Duisburg-Baerl. Maxim Kowalews Don Kosaken lösten bei den Gästen des Neujahrskonzert bisweilen Momente von Weltschmerz und Wehmut aus. Ensemble besteht aus den besten russischen a-capella-Sängern
Ursprünglich waren die Don Kosaken eine Volksgemeinschaft, die sich im 15. Jahrhundert zu militärischen Einheiten zusammenschloss, um das von Moskau gelenkte Zarenreich im Südwesten als Grenzschutz gegen die Überfälle der tatarischen Goldenen Horde zu verteidigen. Dabei bekamen die genealogisch russischen Truppen ihren Namen aus der tartarischen Landessprache zugeeignet – Kosak bedeutet dort eine kleine, leicht ausgerüstete Heeresabteilung, zu der die Kosaken entlang des Don wurden. Doch alles Martialische ist Vergangenheit, denn heute steht der Name für Gesänge tief aus dem Herzen Russlands, die die Sänger in ihren Genen über Generationen in sich verankert zu haben scheinen. Was nämlich Maxim Kowalews Don Kosaken in der Evangelischen Dorfkirche in Baerl im Neujahrskonzert von der Kulturinitiative „Klein, aber fein“ boten, war russische Seele pur.
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Dabei gelang es den sieben Sängern um den Dirigenten Aleksandr Suharev die Spiritualität eines russischen Kirchenliedes selbst in fröhliche Kneipenlieder und Kosakenmärsche hinein zu übertragen und bei den knapp 200 Zuhörern Momente höchster Wehmut und Weltschmerz zu bewirken. Bei dem fetzigen „Kosakenmarsch“, der eine ausgelassene Wirtshausatmosphäre irgendwo am Don wiedergab, hätte wohl selbst das tragische Freudenmädchen Gruschenka aus Dostojewskijs „Die Brüder Karamasov“ gerne wild auf dem Tisch getanzt. Im Gegensatz dazu erzeugten die perfekten sieben Sänger Momente höchster Andacht in Stücken wie „Psalm Nr. 50“ oder „Abendglocken“, bei dem der Chor das Schwingen der Kirchenglocken des Turmes im Tenor, Bariton und Basso Profondo anstimmte – natürlich auch in Bachs „Ave Maria“. Beeindruckende Schlussstücke des ersten Teils waren Werke des russischen Komponisten Dimitrij Stepanowitsch Bortnianski „Auf viele Jahre“ und „Ich glaube an die Macht der Liebe“, die der Chor in einzelnen Strophen auf Deutsch sang.
Der im polnischen Danzig geborene Diplomsänger Maxim Kowalew, Sohn einer Deutschen und eines Russen, leitet das Ensemble bereits seit 20 Jahren und erklärt kurz sein Erfolgsrezept: „Wir verfügen über die besten 20 russischen a-capella-Sänger, mit sieben gehen wir zuerst auf Tour, sind diese ermattet, dann holen wir Nachschub vom Don“, schmunzelt der 55-Jährige. Insgesamt 180 Konzerte spielen sie auf ihren Tourneen über das Jahr.
Ausgelaugt aber sind diese Sänger noch lange nicht – als Solisten bestachen der junge Dimitrij Hajdukov im sehr tiefen Bass, also basso profondo, sowie Viktor Dzemiankov im 1. Tenor und Nikolai Kurshatsov im 2. Tenor, die auch in ihren schwarzen Kosakenuniformen, mit roter Bordüre an der Hose und braunem Ledergurt- und Scherpe eine Augenweide für das Publikum waren.
Und es entwickelte sich in der zweiten Hälfte ein Wechselspiel zwischen tiefsten Bässen und brillantem Diskant, welche in lustigen aber auch schwermütigen russischen Volksliedern sowie Stücken, die der russisch-orthodoxen Sakralmusik entlehnt wurden, zu hören waren. Getragen wurden die Sänger jetzt von Anatoli Kunitski am Akkordeon, der dieses mal wilder oder spärlicher intonierte, während sie von Aleksandr Suharev nur mit geringsten Handbewegungen aus dem Chor heraus dirigiert wurden.