Stadt für Lesben, Schwule und Transgender im Referat für Gleichberechtigung und Chancengleichheit. Dazu ernannte Oberbürgermeister Sören Link den Duisburger jetzt und stellte ihn in der neuen Position den Interessenvertretern vor.
Mehr Vermittler als Berater
Müller sieht sich nicht als Berater: „Ich habe keine psychologische Ausbildung“, stellt der Verwaltungsfachwirt, der seit 1989 für die Stadt arbeitet, klar. „Ich sehe mich als Vermittler. Mein Ziel ist es, Ansprechpartner für alle Lesben, Schwulen und Transgender zu sein. Ich will ihnen dabei helfen, Gleichgesinnte kennenzulernen und diesbezüglich Tipps geben“.
Derzeit sei Müller damit beschäftigt, den Duisburger Ist-Status der Angebote für Homosexuelle in der Stadt zu ermitteln. Doch der scheint hervorragend zu sein. „Wir sind wirklich super aufgestellt“, sagt er. „Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, jedoch sind die einzelnen Gruppen nicht miteinander vernetzt.“ Daher will Müller, der seit langem mit einem Mann zusammenlebt, alle an einen Tisch bringen. „Ich will helfen, die einzelnen Gruppen und Treffs wie Saunagruppen oder Selbsthilfegruppen miteinander in Kontakt bringen.“ Und das gerne auch über die Stadtgrenzen hinaus. Bis die einzelnen Angebote überregional miteinander vernetzt sind, will Müller Menschen, die sich an ihn wenden und in einer Nachbarstadt zu Schwulentreffs gehen möchten, den Kontakt herstellen.
Offenes Ohr für Probleme
Auch wenn er sich nicht als Berater sieht, habe er natürlich ein offenes Ohr für Probleme und vielleicht auch den ein oder anderen Tipp zum Thema „Outing“. Doch ihn interessieren nicht nur die homosexuellen Duisburger, sondern auch alle anderen. Müller möchte Schwulen und Lesben bei der Karriere zur Seite stehen: Hierfür wolle er die Arbeitgeber sensibilisieren: „Duisburg ist nicht schwulenfeindlich. Aber es gibt sicherlich versteckte und kaum greifbare Homophobie – so wie überall“, sagt Müller und ergänzt: „Das heißt, dass beim Bewerbungsgespräch Heteros unter Umständen besser abschneiden.“ Werden Heterosexuelle also bevorzugt? „Zumindest muss man die Menschen weiter für das Thema sensibilisieren“, sagt Müller vorsichtig. Das wolle der 46-Jährige unter anderem mit Vorträgen bei Arbeitgebern schaffen.
Joachim Müller ist wochentags telefonisch zu erreichen unter: 0203/ 2 83 69 83.