Duisburg. Wenn Hunde mal müssen, richten sie sich an der Nord-Süd-Achse des Erdmagnetfeldes aus. Das haben Forscher der Uni Duisburg-Essen mit Kollegen aus Prag beobachtet. Die Wissenschaftler vermuten, dass der Magnetsinn, eine Art innerer Kompass, Hunden hilft, sich zu orientieren.

Forscher der Universität Duisburg-Essen haben beobachtet, dass Hunde die Nord-Süd-Achse des Magnetfelds erspüren und sich daran ausrichten, wenn sie mal müssen. Zoologen glauben, dass auch ihre gute Orientierung an ihrem inneren Kompass liegt.

Forscher der Universität Duisburg-Essen haben beobachtet, dass Hunde die Nord-Süd-Achse des Magnetfelds erspüren und sich daran ausrichten, wenn sie mal müssen. Zoologen glauben, dass auch ihre gute Orientierung an ihrem inneren Kompass liegt.

Die BBC London hat schon angerufen, die Los Angeles Times, die Huffington Post und diese Woche filmt das ZDF bei den Zoologen der Uni: So viel Ruhm hat das Team rund um Hynek Burda und Ko-Autorin Sabine Begall mit einem winzigen Budget, einer klugen Frage und einem Haufen unappetitlicher Beobachtungen verdient. Ihre Erkenntnis: Hunde richten sich beim Verrichten ihres Geschäfts an der Nord-Süd-Achse des Magnetfeldes aus. Dass Hunde überhaupt einen Magnetsinn haben und sich gerade deshalb so wunderbar orientieren können, ist die zweite, nicht weniger wichtige Feststellung.

37 Hundehalter haben dazu Beobachtungen gesammelt – mit dabei waren Forscher der Tschechischen Agraruniversität in Prag, aber auch hiesige Kollegen, die beim Gassigehen in Mülheim, Bochum, Recklinghausen und Essen genau hingeschaut haben. Ihre Beobachtungen sind jetzt im Fachmagazin „Frontiers in Zoology“ veröffentlicht worden.

Hunde unterschiedlicher Rassen

Die Forscher beobachteten, wie sich 70 Hunde unterschiedlicher Rassen ausrichteten, wenn sie leinenlos im freien Gelände ihre Blase oder ihren Darm entleerten. Sie dokumentierten mehr als 7000 Fälle, einschließlich der Umweltbedingungen, Lokalität, Tageszeit und Bekanntheit des Terrains für den jeweiligen Hund. „Die anschließende statistische Analyse war für uns jedoch ernüchternd“, so Professor Hynek Burda, „die Tiere schienen keine bestimmte Körperausrichtung während des großen oder kleinen Geschäftes zu bevorzugen.“

Wie ein innerer Kompass für Tiere

Auch Kühe orientieren sich, wenn sie ruhen oder grasen, an der Nord-Süd-Linie, ergänzt Dr. Sabine Begall. Und Füchse machen beim Jagen unter schlechten Sichtverhältnissen erfolgreicher Beute, wenn sie sich ihres Magnetsinns bedienen.

„Wir spekulieren, dass auch Hunde beim Gassigehen eine mentale Karte im Kopf zu haben, die sie mit dem Magnetfeld abgleichen“, so Begall. Auf diese Weise wissen sie vermutlich genau, wo sie sich befinden. Weitere Studien sollen folgen.

Doch dann machten die Forscher eine frappierende Entdeckung: Sie sortierten die gesammelten Daten ein weiteres Mal unter Berücksichtigung der Schwankungen des Erdmagnetfeldes im Zeitraum der Datenerhebung. Diese unregelmäßigen, winzigen Änderungen der Intensität und Richtung der Feldlinien werden von Magnetobservatorien registriert und im Internet veröffentlicht.

Burda: „Das ergab ein ganz neues Bild, das eindeutig und höchst erstaunlich zugleich ist. Die Hunde richteten sich nämlich sehr wohl vorzugsweise entlang der magnetischen Nord-Süd Achse aus. Allerdings taten sie dies nur in den Phasen, in denen das Erdmagnetfeld ruhig war. Auch unsere beliebten Vierbeiner besitzen also nachweislich eine Magnetwahrnehmung.“

Gute Navigationsfähigkeit

Die Ergebnisse dürften viele Hundehalter kaum überraschen, für sie ist die gute Navigationsfähigkeit ihres Schützlings Alltag. Aber nun gibt es eine Erklärung für die „übersinnlichen“ Fähigkeiten – auch wenn nicht ganz klar ist, wofür die Hunde ihren Magnetsinn benutzen. „Für die Wissenschaft ist es auf jeden Fall ein ungeheuer wertvoller Befund“, so Burda, „denn trotz aller Erkenntnisse aus der Zugvogel-Forschung ist der Magnetsinn der Tiere noch immer nicht verstanden.“

Genauer erforscht haben die Zoologen der Uni Duisburg-Essen bereits die magnetische Kompassorientierung bei den in Tunnelsystemen lebenden Graumullen.