Duisburg. Rücktritt von Multi Development: Jetzt will der Ex-Chef Axel Funke den Modehaus-Neubau im Alleingang realisieren. Mit seiner eigenen Firma kauft er das Innenstadt-Grundstück für rund 5,6 Millionen Euro. Der Rat soll am Montag hinter verschlossenen Türen zustimmen.

Die Stadt verkauft den Bibliotheks-Komplex an der Düsseldorfer Straße zum zweiten Mal: Bereits am Montag soll der Rat hinter verschlossenen Türen die Verträge besiegeln. Mit Multi Development (MD) hat sich der ursprüngliche Käufer aus dem Projekt zurückgezogen — anders als bei dem geplanten Büro-Neubau vor dem Hauptbahnhof ist das definitiv, die schriftliche Erklärung von Multi liegt seit Wochen im Rathaus vor.

Neuer Käufer ist die Fokus Development AG, deren Inhaber Axel Funke bekanntlich zuvor MD-Chef war. Und deshalb wird sich auch an den Plänen für die Neugestaltung der Düsseldorfer Straße nichts ändern: Funke will an dem Standort, den Stadtbibliothek und VHS bald in Richtung Stadtfenster verlassen werden, ein „House of Fashion“ entstehen lassen, auf geplanten 6000 Quadratmetern Verkaufsfläche sollen Modeläden auf dem Nebenarm der Einkaufsmeile für Frequenz sorgen.

Von 25 Millionen Euro als Investitionssumme in den Neubau war zuletzt die Rede. Damit könnte die erst vor wenigen Monaten gegründete Fokus Development AG, die derzeit noch in einer Immobilie aus Funkes Privatbesitz residiert, auch einen neuen Firmensitz erhalten: Das Unternehmen will langfristig selbst in die oberen Büro-Etagen des Neubaus ziehen.

Mode- und Bankhaus verknüpfen

Der Kaufpreis für das städtische Grundstück mit rund 2500 Quadratmetern soll der gleiche bleiben wie beim ersten Verkauf im März dieses Jahres. Nach NRZ-Informationen wird die Stadt rund 5,6 Millionen Euro kassieren.

Mit dem Neueinstieg von Fokus Development gewinnt auch der benachbarte und ebenfalls seit geraumer Zeit geplante Neubau der Volksbank Rhein Ruhr wieder an Fahrt. Beide Projekte sollten von Beginn an verknüpft werden, damit an der Düsseldorfer Straße ein architektonisch hochwertiger Gebäudekomplex entsteht. Für die Fassadengestaltung hatte es bereits einen Wettbewerb gegeben. Nach dem Umbruch bei Multi Development hatte die Volksbank die Gespräche allerdings abgebrochen. Stattdessen sitzt der Bankvorstand jetzt wieder mit dem Projektentwickler am Tisch, mit dem die Planungen ursprünglich begonnen hatten: Axel Funke.

Kommentar: Beweis für Verlässlichkeit auch an anderer Stelle erwünscht 

Nach dem Einstieg des US-Investors Blackstone bei Multi Development bröselten der Stadt in kürzester Zeit die Großprojekte weg: Erst der Stillstand beim Stadtfenster, dann das Ende für den Büroriegel an der Bahnhofsplatte, zuletzt der Neubau auf dem Bibliotheks-Areal. Dass sich jetzt doch wieder etwas bewegt, liegt offenbar an einer Person, die hier verwurzelt ist und nicht nur weiter von der Umsetzung der Projekte überzeugt ist, sondern auch davon, dass sich damit Geld verdienen lässt.

Mit der Übernahme bleibt Axel Funke jedenfalls der Haus- und Hof-Projektentwickler für die Innenstadt. Als MD-Chef hat er das Forum und die Königsgalerie realisiert, jetzt geht er mit eigener Firma anteilig das Stadtfenster und den Modehaus-Neubau an.

Eine solche Verlässlichkeit wünscht man sich auch an anderer Stelle. Dass die Politik beim Entwickler des Outlet-Centers in Hamborn und seiner nebulösen Finanzkraft endlich die Reißleine zieht, ist längst überfällig.