Duisburg. Eine EU-Bürgerinitiative und der ADFC fordern eine generelle Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h in der Stadt. In Duisburg wäre das allerdings keine Neuerung: Auf rund zwei Drittel der Straßen gilt bereits Tempo Limit 30 im Stadtgebiet. Das sind immerhin 800 von 1200 Straßenkilometern.
Gas weg, Gang runter. Und zwar fast überall in der Stadt. Dieses Ziel verfolgt eine Bürgerinitiative auf europäischer Ebene. Dutzende Verbände und Organisationen sammeln seit einem Jahr europaweit Unterschriften, um „Tempo 30 zur Regel wird und Tempo 50 zur Ausnahme.“ Findet die Kampagne bis Mitte November eine Million Unterstützer, muss die EU-Kommission das Thema aufgreifen und über eine Lösung beraten.
Auch der Duisburger Allgemeine Deutsche Fahrrad Club macht sich für das Ziel stark. „Wir wollen ein Umdenken in den Köpfen“, sagt Club-Sprecher Herbert Fürmann. Er sieht die Chance so die Verkehrssicherheit zu erhöhen und Schmutz und Lärm zu reduzieren.
Abkürzung durch Wohngebiete
Dabei ist das Tempolimit für Duisburger keine Neuerung. „Rund zwei Drittel der Straßen im Stadtgebiet sind Tempo 30“, sagt Hendrik Trappmann, Leiter des Amtes für Stadtentwicklung. Das sind immerhin 800 von 1200 Straßenkilometern in Duisburg. Nur im so genannten Vorbehaltsnetz, also auf den Hauptverkehrsstraßen und im Rettungswegenetz, darf in der Regel noch 50 oder mehr gefahren werden. Und auch da wird die Geschwindigkeit an bestimmten Gefahrenstellen – etwa von Schulen – eingeschränkt.
Das reicht Fahrrad-Freund Fürmann nicht. Ginge es nach ihm, sollte in der ganzen Stadt ein generelles Tempo-30-Limit gelten. Ausnahmen müssten von der Stadt bewilligt werden muss.
Von dererlei Plänen hält der ADAC wenig. „Die Leistung muss erhalten bleiben”, sagt Guido Mußmann, Verkehrsexperte beim Automobilclub. Statt eines flächendeckenden Tempolimits befürwortet er weiterhin das Zonensystem. Andernfalls ginge die Bündlungsfunktion verloren. „Wenn überall 30 ist, kürzen die Autofahrer über die Wohngebiete ab“, befürchtet der ADAC-Mann. Ohnehin ist die Auswirkung der ausgedehnten Geschwindigkeitsbegrenzungen umstritten. „Wir haben auch die Erfahrung gemacht , je länger ein Tempo-30-Bereich ist, desto mehr neigen die Leute dazu, sich nicht dran zu halten“, sagt etwa Stadtentwickler Trappmann.
Es ist unklar, ob der Verkehr gleichmäßiger fließt
Gestritten wird auch über die Auswirkungen auf die Umwelt. Tempo-30-Befürworter versprechen sich davon weniger Lärm- und geringeren Schadstoffausstoß aus. Vom ADAC heißt es hingegen: „Bei Tempo 30 statt Tempo 50 wird zwar langsamer gefahren, aber auch in einem niedrigeren Gang – ob die Drehzahl dann steigt oder fällt, hängt vom einzelnen Fahrzeugtyp und vom Fahrstil des Fahrers ab.” Die Verminderung des Lärms und die Verbesserung der Luftqualität seien nur gering.
Bliebe noch die Sache mit dem fließenden Verkehr. Während Fürmann und seine Mitstreiter davon ausgehen, dass der Verkehr gleichmäßiger fließt und deswegen Staus ausbleiben, befürchtet Automobilclubler Mußmann Verzögerungen. Besser sei es, die „grüne Welle“ zu optimieren und so einen gleichmäßigen Verkehrsfluss zu ermöglichen.
Stadtentwickler Trappmann macht sich nicht nur um die Autos auf der Straße Sorgen. Der Nahverkehr folgt einem engen Zeitplan. „Schon wenigen Minuten Verzögerung könnten das durcheinander bringen.“ Um den Fahrplan einzuhalten, wären mehr Busse nötig und höhere Kosten die Folge.
Einigkeit herrscht hingegen beim Thema Sicherheit. Dass die Unfallgefahr bei niedrigeren Geschwindigkeiten abnimmt, bestreitet niemand. Als Faustformel gilt: Bei Tempo 50 ist der Anhalteweg im Vergleich zu Tempo 30 doppelt so lang.
Eine Million Unterschriften
Insbesondere wegen des Sicherheitsaspekts machen tausende Europäer bei der Unterschriften Aktion der Tempo-30-Initiative mit. Bis zur benötigten Million ist es ein weiter Weg. Im Internet haben bislang 35.000 Menschen unterschrieben. Hinzu kommen noch die Stimmen, die die Organisation ganz klassisch auf den Straßen gesammelt hat. Ob es am Ende reicht ist unklar. Selbst ADFC-Sprecher Fürmann sagt: „Es wird schwer die Million zu knacken.“ Am 13. November endet die Frist. Wollen die Tempo-30-Befürworter ihre Ziel erreichen, wird es Zeit noch mal ordentlich Gas zu geben.