Duisburg. Beim ersten Test des neuen Duisburger Warnsystems fielen neun Sirenen komplett aus, vier funktionierten nur eingeschränkt. Diese Ausfallquote ist laut Feuerwehr nicht zu akzeptieren. Doch selbst wenn in Zukunft alle Sirenen funktionieren sollten: In Gebäuden sind sie dennoch kaum zu hören.
Das neue Sirenensystem sorgt weiter für Diskussionsstoff. Vor allem, nachdem Stadt und Feuerwehr jetzt ihre erste Analyse vorgelegt haben. Denn dass viele Bürger die Heultöne beim Premieren-Probelauf vor genau einer Woche gar nicht gehört oder sie als zu leise empfunden haben, hat seinen guten Grund: Fast jede fünfte Sirene funktionierte nicht so wie sie eigentlich sollte. Bei neun der Anlagen lautet die Diagnose: Totalausfall.
Der Ärger ist groß, erst recht bei der zuständigen Feuerwehr: „Die Ausfallquote der Sirenen ist nicht zu akzeptieren“, lautet der Kommentar. Zusammen mit der Firma, bei der man das eine Million Euro teure System gekauft hat, werde jetzt nach Möglichkeiten gesucht, solche Fälle zukünftig zu verhindern.
Im „Forum“ brannte die Sicherung durch
Anhand der Karte wird verdeutlicht, warum Einwohner in Wehofen, Beeckerwerth, in der Altstadt, in Duissern, Neudorf und Wanheimerort von dem Probealarm überhaupt nichts gehört hatten: Dort haben die Sirenen, insgesamt sind es neun (rote Kreise) den Dienst vollkommen verweigert. Bei vier Sirenen erfolgte zwar eine Auslösung, jedoch nicht wie gewünscht mit allen Signalen (orange Kreise).
Die abgestellten „Horchposten“ der Freiwilligen Feuerwehr haben festgestellt, dass von den 67 installierten Hochleistungssirenen tatsächlich nur 54 Geräte reibungslos liefen (grüne Kreise).
Bei den Ursachen für die Ausfälle tappt die Feuerwehr im Dunkeln. So blieb zum Beispiel auch mitten in der Innenstadt die Sirene auf dem Dach des Einkaufszentrums „Forum“ still. Dort habe eine Sicherung ausgelöst, heißt es in der Analyse. Doch warum genau? Die Gründe seien „bisher unbekannt“. Bei zwei weiteren Fällen habe man die Ursache ermittelt können, teilte die Stadt zwar mit. Doch dass zwei Anlagen in Rheinhausen keinen Strom hatten, war bereits einen Tag vor dem Probelauf bekannt: An der einen leer stehenden Schule waren wie berichtet Kabeldiebe am Werk und hatten die Elektroleitungen abmontiert, an der anderen Schule war aus Rücksicht auf mögliche elektrische Defekte längst der Saft abgedreht. Laut Feuerwehr seien die Elektriker zwar am Tag vor dem Test noch an den Standorten gewesen, geholfen hatte das aber wohl nicht.
Selbst wenn alle Anlagen beim nächsten Probealarm im Frühjahr Saft haben sollten: Eines der Grundprobleme lässt sich nicht aus der Welt schaffen. In geschlossenen Räumen werden die Sirenen auch weiterhin nur gedämpft oder gar nicht zu hören sein. „Der Schallpegel ist für eine Warnung im Freien ausgelegt“, erklärt Stadtsprecher Peter Hilbrands. In dem Radius um die einzelnen Sirenen (in der Karte dargestellt durch den Kreis) ist ein Lautstärkepegel von 65 Dezibel gewährleistet. Doch 65 Dezibel sind mit einer Unterhaltung vergleichbar. Dass die Heultöne in Häusern nicht zu hören seien, liege auch an der zunehmend verstärkten Dämmung oder am Umgebungslärm.
839 Rückmeldungen von Bürgern
Da sich die Sirenen nicht lauter stellen lassen, bleibt nur die Möglichkeit vereinzelt „stärkere“ Geräte zu installieren oder die Lücken mit weiteren Sirenen zu füllen. Dass wollen Stadt und Feuerwehr aber erst nach dem nächsten Probealarm prüfen. Dann sollen alle Sirenen funktionieren.
Und auch dann hofft die Feuerwehr wieder auf die Rückmeldungen der Bevölkerung. Über das neu geschaffene Online-Formular (abrufbar über die Internetseite der Stadt) und das Callcenter seien inzwischen 839 Meldungen eingegangen. „Diese sind für die Bewertung der Flächenabdeckung des Systems elementar wichtig“, sagt Hilbrands. Die Feuerwehr bittet daher alle Bürger weiterhin um Rückmeldung. Die Auswertung soll in Kürze erfolgen.