Duisburg-Rheinhausen.. Helmut Loewnich schnitzt seit Jahrzehnten Figuren. Ein Handwerk, das er sich selbst beigebracht hat
„Bei mir lächelt jede Madonna.“ - Helmut Loewnich zeigt eine Figur, die nach unten blickt und den für eine Mutter so typischen weichen, milden Gesichtsausdruck hat. Ist ja auch kein Wunder. Es ist Maria, die auf ihr Kind blickt, das Jesuskind. Der Rheinhauser hat ein ganz besonderes Hobby: Er schnitzt. Unzählige Krippen, in denen Maria natürlich eine der Hauptfiguren ist, hat er schon gefertigt. Aber nicht nur Krippen, auch vielerlei andere Holzarbeiten sind entstanden.
Baumrinden und Wurzeln
Vor 28 Jahren hat der Krupp-Pensionär die Liebe zur Schnitzerei entdeckt, ein Faible für Holz hatte er ohnehin schon immer. Im Urlaub war es. Die gesamte Familie fuhr damals in drei bis vier Autos zum Urlaub nach Kärnten, auf einen Bauernhof. Seit 26 Jahren sind die Loewnichs Feriengäste im Allgäu. Und Familienoberhaupt Helmut schnitzte nur mal so zum Spaß Gesichter in Baumrinden und Wurzeln, gestaltete Äste zu Spazierstöcken. Und da dies eine Kunst speziell in diesem Landstrich ist, hatte er ja die Fachleute sozusagen vor Ort, konnte sich so manchen Tipp geben lassen. Letztendlich hat er sich diese Form von Holzverarbeitung aber selbst beigebracht, entwickelte eine nahezu feine Fingerfertigkeit. Sein erstes Werk war ein Pferdekopf als Reliefschnitt auf einem 20 mal 20 Zentimeter-Brett. Und schon bald wagte sich Helmut Loewnich an Skulpturen heran. Kurze Zeit später bot er mit dem inzwischen verstorbenen Anton Fischer entsprechende Kurse bei der Katholischen Familienbildungsstätte an der Händelstraße an.
Die erste Figur, die Helmut Loewnich 1986 ohne fremde Hilfe fertigte, war der Petrus - aus Lindenholz. Diese Holzart bevorzugt der Schnitz-Spezialist aus zweierlei Gründen: „Lindenholz hat einerseits eine feste Struktur, ist andererseits aber weich genug zum Schneiden.“ Im Laufe der Jahre entstanden viele Figuren, hauptsächlich Krippenfiguren mit Maria und Josef, mit dem Christuskind und mit Ochs und Esel. Eine dieser Krippen steht in der St. Peter Kirche. Wenngleich grundsätzlich genau und fein gearbeitet werden muss, seien Gesichter der wichtigste und gleichzeitig schwierigste Part. „Ich versuche immer, eine positive Wirkung zu erzielen“, erzählt Helmut Loewnich. Und so lächelt jede Madonnen-Figur. Eine Petrus-Figur hat einen nach oben gerichteten Blick, in sich gekehrt und nachdenklich. Ein kleiner Wandergeselle dagegen scheint aus vollstem Herzen zu lachen.
Mittlerweile bezieht Helmut Loewnich seine Rohlinge von Firmen aus dem Allgäu. Zwar sind hier schon die Konturen vorgefräst, aber äußerst grob. Die Feinarbeit liegt dann beim Meister, und dafür gibt es unzählige Werkzeuge, unter anderem Hohleisen, Geißfuß und Millimeterstich. Nach ungefähr 30 Stunden Arbeit ist das Werk vollendet, mit Wachs gebeizt und poliert.
Kleiner Wilddieb
Unzählige Arbeiten entstanden im Laufe der Jahre, Helmut Loewnich hat sie nicht gezählt. Sein Lieblingsstück ist aber ein kleiner Wilddieb. Seine Ehefrau Eleonore, die selbst Puppen sammelt, zählt die von ihrem Mann geschnitzten Engel und Madonnen zu ihren Favoriten. Ganz klar, dass viele dieser Figuren in der Wohnung der Eheleute stehen. Viel Arbeit für die Dame des Hauses, die die Stücke abstauben muss: „Ich pflege sie aber gerne.“ Stolz ist Helmut Loewnich auf zwei Dinge: für seine Arbeiten erhielt er die Anerkennung von Profis und noch nie musste er eine angefangene Figur wegwerfen, weil er sich „verschnitzt“ hat.