Duisburg. . Im westlichen Ruhrgebiet haben sich seit der Hoeneß-Affäre deutlich mehr Steuersünder mit Vermögen in der Schweiz angezeigt. Seit 2010 sind insgesamt 660 Selbstanzeigen beim Finanzamt für Steuerstrafsachen in Essen eingegangen – Tendenz weiter steigend. Doch der Bundesschnitt liegt noch höher.

Auch Duisburg spürt den Uli-Hoeneß-Effekt: Seitdem der prominente FC-Bayern-Präsident sich selbst wegen Steuerhinterziehung angezeigt hat, haben es ihm deutlich mehr Steuersünder als bisher im westlichen Ruhrgebiet nachgetan. 660 Selbstanzeigen im Zusammenhang mit Kapitalanlagen in der Schweiz sind seit 2010 beim zuständigen Finanzamt für Steuerstrafsachen und Steuerfahndung in Essen eingegangen – Tendenz steigend.

Auch Duisburg profitiert von Welle der Selbstanzeigen

Zwar fallen in das Einzugsgebiet des Finanzamtes für Steuerstrafsachen auch Städte wie Essen, Mülheim und Wesel, so dass die Nachzahlungen aus den 660 Selbstanzeigen nicht ausschließlich aus Duisburg stammen. Zahlen für einzelne Kommunen erhebt die Oberfinanzdirektion NRW nicht. Klar ist jedoch, dass die Nachzahlungen in den öffentlichen Kassen klingen und Duisburg mit seinem Gesamtsteueraufkommen von rund 2,8 Milliarden Euro (2012) indirekt auch von der Welle der Selbstanzeigen profitiert.

Hatte sich die Zahl jener, die Gelder aus Schweizer Kapitalanlagen freiwillig nachversteuern wollten, von 2012 bis 2013 nur um 83 Personen erhöht, so zählte das Finanzamt für Steuerfahndung in den vergangenen zwölf Monaten 209 reuige Steuersünder mehr. Damit hat sich die Zahl der Selbstanzeigen mehr als verdoppelt. Zum Vergleich: Bundesweit hat sich die Zahl 2013 sogar verdreifacht – und sorgt beim Staat insgesamt für Mehreinnahmen von 3,5 Milliarden Euro.

"Sobald ermittelt wird, ist es zu spät"

Der Grund für den enormen Anstieg: Nach Hoeneß’ Selbstanzeige im Januar 2013 hatten Schweizer Banken ihre deutschen Kunden aufgefordert, gegenüber dem Finanzamt reinen Tisch zu machen. Hoeneß hatte bis zu 20 Millionen Euro aus Aktien- und Devisengeschäften abgezweigt. Wer sich rechtzeitig selbst anzeigt, hat gute Chancen auf Straffreiheit oder -milderung.

Ermittlungsdruck sorgt für reinen Tisch

Im November ist die Zahl der Selbstanzeigen in NRWauf den höchsten Wert seit Mai 2010 gestiegen. Insgesamt 660 Bürger zeigten sich wegen Steuerhinterziehung mit Bezug zur Schweiz selbst an. Damit liegt die Gesamtzahl der Eingaben seit Januar 2010 bei 11 602 Fällen.

„Die steigenden Zahlen bei Selbstanzeigen belegen, wie groß das Ausmaß an Steuerhinterziehung ist, aber auch, wie sich der Wind gedreht hat“, erklärt Finanzminister Norbert Walter-Borjans. Die Furcht vor der Entdeckung bleibe Hauptmotiv für die Selbstanzeige.

„Wir rechnen in den nächsten Monaten mit weiteren Meldungen“, so Ingrid Herden, Sprecherin des Finanzministeriums NRW. Voraussetzung für Straffreiheit bei freiwilliger Steuernachzahlung ist allerdings, dass die Einkünfte deklariert sind, bevor der Fahnder klingelt. „Sobald ermittelt wird, ist es zu spät“, sagt Herden. Wer Geld unversteuert auf Schweizer Konten deponiert hat, kann sich bis auf weiteres selbst anzeigen.

Eine Frist gibt es nicht. „Wichtig ist, dass das Gesamtvolumen hinterzogener Steuern angegeben wird“, so Herden. Wer nur einen kleinen Teil anzeigt, kann die Straffreiheit vergessen. Günstig davon kommt sowieso keiner: Zur Steuernachzahlung kommen Zinsen von sechs Prozent pro Jahr und ein Strafzuschlag von fünf Prozent.