Duisburg. Menschen in Duisburg erkranken häufig an COPD - einer chronischen Lungenkrankheit, die umgangsprachlich auch als Raucherlunge bezeichnet wird. Bis 2020 soll die Krankheit zu den weltweit häufigsten Todesursachen gehören. Patientin Rosemarie Clausing schildert ihr Leid.
Rosemarie Clausing geht es wieder schlechter. „Zurzeit kann ich gar nichts machen“, sagt sie, „ich bin froh, wenn ich es überhaupt auf die Toilette schaffe.“ Seit einer Woche wird sie in der lungenfachärztlichen Abteilung des Bethesda Krankenhauses in Hochfeld behandelt. Wenn sie spricht, dann unterbricht immer wieder ein starker, festsitzender Husten den Wortfluss. Schläuche ragen aus ihrer Nase. Sie helfen gegen die Atemnot, an der die 65-Jährige seit Jahren leidet.
COPD haben die Ärzte bei ihr diagnostiziert. Die englische Abkürzung steht für „chronic obstructive pulmonary disease“, zu Deutsch: die chronisch atemwegs-verengende Lungenkrankheit. Heute ist der Welttag für COPD, und gerade Städte wie Duisburg liegen bei der Zahl der Erkrankungen über dem Bundesdurchschnitt, sagt Dr. Clemens Maurer vom Lungenzentrum am Bethesda.
Hauptursache bleibt Rauchen
Der Chefarzt der fachärztlichen Lungenabteilung weiß, dass „dies auch an den sozialen Verhältnissen in Duisburg liegt“. Denn: Die Hauptursache für solche Lungenerkrankungen ist nach wie vor das Rauchen. Umgangssprachlich wird COPD deswegen auch oft als Raucherlunge bezeichnet. Und statistisch gesehen rauchen Menschen häufiger, die ein geringes Einkommen haben. 2020 soll COPD zu den zehn häufigsten Todesursachen auf der Welt gehören.
Auch Rosemarie Clausing raucht seit den 1970er Jahren. Damals lag sie mit Tuberkulose vier Monate im Krankenhaus und kaufte sich aus lauter Langeweile eine Schachtel. Auch ihr Arzt sagte ihr zu dieser Zeit noch: „Alles, was man mit Genuss und in Maßen macht, kann gar nicht schädlich sein.“ Ein Irrtum.
Jetzt liegt sie wieder im Krankenhaus und muss mit der Krankheit, die sie dem Rauchen verdankt, leben. Das Rauchen, so sagt sie, will sie aber zukünftig sein lassen. „Das ist nicht nur ein guter Vorsatz.“
Atemnot kommt schleichend
So einsichtig sind nicht alle Patienten von Dr. Clemens Maurer. Seine Härtefälle rauchen häufig sogar trotz Lungenkrebs weiter. „Sie verstehen schon, dass sie mit dem Rauchen aufhören müssen, aber die Sucht spielt auch eine starke Rolle“, sagt er. Nach Einschätzung von Pharmakologen der Universität Bristol macht Nikotin sogar süchtiger als Cannabis, LSD oder Ecstasy.
Und das heimtückische ist, dass COPD selten früh diagnostiziert wird. „Die Atemnot kommt schleichend“, erklärt Maurer. So dachte auch Rosemarie Clausing lange nicht daran, dass die Bronchitis, die sie regelmäßig hatte, chronisch sein könnte. Auch Hausärzte berücksichtigen diese Möglichkeit zu selten, wie Maurer findet. Gerade bei Rauchern müssten sie genau hinsehen, so der Experte.