Duisburg. Das erklärte Einnahmeziel von fünf Millionen Euro wird der MSV Duisburg weit verfehlen. Ursache ist der weiterhin ausstehende Schuldenschnitt, der erneut die Aufsichtsräte kommunaler Unternehmen beschäftigt: Stimmen sie einem vorliegenden Kompromiss zu, drohen ihnen rechtliche Konsequenzen.
In wie weit Steuergelder und Gebühren in den Profifußball fließen dürfen, wird kommende Woche wieder die Aufsichtsgremien kommunaler Unternehmen beschäftigen.
Der Schuldenschnitt beim MSV steht weiterhin aus, weil längst nicht alle Hauptgläubiger auf die verabredeten 80 Prozent ihrer Gelder verzichten wollen. Der Kompromissvorschlag, den der MSV präsentiert hat, sieht drei Ausnahmen vor. Doch genau dieser Punkt stellt die Aufsichtsräte der Wirtschaftsbetriebe sowie der Stadtwerke als Hauptsponsor vor Probleme.
Rechtliche Folgen für Stadt-Töchter
Würden sie diesem Kompromiss zustimmen, müssten sie mit rechtlichen Folgen rechnen. Die Aufsichtsräte müssten sich vor allem für den Verstoß gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz rechtfertigen: Warum sollten private Geldgeber beim Schuldenschnitt besser gestellt werden als die durch Gebühren und Steuern finanzierten Stadt-Töchter? Ein internes Rechtsgutachten, das den Aufsichtsräten kommende Woche vorliegen wird, kommt zu dem Fazit, dass die Zustimmung zu dem Kompromiss nicht zu empfehlen sei. Jetzt soll der MSV mit denjenigen Gläubigern nachverhandeln, die nicht in vollem Umfang mitziehen wollen.
Der Verein steckt dazu seit Wochen in Gesprächen, konnte den Knoten aber bislang nicht durchschlagen. „Wir arbeiten mit Hochdruck an einer Lösung, mit der sich jeder Gläubiger identifizieren kann“, sagt MSV-Boss Udo Kirmse. Zu Details der Verhandlungen will er sich nicht äußern.
Der Kompromiss, der bislang vorliegt, sieht wie berichtet Sonderkonditionen für Walter Hellmich vor. Zwar hatte der Baumogul und Ex-Präsident in einem Sportmagazin signalisiert doch mitzuziehen und insgesamt auf eine Million Euro zu verzichten. Bestätigen will das aber niemand und der Verein laufende Gespräche nicht kommentieren. Weiterhin will der börsennotierte Anbieter des Ticketverkauf-Systems nur auf 45 Prozent der offenen Abrechnungen in Höhe von 400.000 Euro verzichten. Auf nahezu vollständige Rückzahlung von 800.000 Euro - wenn auch ab 2017 in Raten - drängt allerdings das Internationale Bankhaus Bodensee (IBB).
Ausbleibender Schuldenschnitt blockiert Fan-Anleihe
Die Privatbank hat sich in vergangenen Jahren einen gewissen Ruf im Fußball erworben, ist in dieser Nische mit Krediten und Transfer-Finanzierungen selbst erklärter „Marktführer in Deutschland“. Laut Medienberichten soll fast die Hälfte der Erst- und Zweitligisten zu den Kunden zählen und die Bank auch dann noch Kredite vergeben, wenn alle anderen abwinken. Genau diese Möglichkeit hatte auch der MSV genutzt, als ihm in der letzten Winterpause das Wasser bis zum Hals stand. Doch so bereitwillig das Bankhaus als Kreditgeber erscheinen mag, so bedingungslos könnte es bei der Abwicklung solcher Hochrisikogeschäfte agieren.
Der Schuldenschnitt zieht sich deshalb wie Kaugummi, auch fünf Monate nach der „Elefantenrunde“ mit den wichtigsten Geldgebern ist der Abschluss nicht in Sicht. Aus diesem Dilemma schlittert der Verein ins nächste: Der ausbleibende Schuldenschnitt blockiert die Fan-Anleihe. Bis Ende des Jahres wollte der MSV fünf Millionen Euro einsammeln. Doch von diesem Ziel ist der Verein genauso weit entfernt wie von der Ersten Liga.
Zeichnungsfrist bis Saisonende
Mit rund 400.000 Euro hat der Verein nicht einmal ein Zehntel der Zielsumme zusammen. Nach dem ersten Ansturm auf die Schmuck-Urkunden ist das Interesse versandet. Kein Wunder: Solange die wirtschaftliche Zukunft des Drittligisten nicht gesichert ist, wird niemand sein Geld in Papiere stecken, die selbst mit Schuldenschnitt eine Risikoanlage bleiben.
Logische Konsequenz: Die Zeichnungsfrist wird verlängert. „Der Antrag ist bereits bei der BaFin eingereicht“, sagt MSV-Geschäftsführer Bernd Maas. Er hat keine Bedenken, dass die Bundesfinanzaufsicht etwas dagegen hat. „Wir können die Zeichnungsfrist maximal bis zu einem Jahr verlängern.“ Ausreizen wird der Verein das aber wohl nicht. „Denkbar wäre eine Zeichnungsfrist bis zum Ende der laufenden Spielzeit“, sagt Maas.