Duisburg. Der Chef einer Duisburger Baufirma muss sich wegen Steuerhinterziehung vor Gericht verantworten. Der 54-Jährige soll im großen Stil Schwarzarbeiter beschäftigt und Bücher gefälscht haben. Um ganze 3,6 Millionen Euro soll der Unternehmer die Sozialkassen und das Finanzamt geprellt haben.

Das Verfahren, das am Montag vor dem Landgericht am König-Heinrich-Platz begann, lässt sich als typisch für das bezeichnen, womit es die Wirtschaftsstrafkammer seit Jahren regelmäßig zu tun hat. Mal wieder geht es um die Baubranche, mal wieder um Schwarzarbeit in großem Stil. Ein 54-jähriger Geschäftsführer einer in Duisburg ansässigen Baufirma soll 2004 bis 2007 die Sozialkassen und das Finanzamt um rund 3,6 Millionen Euro geprellt haben.

In großem Stil soll der im Kreis Heinsberg wohnende Angeklagte auf den Baustellen seines Unternehmens, das zunächst in Geilenkirchen ansässig war und 2005 nach Duisburg übersiedelte, Schwarzarbeiter eingesetzt haben. Die sollen entweder gar nicht gemeldet worden sein, oder es soll sehr viel weniger Arbeitszeit angegeben worden sein, als tatsächlich erbracht wurde. Etwas mehr als 2,9 Millionen Euro soll Kranken- und Sozialversicherungen so vorenthalten worden sein. Knapp 700.000 Euro Lohnsteuer sollen laut Anklage dem Fiskus entgangen sein.

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Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Angeklagte seine Taten auf in einschlägigen Fällen durchaus übliche Weise zu tarnen versucht haben soll: Die Buchhaltung soll entsprechend frisiert worden und in großem Umfang Scheinrechnungen von rund einem halben Dutzend Unternehmen eingesetzt worden sein. „Abdeckrechnungen“ im Wert von mehr als vier Millionen Euro listet die Anklageschrift auf.

Angeklagter war nur auf dem Papier Geschäftsführer

Der Verteidiger kündigte an, sein Mandant werde sich „zu den Vorwürfen äußern und kooperativ sein“. Dass damit kein Geständnis gemeint war, machten folgende Einschränkungen deutlich: Der Mandant sei für den größten Teil der Anklage nicht verantwortlich.

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„Er war nur auf dem Papier Geschäftsführer“, so der Verteidiger. Tatsächlich habe der 54-Jährige bereits 2004 unter Panik-Attacken gelitten, sei 2005 durch einen Herzinfarkt völlig aus der Bahn geworfen worden. „Seitdem war er praktisch arbeitsunfähig.“ Der Vorsitzende der Wirtschaftsstrafkammer zeigte sich angesichts dieser Äußerungen verwundert: „Davon ist in dem Jahre währenden Ermittlungsverfahren bisher noch an keiner Stelle die Rede gewesen.“

Für das Verfahren sind bis Mitte April zunächst sechs weitere Verhandlungstage vorgesehen.