Duisburg. Seit ihrer Kindheit ist Bettina Boemans fasziniert von Geiern. Sie bemüht sich weltweit aktiv um den Schutz dieser Tiere, die vom Aussterben bedroht sind, weil der Mensch sie jagt, oder weil sie ausgelegte Giftköder fressen. Dafür ist der Duisburgerin kein Weg zu beschwerlich, kein Flug zu weit.

Weiß der Geier, warum viele Menschen Geier gar nicht so gut finden. Immerhin sind die aasfressenden Greifvögel und ihre Aufräumarbeiten, die sie leisten, für das Tierreich ein Segen. Und so unschön sind diese gefiederten Genossen ja nun auch nicht. Jedenfalls nicht alle. Manche sind sogar recht schräge Vögel. Man denke nur an die vier Gesangstalente aus Disneys „Dschungelbuch“, für die die Beatles Pate gestanden haben sollen, und die den vierstimmigen A Capella-Gesang perfekt beherrschen.

Bettina Boemans ist das alles reichlich egal. Die blonde Duisburgerin liebt diese imposanten Federträger, und zwar egal welcher Art sie angehören. „Ich kann nicht verstehen, dass Leute Geier hässlich finden“, sagt die 31-jährige Diplom-Ingenieurin, die sich beruflich seit 2009 im Warmbandwerk in Bruckhausen um Kunden, Qualitätskontrolle und -prüfung bei Thyssen Krupp Steel Europe kümmert.

16 Geierfotos in einer Collage zusammengestellt

Sicher, meint sie, die Vögel hätten oft einen nackten Kopf. „Aber sie haben auch eine flauschige Halskrause und majestätische, kräftige Flügel.“ Ihre Kollegen jedenfalls haben sich bereits an den Anblick der Aasfresser gewöhnt, denn anders als bei anderen Menschen zieren Bettina Boemans Bürowände keine Bilder von der Familie, sondern Fotos verschiedener Geier. 16 sind es an der Zahl, zusammengestellt zu einer großen Collage.

Natürlich sind darunter auch ihre Lieblingsvögel zu finden: die Gänsegeier. Seit ihre Eltern die kleine Bettina im zarten Alter von sieben Jahren zum ersten Mal in den Duisburger Zoo mitgenommen haben, schlägt ihr Herz für diese großen Altweltgeier, die unter anderem in den spanischen Pyrenäen beheimatet sind. Zu Beginn der Brutzeit im Frühjahr besucht Bettina Boemans ihre Lieblinge jeden zweiten Tag im Zoo, um bloß nicht das Schlüpfen der Jungtiere zu verpassen. Die Kamera hat sie dabei stets im Anschlag.

Doch nicht nur hierzulande kümmert sich die 31-Jährige um die Greifvögel. Sie bemüht sich weltweit aktiv um den Schutz dieser Tiere, die vom Aussterben bedroht sind, weil der Mensch sie jagt, oder weil sie ausgelegte Giftköder fressen. Dafür ist der Duisburgerin kein Weg zu beschwerlich, kein Flug zu weit: Sie half Gänsegeiern in Kroatien, pflegte Andenkondore in Ecuador, fütterte Schmutzgeier in Nepal, beobachtete Kalifornische Kondore in Mexiko und erlebte in Südafrika Geierküken beim Schlüpfen.

Bettina Boemans hat ein Kinderbuch über Geier geschrieben

Die fünf Kontinente, auf denen Geier leben, hat Bettina Boemans bereits bereist, stets in Begleitung ihres hauseigenen Geiers Travis, dem entzückenden Plüschexemplar eines Gänsegeiers. Ihre Reiseerlebnisse verarbeitet sie in einem Blog, mit dem sie seit vier Jahren auch um Verständnis und Unterstützung für die Vögel wirbt. Mit einer Freundin hat sie sogar ein Kinderbuch über die verkannten Vögel verfasst: „Der kleine Geier mit der großen Angst“.

„Ich erwarte nicht, dass die Menschen Geier gleich schön finden, aber sie sollten ihre Vorurteile ablegen und erkennen, wie nützlich sie sind.“

Wer einmal ihren Blog besucht hat, versteht ihre Faszination und wird wohl nie mehr das Hobby der Duisburgerin mit „hol’s der Geier“ kommentieren.