Duisburg. . Wenn Hundehalter auf Radfahrer, Läufer oder Spaziergänger treffen, kann es zu Konflikten kommen. Auch auf dem Kaiserberg in Duisburg habe sich die Situation mit frei laufenden Vierbeinern in den vergangenen Jahren und Monaten verschärft – sagt Frank S. Oynhausen, selbst Hundehalter und Jogger.

Der Dobermann rauscht nur so über die Wiese vor dem Wasserturm auf dem Kaiserberg, läuft mit vollem Tempo auf Flair zu, die Gordon-Setter-Hündin von Frank S. Oynhausen (59). Erst im letzten Moment bremst der Dobermann ab. „Da krieg ich die Pimpernellen“, sagt der 59-Jährige. „Irgendwann beißt der zu“, ruft er der um einiges entfernten Hundebesitzerin zu. „Wieso? Die kennen sich doch“, bekommt er nur als Antwort zurück. Oynhausen geht Kopf schüttelnd weiter.

Es sind Situationen wie diese, die die Emotionen nicht nur zwischen Hundehaltern immer wieder hochkochen lassen. Überall da, wo es wie auf dem Kaiserberg keine Anleinpflicht gibt, ärgern sich auch Jogger, Radfahrer oder Spaziergänger immer wieder maßlos über Vierbeiner, die nicht im Zaum gehalten werden. Die Angst vor einem Biss inklusive.

Konflikte mit Hunden aus dem Ausland programmiert

Ein eingespieltes Team: Frank S. Oynhausen mit Flair an der Sedanwiese – einem Brennpunkt, wie der 59-Jährige sagt.
Ein eingespieltes Team: Frank S. Oynhausen mit Flair an der Sedanwiese – einem Brennpunkt, wie der 59-Jährige sagt. © Tanja Pickartz

„Die Lage hat sich in den vergangenen Jahren und Monaten auf dem Kaiserberg verschärft“, sagt Oynhausen, mit Hunden seit Kindesbeinen vertraut und selbst Jogger. Er ist mit Flair, die ihm aufs Wort horcht, mittlerweile an der Sedanwiese angekommen ist. „Die Wiese ist zu einem Hundeausbildungsplatz geworden. Hier tummeln sich zunehmend Hunde, die aus dem Ausland geholt worden sind und von selbst ernannten Hundeflüsterern Manieren beigebracht bekommen sollen.“ Da seien Konflikte programmiert.

Zum 59-Jährigen hat sich in der Zwischenzeit Susanne Schulten mit Lisa gesellt, einer Mischung aus einem belgischen Schäferhund und einem spanischen Podenco. Sie sagt: „Es herrscht hier auf dem Kaiserberg eigentlich ein friedliches Miteinander, aber es gibt eben immer wieder diese Trupps, die meinen, dass Jogger das Verhalten der Hunde selber interpretieren müssten. Das geht natürlich gar nicht und stört das Klima.“

Was also tun, um gegebenenfalls Schlimmeres zu verhindern?

Erlebnisse mit frei laufenden Hunden

Liebe Leserin, lieber Leser, wir wollen wissen, welche Erfahrungen Sie mit frei laufenden Hunden gemacht haben. Wie beurteilen Sie als Jogger, Radfahrer, Spaziergänger oder Hundehalter die Situation am Kaiserberg oder an anderen Brennpunkten? Schreiben Sie uns bitte eine E-Mail über ihre Erlebnisse an
redaktion.duisburg@waz.de.

Die Stadt sieht grundsätzlich keinen verstärkten Handlungsbedarf, verweist zudem auf drei Beißvorfälle im gesamten vergangenen Jahr auf dem Kaiserberg – zweimal seien Hunde aneinandergeraten, einmal ein Mensch betroffen gewesen. „Die Schuldfrage ist nicht immer eindeutig zu beantworten. Aber wir gehen jedem Fall nach, der uns gemeldet wird“, sagt Rainer Krambröckers vom Ordnungsamt.

Möglicherweise hohe Dunkelziffer bei Beißvorfällen

Für Kampfhunde beispielsweise gebe es eine generelle Leinen- und Maulkorbpflicht. „Bei dramatischen Beißfällen ordnen wir dies aber auch bei anderen Hunden sofort an, inklusive einer Begutachtung durch den städtischen Tierarzt.“ Konkrete Zahlen, wie oft dies im Stadtgebiet tatsächlich umgesetzt worden ist, kann er nicht nennen.

Oynhausen ist überzeugt, dass es bei den Beißvorfällen eine hohe Dunkelziffer gibt. Er appelliert an die Vernunft aller Hundehalter, es gar nicht erst zu Konflikten mit Joggern und Co. kommen zu lassen – nicht nur am Kaiserberg.

Beschwerden, Bußgelder und Beißvorfälle in Duisburg 

Streit wegen frei laufender Hunde gibt es nicht nur auf dem Kaiserberg, sondern laut Stadt auch z.B. an der Sechs-Seen-Platte oder der Regattabahn. Es sind Bereiche, in denen es laut Landschaftsplan der Stadt und Landesforstgesetz keine Anleinpflicht für Hunde gibt, sich die Tiere aber auch nur im sogenannten Einwirkungsbereich des Hundehalters bewegen dürfen.

Zu den grundsätzlichen Freilaufflächen zählen Landschaftsschutzgebiete und alle Waldgebiete sowie die Sechs-Seen-Platte und Rheinwiesen, soweit diese nicht als Naturschutzgebiet ausgewiesen und keine Schafe in der Nähe sind sowie keine Wildtiere beeinträchtigt werden.

Darüber hinaus gibt es pro Stadtbezirk eine ausgewiesene Freilauffläche: Ostufer Toeppersee in Rheinhausen, Grünzug Sonnenstraße in Walsum, Freizeitpark Hamborn, Grünanlage Hagenshof, Halde Essenberg, Grünzug Kaßlerfeld und ein Teilbereich des Biegerparks im Duisburger Süden.

Generelle Anleinpflicht in Park- und Grünanlagen

Eine generelle Anleinpflicht gibt es dagegen unter anderem in Park-, Garten- oder Grünanlagen. Dort seien die Kontrollen für das Ordnungsamt entsprechend leichter. „Da ist ein Verstoß sofort sichtbar“, so Rainer Krambröckers.

Rund 100 Beschwerden über nicht angeleinte Hunde gehen, so Krambröckers, pro Jahr bei der Stadt ein. Die Tendenz sei gleichbleibend. Das gelte auch für die Verwarn- und Bußgelder, die deshalb verhängt werden: rund 140 im vergangenen Jahr. Das fängt bei 35 Euro für einfache Verstöße an und geht mit Bußgeldverfahren – zum Beispiel bei Kampfhunden – ab 100 Euro weiter.

Stadt Duisburg registrierte 113 Beißvorfälle

113 Beißvorfälle habe es 2013 außerdem im gesamten Stadtgebiet gegeben, davon 28 gegen Menschen. Auch hier seien laut Krambröckers keine steigenden Zahlen zu verzeichnen. Es gehe dabei auch nicht immer um frei laufende Hunde, sondern auch mal um den Vierbeiner, der im Treppenhaus zuschnappt. In diesen Fällen handele es sich um Körperverletzungen, die dann auch bei der Polizei angezeigt werden müssten