Oper und Ballett einem jugendlichen Publikum nahezubringen, ist Aufgabe der Musiktheaterpädagoginnen der Rheinoper. Genau so vielfältig und abwechslungsreich wie die Choreographien des Ballettabends „b.16“ geht Maike Fölling daran, eine neunte Klasse der Ruhrorter Aletta-Haniel-Gesamtschule auf den Besuch vorzubereiten.

Weil Jerome Robbins Choreographie zu Debussys „Afternoon of a Faun“ vor den Spiegeln eines Ballettsaals getanzt wird, gibt Fölling den 17 Schülern die Aufgabe, sich vor einen imaginären Spiegel zu stellen und mit dem anderen zu flirten. Zu Hans van Manens „Without words“ sollen die Schüler pantomimisch Begegnungen zwischen Mann und Frau durchspielen. Bei dieser Übung in der Schul-Turnhalle werden die kleinen Szenen erst ohne, dann mit der Musik von Hugo Wolf gespielt. „Überlegt, wann ihr losgeht. Wie schnell bewegt ihr euch? Geht ihr mit oder gegen die Musik?“ Die Schüler kostet es Überwindung, etwas vorzuspielen, doch als es für jede Gruppe spontanen Beifall gibt, sinken Verlegenheit und Lampenfieber.

Die Schüler haben schon eine ganze Reihe von Vorstellungen im Theater besucht, darunter auch verschiedene Ballette, denn die Firma Haniel bezahlt regelmäßig Theaterkarten. Mittlerweile ist das Interesse sogar so groß, dass die Klasse sich spontan selbst Karten für den „Barbier von Sevilla“ kaufte.

Ängstliche Nachtmusik

Am intensivsten fällt die Vorbereitung auf Martin Schläpfers „Nacht umstellt“ aus. Um ein Gefühl für die unterschiedlichen Stimmungen der Nacht zu bekommen, führen sich die Schüler mit geschlossenen Augen durch den Raum. „Ich hatte immer ein bisschen Angst“, weil ich nicht wusste, ob ich mit jemandem zusammenstoße“, gesteht Hilal.

Als ängstliche Nachtmusik stellt Maike Fölling Salvatore Sciarrinos geisterhaftes „Shadow of sound“ vor. Die ausgedünnten und geräuschhaften Klänge, die so gar nichts mit dem zu tun haben, was die Schüler sonst hören, werden aber nun verständlich. „Das hört sich an, als ob jemand alleine durch einen dunklen Wald geht“, erklärt Oliviera, und Daniel ergänzt: „Das ist wie ein Alptraum, in dem man anfängt schneller zu atmen.“

Als besonderes Bonbon hat die Musiktheaterpädagogin eine Trainingsstunde mit Tänzer Boris Randzio organisiert. Im Ballettsaal des Duisburger Theaters zeigt Randzio eine Bewegungssequenz aus „Nacht umstellt“: Erst zieht er mit seinen abgestützten Händen seinen gestreckten Körper über den Boden, dreht sich dann blitzschnell um, und hüpft in Rückenlage im Kreis, während er mit der rechten Hand den Körper stützt. Die Schüler tanzen den Ablauf selbst durch. Vildan stellt lachend fest: „Das sieht ganz einfach aus, wenn Boris das tanzt. Wenn ich es versuche, ist es aber sehr anstrengend, und gar nicht so leicht.“