Duisburg.

Der Abend beginnt mit Jerome Robbins’ traumschöner Choreographie „Afternoon of a Faun“ zu Debussys Orchesterstück: Nicole Morel und Alexandre Simões tanzen das Paar, dessen romantische Begegnung in einem Ballettsaal zart vorbei zieht wie ein sanfter Kuss.

Der Abend führt über Hans van Manens Choreographie „Without Words“ zu vier Mignon-Liedern von Hugo Wolf, die ohne Stimme bleiben: Eine Folge von Pas des Deux, in der eine Frau (Julie Thirault) von drei Männern (Marcos Menha, Bogdan Nicula, Paul Calderone) umworben wird – angelegt wie eine Versuchsreihe über Sehnsucht und Verlangen.

Tröstliche Antwort auf den Tod

Zwei kurze, dichte Werke, denen beim Ballettabend b.16 eine monumentale Choreographie folgt: 70 Minuten lang erforscht Martin Schläpfer in „Nacht umstellt“ die menschliche Existenz. Dabei lässt er Franz Schuberts Musik auf die dürren, verschatteten Klänge des 1947 geborenen Sizilianers Salvatore Sciarrino treffen, die in die Stille reichen, wenn nur noch Atmung und Herzschlag bleiben. Eine Reise, die mit Schuberts „Deutschen Tänzen“ beginnt – in strengen, aber charmanten Tanzfiguren – und dann ins Dunkel führt. Die Nacht ist das Reich der Angst, der Erinnerungen, der Trauer, des Absurden.

Zum 1. Satz von Schuberts „Unvollendeter“ hat Schläpfer ein Solo für die wunderbare Yuko Kato choreographiert, in der die Tänzerin manchmal von einer Last zu Boden gedrückt erscheint und auch mit kleinen Gesten spricht. Der 2. Satz der Sinfonie mündet in Sciarrinos Schattenwelt. Tiefer und tiefer geht es in einen Alptraum, in dem Tänzergruppen wie finstere Wolken vorbeiziehen, Männer skurril auf der Spitze tanzen, Ballerinas bedrohlich stampfen und schwankende, fallende Figuren von Melancholie und Vergeblichkeit entstehen. Und dann endlich, nach fast unerträglicher Anspannung die Erlösung – süß und sanft mit Schuberts Gesang von der „Nacht“ mit Sternen in „blauer Ferne“. Eine romantische, tröstliche Antwort auf den Tod.

Großer Beifall für die fantastischen Tänzer, die Duisburger Philharmoniker unter Wen-Pin Chen – und Martin Schläpfer, den Tiefschürfenden.