Duisburg. 65 Bewerber hatten Ende September in Duisburg noch keine Lehrstelle - obwohl 128 Ausbildungsplätze unbesetzt sind. Die Regionale Ausbildungskonferenz will nach Lösungen für die noch unversorgten Bewerber suchen. Außerdem soll die Berufsorientierung stärker in den Schulunterricht eingebracht werden.
Haben Arbeitgeber, die einen Fachkräftemangel beklagen oder zumindest befürchten, die Chance verpasst, die der doppelte Abitur-Jahrgang in diesem Jahr geboten hat? Um über zehn Prozent stieg die Zahl der Bewerber um einen Ausbildungsplatz, doch gleichzeitig ging die Zahl der bei der Arbeitsagentur gemeldeten Ausbildungsstellen um über zehn Prozent zurück. „Ein größerer Rückgang, als wir erwartet haben“, kommentierte der Leiter der Duisburger Agentur für Arbeit, Ulrich Käser, die Zahlen, die jetzt von der Regionalen Ausbildungskonferenz bekannt gegeben wurden.
Für die Bewerber sieht es allerdings ganz gut aus: „Der regionale Ausbildungsmarkt zeigt sich robust“, fasst Wolf-Eberhard Reiff (IHK) die Einschätzung der Ausbildungskonferenz zusammen. Ende September waren in Duisburg nur noch 65 Bewerber unversorgt. Ihnen standen 128 unbesetzte Ausbildungsstellen gegenüber. Insgesamt waren der Arbeitsagentur 2905 Ausbildungsplätze gemeldet worden (-10,7 %). Die Zahl der Bewerber stiegt von 3440 im vergangenen Jahr auf 3802 in diesem Jahr an. Da nicht alle Ausbildungsstellen dem Arbeitsamt zu Vermittlung gemeldet, sondern auf anderen Wegen vergeben werden, Schulabgänger lieber den Weg ins Studium wählen oder ein Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren, schrumpfte die Differenz auf 65 unversorgte Bewerber.
Nachvermittlung
Doch auch für sie wird nach Lösungen gesucht: „An diejenigen Jugendlichen, die aktuell noch keine Lehrstelle gefunden haben, appellieren die Mitglieder der Regionalen Ausbildungskonferenz, die Chancen der gemeinsamen Nachvermittlung zu nutzen.“ Betriebe sollten zudem wieder frei werdende Ausbildungsstellen umgehend melden.
Die Teilnehmer der Regionalen Ausbildungskonferenz appellieren vor dem Hintergrund des demografischen Wandels an die Unternehmen und werben nachdrücklich dafür, weiter in Ausbildung zu investieren. Angelika Wagner (DGB): „Man sollte nicht darauf hoffen, dass der Markt schon alles regeln wird.“
Zwar zeigt sich Frank Bruxmeier, Geschäftsführer des Bildungszentrums des Handwerks, grundsätzlich zufrieden, beklagt aber, dass „es das Handwerk nicht geschafft hat, mehr Abiturienten für eine duale Ausbildung zu interessieren.“ Man könne eben mit den Astrophysikern nicht immer mithalten.
Fachkräftemangel sei branchenabhängig
Elisabeth Schulte (Arbeitskreis Schule/Wirtschaft) unterstrich, dass der Fachkräftemangel branchenabhängig sei und sich beispielsweise in der Pflege stark bemerkbar mache.
Mit der neuen Landesinitiative „Kein Abschluss ohne Anschluss“ soll die Berufsorientierung noch stärker in den Fokus des Schulunterrichts gebracht werden. Dies gelte sowohl für duale Ausbildungen wie für die Orientierung, welches Studium in Frage kommen könnte, um Abbrecherquoten gering zu halten.