Duisburg. . Gummistiefel, Plastikfische und maritime Statussymbole: Von Freitag bis Sonntag präsentieren über 80 Händler in Duisburg Waren und Tipps rund ums Angeln. Bei der Hobbymesse im Landschaftspark Nord werden über 12.000 Besucher erwartet - die meisten von ihnen Männer.

Frauen können dieses Wochenende getrost einen großen Bogen um den Landschaftspark Nord machen – es sei denn, sie wollen wissen, wofür die Herren der Schöpfung ausnahmsweise ohne viel Motzerei ihr Portemonnaie weit, weit öffnen: Es ist Angelmesse in der alten Industriehalle und 12.000 Männer aus ganz Deutschland und den Nachbarländern werden hier stundenlang liebevoll auf Gummistiefel, Plastikfische und maritime Statussymbole schielen. Schweigend in ein Wasserbecken blicken oder fachsimpeln – in ihrem letzten, fast frauenfreien Refugium können sie einfach mal nur Fischjäger sein.

„Oft kommen hier die Väter mit ihren Söhnen hin und kaufen ihnen die erste Kinderangel“, sagt Messe-Leiterin Kathi Geven. Noch häufiger zu beobachten ist jedoch der Kumpel-Faktor: Da reisen komplette Angelclubs auf Vereinsfahrt nach Duisburg, um das Panoptikum der Fischfangkunst an einem einzigen Ort zu bestaunen und zu testen. Ruten, Insektenimitate, Futtermittel – die 80 Händler präsentieren tausendundeine List, die den Angler im entscheidenden Moment schlauer machen soll als den Fisch.

Profi-Vorträge rund um die Messe

Uli Beyer etwa, Händler aus Dortmund, hat die heiß begehrten Japan Wobbler und Ruckköder dabei, hochmoderne, kleine Plastikfische, die sich im Wasser täuschend echt bewegen und den Raubfisch zum Biss verführen sollen. Hinweis für Ehefrauen, die sich Montag nach der Angelmesse über das Loch in der Haushaltskasse wundern: 20 Euro kosten solche Winzlinge. Pro Stück. Auch für den Gegentrend hat Beyer Ware dabei: riesige, bunte Gummiaale – keine Haifischköder, sondern Lockmittel für Hechte. „Wenn wir uns mal in den Fisch hineinversetzen, beißt der eher auf große Beute“, so Beyer, „denn dann hat er mit wenig Aufwand die Backen voll und kann sich wieder zur Ruhe legen.“ Er muss es wissen: Sein größter Fang war ein 2,36 Meter langer Wels, „wie man ihn auch im Duisburger Hafen fangen könnte“. Seine Taktik verrät er in Vorträgen rund um die Messe.

Anreise & Programm

Die Angelmesse in der Kraftzentrale vom Landschaftspark Nord öffnet von Freitag bis Sonntag täglich von 9 Uhr bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet neun Euro. Programm, Anfahrt und Ausstellerliste finden sich im Netz unter www.angelmesse.de.

Über drei Dutzend Expertenvorträge zu jeder vollen und halben Stunde zwischen 10 Uhr und 17 Uhr runden das Programm ab. Den Auftakt macht heute Kenneth Svensson zum Thema „Forellen in Süd-Schweden“, Uli Beyer spricht um 13 Uhr zu Tricks mit Raubfischen. Hechte, Zander, Kunstköder – jede Expertise ist auf der Messe vertreten.

Am Flyfishing Pool finden täglich von 10 bis 16:30 Uhr Vorführungen statt.

Nebst Jagdmessern, Ruten aller Hersteller, warmer Kleidung in sämtlichen Grün- und Braunnuancen darf einer natürlich nicht fehlen: Matthias Hoff, Gewürzhändler aus Schleswig-Holstein. 155 Fischgewürze hat er im Gepäck, für den Fall, dass wirklich mal was an der Angel hängen bleibt. „Die Duisburger müssen ja auch mit Matjesgewürz versorgt werden“, sagt er, „und zwar ohne, dass sie eine Kochausbildung absolvieren müssen.“ Wer lesen kann, kann auch Fisch zubereiten, denn Hoff verpackt Gewürze und Marinaden in absolut männertauglichen Rezepten.

„Sie nehmen Wasser, mischen das Gewürz hinein, umrühren, fertig“, flüstert er über seine Schulter, „damit kann man bei den Frauen immer glänzen – und die Kinder kriegt man weg von den Fischstäbchen.“ Weil die Fischzubereitung neben dem Grillen auch Männerdomäne ist, könnte sein Stand ihr Paradies sein: Hier gibt es Lachs- und Forellenflammbretter, mit denen Angler ihren Fang am Lagerfeuer braten kann. Viel mehr braucht man(n) wirklich nicht.