Duisburg. Ab 2014 beendet die Agentur für Arbeit in Duisburg die Finanzierung der Gemeinwohlarbeit. Bisher 1800 Stellen für Ein-Euro-Jobber werden auf 600 reduziert. Grund dafür ist unter anderem gestiegener Personalbedarf in der Verwaltung aufgrund der erwarteten Antragswelle durch osteuropäische Zuwanderer.

Wer im nächsten Jahr schwere Brocken auf einem der vier Recyclinghöfe der Wirtschaftsbetriebe abgeben will, sollte entweder gut bei Kräften sein oder helfende Hände mitnehmen. Denn Projekte wie der „Raustrage-Service“ finden dann bei den Wirtschaftsbetrieben nicht mehr statt. Es ist kaum Geld mehr da für „Ein-Euro-Jobber“, die unter anderem den Duisburgern beim Schleppen helfen.

Denn zum ersten Januar 2014 streicht die Duisburger Agentur für Arbeit die Finanzierung der Gemeinwohlarbeit zusammen, weil sie mehr Geld für Verwaltungsarbeit benötigt: um die Leistungsabteilung aufzustocken, um zusätzliches Personal für die zu erwartende Antragswelle von Rumänen und Bulgaren einzustellen und um die beschlossene Tariferhöhung zu bezahlen. Macht unter dem Strich elf Millionen Euro — und entsprechend eine Stellenkürzung bei den Ein-Euro-Jobbern von 1800 auf offiziell 600 im nächsten Jahr.

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 Wobei die 600 Stellen einen Jahresdurchschnitt darstellen. In der Realität werden es 500 Stellen sein, weil viele der bisher 1800 Arbeitsmaßnahmen noch in den Januar, Februar hinein gehen und deshalb auf das neue Haushaltsjahr angerechnet werden.

130 säubern unter anderem Parks und Spielplätze

Welche Auswirkungen das für die Duisburger haben wird, weiß zum Beispiel Silke Kersken, Sprecherin der Wirtschaftsbetriebe ganz genau. „Dann werden zusätzliche Maßnahmen, die von der Stadt nicht bestellt wurden, auch nicht mehr durchgeführt.“ Dazu zählen zum Beispiel zusätzliche Reinigungsintervalle in den städtischen Parks, kleinere Reparaturen an Bänken oder Spielgeräten, die die Wirtschaftsbetriebe mit Hilfe ihrer 130 Ein-Euro-Jobber „mal eben“ ausführen konnten.

160 helfen in Kitas und in Schul-Büchereien

Auch Uwe Linsen, Geschäftsführer der Gesellschaft für Beschäftigungsförderung, fürchtet erhebliche Auswirkungen für die Bürger. Rund 100 Ein-Euro-Jobber betreiben in Duisburger Schulen die Büchereien. Ein Angebot, das wahrscheinlich drastisch reduziert werden wird. Auch die etwa 60 Ein-Euro-Jobber, die in Kindertageseinrichtungen beispielsweise beim Frühstück machen helfen, oder den Mitarbeitern in Jugendzentren unter die Arme greifen, wird es künftig wahrscheinlich nur noch drastisch reduziert geben. „Da müssen wir noch mal mit der Agentur reden“, hofft Linsen auf ein Einsehen.

Nur realistisch scheint das nicht. Zwar hat der Verwaltungsausschuss, in dem Vertreter der Stadt und der Arbeitsagentur sitzen, noch nicht über die Umschichtung der Mittel entschieden. Aber die Mehrheitsverhältnisse liegen mit 4:3 Stimmen bei der Arbeitsagentur. Da fällt die Aufforderung des städtischen Sozialausschusses, gegen diese Umschichtung zu stimmen, schon unter die Rubrik „Symbolik“.

389 sind alleine beim Diakonischen Werk tätig

Von einer „Katastrophe“ spricht Sieghard Schilling, Geschäftsführer des Diakonischen Werks: „Duisburg hat nun mal einen anderen Arbeitsmarkt als beispielsweise Freiburg. Hier sind 45 Prozent aller Arbeitslosen Langzeitarbeitslose, die nicht ,als Sahnehäubchen’ mal eben schnell in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt werden können.“

Egal ob Kaufhäuser der Diakonie, Bereiche in der Pflege oder Garten- und Landschaftsbau, die Mittelstreichung wird beim Diakonischen Werk und den anderen Trägern in Duisburg drastische Einschnitte hinterlassen. Vielleicht auch bei den eigenen Mitarbeitern. Schilling prophezeit: „Da wurden über die Jahre Strukturen aufgebaut, die nun zerschlagen werden. Bei dem einen oder anderen Träger heißt das auch betriebsbedingte Kündigung.“ Und für die Duisburger Langzeitarbeitslosen bedeute, so Schilling, die neue Einsparungswelle: „Wir fallen raus.“

62 sind in vier Projekten bei der Werkkiste aktiv

Rausfallen werden auch die 62 jungen Langzeitarbeitslosen der Werkkiste. Vier Projekte gibt es derzeit für je 16 Personen starke Gruppen. Die mobile Werkstatttruppe hat gerade die Eisenbahnwaggons in Beeckerwerth saniert, die als Jugendzentrum dienen. Eine weitere Mannschaft baut ein Duisburg-Modell 1 : 100 und beschäftigt sich dabei mit seiner Stadt. Eine dritte Gruppe kümmert sich um Senioren und junge Mütter in Bruckhausen und Marxloh. Und weitere 16 Jugendliche möbeln gespendete Fahrräder auf und geben sie gegen kleines Geld an Bedürftige ab.

„Es bricht jetzt nichts dramatisches für die Bevölkerung zusammen, wenn die Gelder für die Projekte gestrichen werden. Aber ich befürchte, dass diese Jugendlichen dann wieder auf der Straße rumhängen“, meint Werkkiste-Leiter Norbert Geier: „Wir sind denen richtig auf den Sack gegangen, wenn die nicht bei uns aufgetaucht sind, damit die Jugendlichen sich rühren.“ Damit ist es wohl schon bald vorbei.