Duisburg. Auch die kleineren Weihnachtsmärkte in Duisburg spüren die Auswirkungen der Loveparade. Seitdem sind die Auflagen für Veranstaltungen und die damit verbundenen Kosten gestiegen. Sondernutzungsgebühren, Gutachten für den Brandschutz und TÜV-Zertifikate spülen der Stadt kräftig Geld in die Kasse.

Es gibt ihn nicht nur in der City: Auch in den Stadtteilen haben Weihnachtsmärkte lange Tradition. Ohne den Fleiß von ehrenamtlichen Helfer, die Planung von Vereinen vor Ort und finanzielle Unterstützer wären viele dieser Märkte jedoch nicht durchführbar.

Doch in diesem Jahr häufen sich Klagen, dass den Veranstaltern immer mehr Steine in den Weg legt werden. So wird in Wedau bereits darüber nachgedacht, ob die 32. Auflage des Stadtteilweihnachtsmarktes gleichzeitig auch die Letzte gewesen ist.

Auswirkungen der Loveparade

Denn: Was Stadtteilfeste, Schützenvereine und Karnevalsgesellschaften schon seit einigen Jahren spüren, schlägt nun auch bei den Weihnachtsmärkten durch: Die Nachwirkungen der Loveparade. Anträge werden immer komplizierte, Sondernutzungsgebühren und Gutachten für den Brandschutz sowie TÜV-Zertifikate für besondere Installationen immer teurer:

„Seit vielen Jahren werden die Gebühren für erhöht. Jedes Verkehrsschild, das wir aufstellen, lässt sich die Stadt teuer bezahlen. Für uns als Arbeitsgemeinschaft ist das irgendwann nicht mehr zu machen“, resigniert Dieter Wendland, zweiter Vorsitzender des Wedauer Siedlervereins und Federführer der sieben Vereine, die den Weihnachtsmarkt durchführen.

20 Prozent mehr Gebühren

So sollen für Sondernutzungserlaubnis, Straßen- und allgemeine Gebühren in diesem Jahr 600 Euro an die Stadt bezahlt worden sein. „Das sind 20 Prozent mehr als im letzten Jahr“, klagt Wendland. Und nicht nur das liebe Geld bereitet dem Veranstalter Sorgen.

Eine 40 Quadratmeter große Bühne, bisher Mittelpunkt des Marktes und des Showprogramms musste in diesem Jahr aus dem Programm gestrichen werden. Was fehlte war ein neues TÜV-Zertifikat. Wendland: „Wir haben die überdachte Bühne vor 20 Jahren in Eigenarbeit zusammengebaut. Bislang hatte sich die Stadt nicht über die Konstruktion beschwert, wir haben sogar Zuschüsse für das Bühnenprogramm erhalten.“ Doch damit ist jetzt Schluss und die Bühne Geschichte, denn die vom Bauamt geforderte TÜV-Zertifizierung hätte ungefähr 1000 Euro gekostet. Zu viel Geld für die Veranstalter, wie Wendland zugeben muss.

Stadt kommt zu anderem Ergebnis

Fragt man die Stadt, warum solche Hürden einem gemeinnützigen Verein auferlegt werden, mahlen die Mühlen der Verwaltung: Erkundigungen von Bau- und Ordnungsamt müssen eingeholt werden. Das dauert erst einmal. Doch kann rechnet Stadtsprecherin Gabi Priem vor und kommt zu einem ganz anderem Ergebnis: „Der Wedauer Veranstalter hat 25 Euro für GEMA-Gebühren, 55 Euro für den Alkoholausschank und 30 Euro für die Sperrzeitverkürzung bezahlen müssen. Macht unterm Strich 110 Euro, und somit deutlich weniger als im letzten Jahr.“

Dort nämlich wären die Gebühren noch in einer sogenannten Festsetzung bezahlt worden: Einer Sammelerlaubnis für 410 Euro. Auch einer Erhöhung der Sondernutzungserlaubnis, Grundvoraussetzung, um auf einem öffentlichen Straße einen Fest oder einem Markt veranstalten zu können, widerspricht Priem: „Der Veranstalter muss diese nicht zahlen, da er als gemeinnütziger Verein nachweislich steuerbefreit ist.“

Stadt macht lange Ausnahmen

Bliebe noch das Problem der Bühne. Da könne das Bauamt keine genauen Angaben zu machen, heißt es von der Stadt. Priem hat aber eine Theorie: „Wahrscheinlich wurde bislang immer ein Auge zugedrückt.“ Dass das irgendwann nicht mehr funktioniere, hätte dem Veranstalter klar sein müssen.

Auch der Weihnachtsmarkt in Baerl kann ein unbesinnliches Liedlichen vom Antragsstress singen wie Organisatorin Pilita Beltran erklärt: „In den vergangenen Jahren lief eigentlich immer alles reibungslos. Bis auf eine Alkohollizenz haben wir an die Stadt auch keine Gebühren bezahlen müssen.“ Grund dafür: Der zweitägige Weihnachtsmarkt findet auf dem Steinschen Hof, einem Bauernhof statt. Und doch war dieses Jahr etwas anders. Beltran:„Die Stadt verlangte plötzlich ein Brandschutzkonzept.“ Plötzlich war das vor alledem, weil die Veranstalterin, nachdem sie im Juli bereits alle Unterlagen bei der Stadt eingereicht hatte, erst Mitte Oktober wieder etwas hörte: „Und dann sollten wir bis Ende Oktober das Konzept erstellen. Eigentlich nicht machbar.“

Es gelang schließlich doch, mit Hilfe lokaler Politiker und des Bezirksbürgermeisters, der einen staatlich geprüften Brandschutzbeauftragten kurzfristig und kostengünstig (für 1500 Euro, statt bis zu 4500 Euro) auftreiben konnte. Warum das Gutachten erst in diesem Jahr gefordert wurde, konnte die Stadt zwar nicht mehr ermitteln. Wohl aber, warum es so kurzfristig fertig werden musste: „Die Veranstalter hatten zunächst die falsche Unterlagen eingeschickt“, erklärt Priem.