Duisburg. Wie von einem Freund spricht Wolfgang Müller, wenn er von Vincent van Gogh redet. Er verehrt den Niederländer als „Seelenmaler“. Der 45-Jährige malt seit zwölf Jahren die Bilder des Niederländers nach. 500 Arbeiten hat er schon fertig. 150 zeigt er nun in seinem Atelier.
Die Küche ist verrußt, an der Wand hängt eine Forke, auf dem Herd steht ein alter Emaille-Topf. Die Szene hat Wolfgang Müller dem Bild „Die Kartoffelfresser“ von Vincent van Gogh nachempfunden. Die Möbel stammen vom Sperrmüll, er hat sie auf alt getrimmt. Das Grau an den Wänden gleicht dem Farbton der Malerei. Zwölf Jahre lang hat Wolfgang Müller die Bilder van Goghs zunächst studiert, anschließend gemalt. In einem Meidericher Hinterhof will er ihm nun ein Denkmal setzen und erstmals alle Werke an einem Ort präsentieren. Dabei war es eher Zufall, dass der Musiker vor zwölf Jahren auch seine Liebe zur Malerei entdeckte.
Das musikalische Talent hat Wolfgang Müller, aufgewachsen mit sieben Brüdern, mütterlicherseits geerbt. Die Großmutter spielte Orgel, drückte ihm schon früh ein Notenheft in die Hand. Viele Jahre später studierte der 45-Jährige dann auch Musik, arbeitete als Pianist und Komponist. Als es allerdings mal nicht so lief, steckte ihn das Arbeitsamt in eine Maßnahme, erst für Lagerlogistik, später dann zum Praktikum in eine Galerie.
14 Stunden Arbeit an zehn Bildern gleichzeitig
Doch statt Rahmen zu bauen, schaute er sich die Bilder an – und fand Postkarten von van Gogh. Er war sofort fasziniert. „Van Gogh ist ein Seelenmaler, in den Gesichtern spiegeln sich die Gefühle der Menschen.“ Heutzutage sei alles „kälter“, die Menschen interessierten sich nicht mehr so füreinander. Wolfgang Müller bewundert den Blick und die Präzision des Niederländers. „Schauen Sie sich die Kartoffelfresser an. Die Frau guckt zum Mann, sticht aber gleichzeitig in die Kartoffel: Die will noch eine haben, das war eine schlimme Zeit damals.“
Der Galerist brachte dem Marxloher diverse Maltechniken bei. Und Wolfgang Müller übte Tag und Nacht. Dann beginnt er mit seinem ersten van Gogh. Er strichelt und tupft. Ganz so, wie die Originale sind. Manchmal arbeitet er 14 Stunden, an zehn Bildern parallel – schließlich müssen die Farben zwischendurch trocknen. Mit van Gogh hat er sich keinen einfachen Künstler ausgesucht. „Die Motive u nd Farbverläufe wirken aus der Entfernung. Aber als Künstler sitzt man ja permanent vor dem Bild und konzentriert sich auf Details.“ Doch ganz gleich wie mühselig die Arbeit ist: Müller verliert das Ziel nie aus den Augen. Er hat, so fühlt er, „den Schlüssel zu seiner inneren Schatzkiste“ gefunden. Er redet oft von „Vincent“ wie von einem guten Freund.
Van Gogh an der Klotür
Nach einer Ausstellung im „Forum“ findet der Museums-Gründer einen Sponsor, der ihm die Farben bezahlt. Zudem wird ihm der Kontakt zur Firma „Dahmen und Söhne“ vermittelt, die ihm ihr altes Lager zur Verfügung stellen. Auf 170 Quadratmetern will er zunächst 150 Bilder zeigen. Neben den Bildern gibt es auch komplette Räume, die er im Stil der Zeit gestaltet hat. Sogar die Klotür ziert ein Gemälde von van Gogh.
Der Mann hat noch viel vor. Und Musik macht er natürlich auch noch. „Das ist wie mit zwei Frauen, die müssen beide bedient werden, sonst wird eine eifersüchtig.“ Der Künstler klagt nicht, im Gegenteil: „Es ist ein Geschenk, dass ich mich so lange mit dem Leben von van Gogh beschäftigen durfte und die Eröffnung des Museums erlebe. Vincent hat ja von seinem Ruhm nichts mitbekommen.“
Am Wochenende geöffnet
Das Museum soll am kommenden Samstag, 18. Januar, um 11 Uhr eröffnen. Bis dahin will Wolfgang Müller die Bilder noch einmal ordnen, die Porträts und Landschaftsszenen zum Beispiel, oder nach Epochen. Außerdem müssen noch kleine Hinweistafeln mit Erklärungen neben den Werken angebracht werden.
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Der Eintritt wird fünf Euro kosten. Da er das Museum privat betreibt, werden die Bilder freitags, samstags und sonntags, jeweils von 14 Uhr bis 19 Uhr, zu besichtigen sein. Müller schwebt allerdings vor, dass auch Schulklassen in dem Atelier vorbeikommen, und er ihnen das Leben, die Ideen und die Bilder des Niederländers näher bringen kann. „Dafür mach’ ich den ganzen Zirkus überhaupt.“ Und schließlich soll es irgendwann eine Welt-Wanderausstellung geben.
Einen Sponsor hat Müller bisher nicht, hofft aber, dass sich bald jemand finden wird, der ihm hilft, das Projekt zu stemmen. Vielleicht interessiere sich ja auch die Stadt irgendwann für seine Arbeit, hofft der Künstler. Auch, wer ihm bei der Vermarktung helfen will, kann sich gerne melden.