Duisburg. Die Stadt Duisburg will die neuen Unterkünfte für Asylbewerber rund um die Uhr bewachen lassen. Die ersten Flüchtlinge sollen in der zweiten Novemberwoche in die neue Wohnanlage in Wedau einziehen. An der Ausstattung der Container-Anlagen dürfte es wenig zu mäkeln geben.

Die Stadt wird die neuen Unterkünfte für Asylbewerber an der Masurenallee rund um die Uhr bewachen lassen. Das bestätigte eine Sprecherin auf Nachfrage. Der Wachdienst werde auch bei den anderen Unterkünften eingesetzt, er diene dem Schutz und der Sicherheit der Bewohner.

Wachleute seien von 15.30 Uhr bis 7.30 Uhr im Einsatz sowie rund um die Uhr am Wochenende. In der Woche erübrige sich tagsüber das Wachpersonal. „Dann sind ohnehin von 7 bis 16 Uhr zwei städtische Mitarbeiter zur Betreuung im Übergangsheim“, so die Sprecherin. Die ersten Flüchtlinge sollen in der zweiten Novemberwoche in die neue Wohnanlage in Wedau einziehen.

Sanitäranlagen und Küchen

Der Wachschutz für Asylantenheime ist nicht unüblich, auch andere Städte beauftragen Sicherheitspersonal — aus ganz unterschiedlichen Gründen. In Duisburg ist es die Vorsorge, in Augsburg zum Beispiel eher das Drängen der Anwohner, die laut Medienberichten Lärm, Kriminalität und den Aufmarsch rechter Protestler fürchten. In Güstrow bei Rostock reagierten die Behörden, als das Haus des Bürgermeisters mit Parolen gegen eine Unterkunft beschmiert wurde. Doch auch Wachleute, Videokameras und ein Zaun konnten nicht verhindern, dass jetzt ein Böller im Keller der Sammelunterkunft landete.

In nahezu jeder Stadt wird über die Unterbringung von Flüchtlinge diskutiert, die Bund und Länder nach dem Königsberger Schlüssel verteilen und deren Zuweisung an die Kommunen sich nach Einwohnerzahl und Fläche berechnet. Weil in den vergangenen Jahren vielerorts bis dato ungenutzte Kapazitäten abgebaut wurden, herrscht jetzt überall hektische Bautätigkeit.

In einigen Städten wie Köln, die ebenfalls eilig Container-Dörfer für den anhaltenden Zustrom an Asylbewerbern errichten, wird indes auch Kritik an der Bauweise von Massenunterkünften laut. Als „inhuman“ bezeichnete der dortige Flüchtlingsrat die Unterkünfte, weil die bestellten Anlagen weder über Küchen noch über Sanitäranlagen verfügen. Während die Linkspartei darin einen „eklatanten“ Verstoß gegen die Leitlinien für die Unterbringung von Flüchtlingen erkennt, verweist die Kölner Stadtverwaltung auf den Brandschutz, der Küchen in den Unterkünften entgegen stehen soll.

Duisburger Heime auf Standard eines Ein-Sterne-Hotels 

In Duisburg, wo die Stadt die Anlagen in „Schlichtbauweise“ zuletzt mit dem Standard eines Ein-Sterne-Hotels verglichen hatte, ist das offenbar kein Problem. Wie die Sozialverwaltung auf Nachfrage mitteilt, verfügt das neue Container-Dorf je Gebäude über zwei Dusch- und Toilettenbereiche, getrennt nach Frauen und Männern und in unmittelbarer Nähe der Zimmer. Für Menschen mit Behinderung sei zudem ein Behinderten-WC vorhanden.

Innerhalb jedes Gebäudes gebe es zwei Gemeinschaftsküchen, in denen sich die dort untergebrachten Menschen selbst versorgen können. Die Bewohner seien auch selbst für die Sauberkeit innerhalb der Anlage und des unmittelbaren Umfelds verantwortlich.

Wer sich auf der Internetseite der beauftragten Firma „Algeco“ umsieht, findet Kindergärten, Seniorenheime, Autohäuser und ganze Bankgebäude, die sich aus Containern errichten lassen. In dem Container-Dorf in Wedau sollen zwischen 80 und 90 Flüchtlinge wohnen können. „Die Anzahl der Personen ist von der jeweiligen Familienstruktur abhängig“, heißt es aus de Rathaus. Die Wohnfläche der Zimmer liege zwischen 14 und 28 Quadratmetern: „So kann auf unterschiedliche Anforderungen individuell reagiert werden.“

Antrag: 8qm pro Person

Dennoch gibt es auch in Duisburg Kritik von den Linken. Die Fraktion fordert jetzt in einem Antrag, dass mindestens acht Quadratmeter Wohnfläche pro Person zur Verfügung stehen sollen und Übergangsheime „wohnungsähnlich“ zu errichten sind, falls Asylbewerber nicht dezentral in Wohnungen Platz finden. Eine dauerhafte Unterbringung in Sammelunterkünften sei „menschenunwürdig“, könne nur eine vorübergehende Lösung sein und stelle sowohl für Flüchtlinge als auch für Anwohner keine Grundlage „zur Wahrung des sozialen Friedens“ dar.

Ob die weiteren fünf neuen Übergangsheime in der gleichen Bauweise wie in Wedau errichtet werden, ist nach Angaben der Stadt noch nicht entschieden. Das hänge vom jeweiligen Standort ab. Fest steht aber: Auch dort soll der Wachdienst zum Einsatz kommen.

Politischer Beschluss steht noch aus

Das Konzept, die neuen Asylbewerberheime gleichmäßig auf alle sieben Bezirke zu verteilen, sei vorab parteiübergreifend auf breiten Konsens gestoßen, sagte Stadtdirektor Reinhold Spaniel, als er die Standorte vorstellte.

Dementsprechend isoliert steht die Duisburger Alternative Liste (DAL) mit ihrer Kritik da: Man müsse die Situation in den Bezirken differenziert betrachten, da sie in einzelnen Stadtteilen durch die Armutszuwanderung aus Südosteuropa schon „sehr angespannt“ sei.

Der politische Beschluss über die neuen Standorte steht übrigens noch aus. Nach den Herbstferien werden die Bezirksvertretungen und Ausschüsse gehört.

Für die Linken ist die Solidarität mit Asylbewerbern „ein Gebot der Humanität“, wie Bezirksvertreter Jörg Michael Nikulka aus Walsum betonte: „Unser Ortsverband heißt die Menschen herzlich willkommen. Sie sind Opfer von Krieg und Willkür geworden und erhoffen sich nun ein menschenwürdiges Leben, das wir in Walsum anbieten können.“