Das spektakuläre 3-D-Bild auf der Bahnhofsplatte, mit dem die Universität Duisburg-Essen Ende 2012 tiefe, plastische Einblicke in ihr Uni-Leben bot, ist zwar längst abgewaschen, doch zum 10-jährigen Fusions-Geburtstag ist die Doppelstadt-Hochschule 2013 präsenter denn je: Fast 40 000 Studenten sind an der Uni Duisburg-Essen eingeschrieben. Im nächsten Frühsommer öffnet — wenn auch verspätet – das neue Hörsaal-Zentrum für 1000 Studenten, das bei Baukosten von über zehn Millionen Euro auch ein architektonisches Ausrufezeichen am Neudorfer Campus setzt.

Zum Finale des Jubiläumsjahres kündigte Uni-Rektor Prof. Ulrich Radtke zudem eine dauerhafte Präsenz mitten in der Innenstadt an: Mit Eröffnung des Stadtfensters im kommenden Jahr an der Steinschen Gasse gesellt sich die Universität zu den Bildungseinrichtungen VHS und Bücherei und verlegt ihr „Blaues Haus“ vom Pavillon auf der Königstraße in den Neubau. Die Innenstadt-Anlaufstelle der Uni hat sich ausgezahlt: Dort gehen mittlerweile mehr Erstsemester zu den Beratungen als auf den Campus an der Lotharstraße.

Unis vergleichbarer Größe hätten bis zu 150 Mio Euro mehr zur Verfügung

„Der Fusions-Prozess ist längst Geschichte“, klappt Radtke buchstäblich das Gründungskapitel der gemeinsamen Uni-Werdung zu, die jetzt in einem am Montag präsentierten fast 100 Seiten starken Buch final beschrieben wird. Die Fusion spiele im Arbeitsalltag keine Rolle mehr. Soweit, dass sich Essener und Duisburger als Bürger einer Universitäts-Stadt fühlten, sei es jedoch noch nicht. „So ein Bewusstsein entwickelt sich meist erst nach ein bis zwei Generationen.“

Radkte sieht die Uni trotz ihrer Randlage in Duisburg gut eingebunden. Kooperationen gibt es zuhauf – Kneipenkultur weniger. Nicht nur in dem Bereich kann „Duisburg noch mehr akademische Tradition gebrauchen“, meint der Rektor. Bei 5000 Absolventen im Jahr, von denen viele am Ort bleiben, sei das aber nur eine Frage der Zeit.

Die junge Universität, so betont Radtke, habe aber allen Grund, stolz auf sich zu sein. „50 Prozent unserer jährlich 5000 Absolventen sind Bildungsaufsteiger. Wir sind erfolgreich in Forschung und Lehre.“ So werde etwa der Chemie-Professor Christof Schulz im kommenden März mit dem wichtigsten deutschen Forschungsförderpreis, dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis, ausgezeichnet.

Bezogen auf das Land bedauert Radtke, dass sich die Leistungen der Universität jedoch leider oft nicht auszahlten. So bekämen andere Hochschulen „bei gleichem Output“ für ihre Arbeit vom Land häufig mehr Geld zugewiesen. Alte Universitätsstädte würden hier oftmals bevorzugt. „Wir haben einen jährlichen Haushalt von rund 420 bis 430 Millionen Euro, die Universitätsklinik nicht mitgerechnet. Universitäten vergleichbarer Größe haben 100 bis 150 Millionen Euro mehr zur Verfügung“, sagt Radtke, der eine „faire Mittelverteilung“ anmahnt. 455 Professoren seien an der Universität Duisburg-Essen tätig. Weiteres Personal für Forschung und Lehre könne man in allen elf Fakultäten gebrauchen. Den doppelten Abiturjahrgang habe die Uni gut verkraftet. „Insgesamt haben wir in diesem Jahr rund 6100 Studienplätze für Erstsemester zur Verfügung gestellt.“ Der Rektor rechnet damit, dass zum Wintersemester kommenden Jahres noch einmal eine „große Welle“ von Studienanfängern auf die Hochschule zukommen wird. Dies seien etwas Leute, die derzeit erst einmal noch ein Auslandsjahr oder Praktika machten.