Ein Vergnügungsausschuss ist schon für einiges gut: Diese Abordnung des Homberger Knappenchors hatte im Vorfeld des Weihnachtskonzerts die Rheinkirche richtig schön hergerichtet, den Tannenbaum im Altarraum aufgestellt und einen riesigen Tannenzweig entlang der Chorwand gezogen, die beide noch mit Lichterketten behängt den Altarbereich in ein besinnliches Licht tauchten im Halbdunkel des Kirchenschiffs.
„Andachtsjodler“
Diese vorweihnachtliche Besinnung suchten denn auch 500 Zuschauer, in der bis auf den letzten Platz gefüllten evangelischen Kirche an der Homberger Rheinstraße am Vorabend der Heiligen Nacht. Pfarrer Mathias Immer traf in seiner Ansprache den Nagel auf den Kopf: „Musik macht die Herzen weit und nicht umsonst sind wohl so viele Menschen hier zusammen gekommen, um gemeinsam dieses Konzert zu erleben.“ Auch wenn der erste Ton bei dem a-capella-Stück „Im Dorf, da geht die Glocke schon“ in den Stimmen Tenor und Bass unsicher war, der musikalische Leiter Axel Quast holte seine knapp 35 Sänger, die in schwarzen Knappentrachten mit weißem Hemd und schwarzer Krawatte, darauf Schlägel und Hammer, gekleidet waren, schnell zurück – und der ganze Chor erwies sich auf einmal als Ausschuss, der es auf das Vergnügen seiner Zuhörer angelegt hatte. Viel sicherer agitierte er bei Variationen über Bachs „Wohl mir, dass ich Jesum habe“, da er auch gestützt wurde von Heinz Witte am Klavier, sowie beim „Pilgerchor“ aus der Oper „Tannhäuser“.
Jodelnd ging es weiter mit dem Kleinen Chor aus Minden, genau mit dem Stück „Andachtsjodler“. Die 15 Frauen sangen perfekt getimt und sicher in fast allen Tönen ohne Dirigat. „Vielleicht reagieren die Sängerinnen inzwischen auf mein Augenzwinkern“, sagte später die Solistin Susanne Fröhlke, deren Stimme in allen Stücken herausstach, ohne zu dominant zu sein. Diese blinde Verlässlichkeit besitzen die Sängerinnen, da die meisten noch im Kinderchor Minden die Weihnachtskonzerte mit den Homberger Knappen in der Glückaufhalle schon vor Jahren bestritten. Heute sorgen sie selbst für ihren eigenen Nachwuchs – so bekam die fünfjährige Maya, deren Oma und Mutter im Chor mitsingen, ein Solo in dem Stück „Christkindelein“ – und hielt sich damit die Option offen, entweder irgendwann mal bei DSDS zu stehen oder das weitere Bestehen des guten Mindener Ensembles zu gewährleisten. Aufgelockert wurde das Weihnachtskonzert durch lustige Geschichten vorgelesen von Mathias Immer. In einer Erzählung musste beim Krippenspiel in der Schule der Herbergswirt neu besetzt werden, was von dem sechsjährigen Bruder eines pubertierenden Schülers übernommen wurde. Der kleine Wirt brachte es aber nicht übers Herz, Maria und Josef nach Regievorschrift der Herberge zu verweisen, sondern gewährte dem heiligen Paar immer Einlass, was natürlich für Verwirrung sorgte. Konsequenz: Der kleine Mann wurde „strafversetzt“ und bekam schließlich eine Rolle als Engel im Stall der Hirten – und die 500 Zuhörer zeigten sich sichtlich amüsiert.
Großes Finale
Auch noch als es ins große Finale ging: das russische Weihnachtslied „Bajuschki Baju“ und „Die frohe Botschaft“ von Hermann Ophoven, die von Knappenchor und Kleinem Chor gemeinsam interpretiert wurden, sorgten noch einmal für weihnachtliche Stimmung. Und schließlich durften die Zuschauer laut mitsingen bei „O du fröhliche“ und „Stille Nacht“.