Duisburg-Rheinhausen. . Duisburger Philharmoniker brachten mit ihrem Blechbläserensemble die Kultur in den Stadtteil und sind begeistert vom Veranstaltungsort. Sie wollen wiederkommen
Die Kultur in die Stadtteile zu bringen, das ist die löbliche Idee der Duisburger Philharmoniker, die gerade mit ihrem Blechbläserensemble Rhein Brass & Friends unter der Leitung von Christopher Houlding in die Bezirke ausschwärmen – und auch in der Rheinhausen-Halle gastierten. Immerhin 300 Zuhörer nahmen das Angebot dankend an und bekamen ein Konzert der Extra-Klasse geboten, von Musikern, die normalerweise die „zweite Geige“ in dem symphonischen Orchester spielen. Hier aber standen die Männer aus den hinteren Reihen im Rampenlicht, und zeigten ihre Spielfertigkeit und musikalische Präzision bei Stücken, die sie selbst zu diesem großartigen Konzert ausgewählt hatten – und machten ganz schön „Brass“.
Angefangen von der Ouvertüre aus Giuseppe Verdis „La forza del destino“, die der Dirigent eigens für Trompeten und Posaunen arrangiert hatte, führte es zu der schönen Arie „Che faro senza Euridice“ aus Christoph Willibald Glucks Oper „Orphee e Euridice“, die Evelyn Klaunzer im Mezzosopran gut interpretierte, obwohl sie eigentlich für Countertenöre geschrieben war. Und es blieb klassisch: Mit Auszügen aus den Suiten zum Ballett „Nussknacker“ von Pjotr Iljitsch Tchaikowsky aus dem Jahre 1892 ließ das Duisburger Bläserensemble die Zuhörer vor dem bildlichen Auge durch Arabien, China und Russland tanzen.
„Bravo“-Rufe aus dem Publikum
Dass der verstorbene Queen-Frontmann Freddy Mercury ein genialer Komponist war, der sowohl große Oper, aber auch Swing konnte, zeigten die 14 Musiker bei ihrem von Peter Lorenz arrangierten Medley der drei Queen-Songs „Fat Bottomed Girls“, „Crazy little thing called love“ und dem vielleicht besten Stück der Rockgruppe: „Somebody to love“. Mutig metallisch mitreißend eröffneten sie den damals anstößigen Song des „Queen-Jazz“-Albums, und zum Schluss spielten die Trompeter und Posaunisten sogar den vertrackten Gospel-Chorsatz aus „Somebody to love“, den Freddy Mercury auch mit Eigensamples aufgenommen hatte, im verwirrenden Wechsel blechern nach – und wurden mit „Bravo“-Rufen aus dem Publikum bedacht.
Viele Stücke waren überraschend, denn Rhein Brass gruben auch in den Weiten der Archive nach vergessenen Schätzchen und kramten das Posaunensolo im Adagio aus der Orgelsymphonie von Camille Saint-Saens hervor: und das gleißende Scheinwerferlicht fiel auf einmal auf die vier Posaunisten der Formation, die es schwelgerisch tragend spielten - oder sie entdeckten das von Salvatore Cardillo geschriebene neapolitanische Lied „Cor ingrato“ neu, an dem sich schon Enrico Caruso versucht hatte.
Natürlich wurde es noch jazzig, als die Musiker schon längst ihre Jacketts abgelegt hatten und Christoph Houlding in lila Hemd fetzig wie ein Bandleader dirigierte. Die Trompeter Flavius Petresca und Thomas Hammerschmidt übernahmen in bester Chet Baker-Manier die Soloparts der Stücke „I got rhythm“ von George Gershwin oder „Caravan“ von Duke Ellington, brillierten hier mit Wah-Wah-Effekten, die sie aus ihrem Instrument herausholten.
Abschließend gab es noch den Song „All I ask of you“ aus dem Musical „Phantom der Oper“, in dem aber die beiden Solisten Ralph von Daal und Evelyn Klaunzer Schwierigkeiten hatten, gegen die geballte Blechbläserschaft anzusingen. Trotzdem – es gab großen Beifall und der Intendant der Philharmoniker Alfred Wendel sagte: „Die Akustik der Rheinhausenhalle ist so phänomenal, hier werden wir jetzt öfters auftreten.“ Hoffentlich.