Duisburg. Der MSV Duisburg will ein Kaufangebot für sein Stadion abgeben, dafür braucht der Verein aber die Zustimmung von Walter Hellmich zum Schuldenschnitt. Denn sonst lösen sich die Absprachen des Gläubiger-Moratoriums in Luft auf, sagt der Dinslakener Bauunternehmer und fordert eine Klarstellung des Vereins.

Die MSV-Arena steht als schmuckes Modell unter einem Glaskasten. An einem Stand auf der Expo-Real in München, der größer ist als die Ausstellungsfläche der Revierstädte Essen, Dortmund und Hamm zusammen: Baumogul Walter Hellmich nutzt das Arena-Modell als Beispiel für die zahlreichen Stadien, die er entwickelt und gebaut hat; in Aachen, Ingolstadt und Warschau, derzeit baut er die Tribünen bei den Zweitligisten FSV Frankfurt und bei St. Pauli am Millerntor um. Bekanntlich gehört ihm auch noch ein Drittel der Schauinsland-Arena, die der MSV übernehmen will.

Zu diesem Plan braucht der Verein zwingend die Zustimmung von Hellmich zum Schuldenschnitt, denn sonst lösen sich die Absprachen des Gläubiger-Moratoriums in Luft auf. So hängt die Zukunft des MSV Duisburg erneut von dem Mann ab, der bereits in den vergangenen Jahren die zentrale Rolle im Verein gespielt und zuletzt zunehmend polarisiert hat.

Hellmich hält wenig vom geplanten Schuldenschnitt

Doch im Gespräch mit der NRZ macht Hellmich deutlich, dass er von dem geplanten Schuldenschnitt und den Vorgängen beim MSV wenig hält. „Das geht gar nicht. So kann man doch nicht mit dem Geld anderer Leute umgehen. Das ist völlig unseriös“, schimpft Hellmich. „Da sind weiterhin Leute am Werk, die den Verein herunter gewirtschaftet haben. Was bringt der Schuldenschnitt, wenn der MSV in fünf Monaten wieder in der gleichen Lage ist?“ Hellmich erinnert an seinen Brandbrief, den er angesichts der Lizenz-Turbulenzen an die MSV-Spitze geschrieben hatte. „Der hat heute noch mehr Bedeutung als damals“, sagt er. Als „Totengräber“ hatte Hellmich darin „gewisse Leute“ bezeichnet, die den Verein in den vergangenen Jahren „hingerichtet“ hätten.

Der Stachel sitzt tief bei Bundesverdienstkreuzträger aus Dinslaken, der acht Jahre MSV-Präsident war und unter dessen Ägide der Verein zweimal in die Bundesliga aufstieg. Noch in der letzten Winterpause hatte er dem MSV mit einem Kredit von 600.000 Euro das Überleben in der 2. Liga gesichert, in der Sommerpause mit weiteren 360.000 Euro die vermeintlich letzte Lücke für die Lizenz geschlossen. „Aber feiern lassen haben sich dafür andere Leute“, ärgert sich Hellmich. Als dem MSV die Lizenz verwehrt wurde, war er der Buhmann. Deshalb fordert er eine Klarstellung seitens der Verantwortlichen des Vereins. „Sie sollen einfach die Wahrheit sagen und erklären, wie es genau gelaufen ist und auflisten, wer das Geld gegeben hat, entweder in einer Presseerklärung oder Pressekonferenz.“

Gesprächsrunden abseits des Messerummels

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Hellmich hat alle Trümpfe in der Hand, er kann gelassen zuschauen, während die Uhr für den MSV abläuft. Bei dem geplanten Schuldenschnitt von 80 Prozent müsste er auf rund 800.000 Euro verzichten. Bei einem Verkauf des Stadions wären es wohl noch deutlich mehr. Doch auch hier scheint die Bereitschaft des Bauunternehmers gering. „Da soll ein Stadion im Wert von fast 40 Millionen Euro für ein paar Millionen verkauft werden, weil bestimmte Leute nicht mit Geld umgehen können“, sagt er. Schließlich sei die Stadionmiete unter seiner Amtszeit wie geplant gezahlt worden, von den 35 Mio Euro an Krediten seien 17 Mio Euro getilgt worden. „Und auf einmal soll das nicht mehr funktionieren?“, wundert sich Hellmich.

So drehten sich in München, wo zu zur Zeit ohnehin alle maßgeblichen Entscheider versammelt waren, viele Gespräche im Hintergrund um die Zukunft des Traditionsclubs und vor allem um eine Stadionlösung: Minister, Bankenbosse, Stadiongesellschafter und die Stadtspitze saßen abseits des Messetrubels in Runden zusammen. Doch den Bauunternehmern Hellmich davon zu überzeugen, ohne weiteres auf Großteile seines investierten Geldes zu verzichten, dürfte ihnen schwer gefallen sein.