Duisburg. Strafunmündige Klau-Kids aus Rumänien haben in Duisburg seit April 2012 bislang 83 Überfälle an Geldautomaten begangen. Obwohl die Fallzahlen momentan zurück gehen, rechnen Experten mit einer erneuten Zunahme zum Jahreswechsel. Denn dann genießen Rumänen freien Zugang zum EU-weiten Arbeitsmarkt.

Sie bespucken, rempeln, oder reißen an Geldautomaten ihre überraschten Opfer um, rauben blitzschnell gerade ausgezahlte Geldscheine und rennen davor - nur um Minuten später nach dem gleichen Muster an einer anderen Bank wieder zuzuschlagen: So genannte „Klau-Kids“ aus Rumänien – keines von ihnen ist älter als 14 Jahre, manche sind gar erst 9 oder 10 Jahre alt.

In Duisburg haben sie nach Erkenntnissen von Willi Bücken, dem Leiter des Kriminalkommissariates Raub und Erpressung, seit April 2012 bislang 83 Straftaten dieser Art begangen.

Fast ebenso viele Straftaten wurden in dem gleichen Zeitraum außerhalb von Duisburg begangen, in anderen Städten von Nordrhein-Westfalen, von vorübergehend festgenommenen Klau-Kids, die bei der Polizei als Wohnadresse dann „Duisburg“ angegeben hatten. Diese Zahlen legte gestern der Leiter des Raub-Kommissariates, Willi Bücken dem seit Jahren bestehenden kommunalen Arbeitskreis „Kriminalitätsvorbeugung“ im Rathaus am Burgplatz vor.

17 Überfälle begangen von sechs kriminellen Kindern

Seit April 2012 habe man diese Art von Straftaten dem KK13 zur Bekämpfung zugeordnet. „Seitdem haben wir sie gezielt im Visier,“ sagte Bücken. Zählte man vor einem Jahr nur eine einzige Straftat pro Monat - begangen von Kindern und Jugendlichen, die auch 14 Jahre und älter waren - waren es jetzt im August dieses Jahres dann sage und schreibe 21 Raubüberfälle an Geldautomaten: Begangen von Kindern an Erwachsenen. Keines älter als 14 Jahre, denn sie und ihre Eltern wissen nach Worten des Kripomannes mittlerweile sehr genau, dass Kinder bis 14 Jahren von Polizei und Justiz unbehelligt bleiben - sie sind strafunmündig.

Dem musste die Polizei einen Riegel vorschieben. „Wir haben immerhin 17 dieser Taten aufklären können und dabei feststellen müssen, dass sie von nur sechs Kindern in kurzer Zeit begangen worden waren“, so Bücken.

Wurde vor einem Jahr noch dabei der eher unaggressive „Zetteltrick“ verwendet - man hält dem Opfer, das gerade am Bankautomaten seine Geheimnummer eingegeben hat, einen großen Zettel vor die Nase, deckt damit das Tastenfeld ab, verwirrt, spricht und lenkt für den Raub ab - seien die Raubmethoden heute deutlich gewaltbereiter: Schubsen, Rempeln, Umstoßen und Spucken, um die so Attackierten vom Geldautomaten zu vertreiben - oft mit Erfolg.

Die kriminellen Kinder sind allesamt nach Erkenntnissen der Duisburger Polizei „gesteuerte Kinder“, – in Mehrzahl alle in dem gleichen rumänischen Ort Tandarei geboren. Deshalb wollen Polizei und Justiz den Eltern mit dem Paragrafen 171 des Strafgesetzbuches auf die Pelle rücken: „Initiierung von Straftaten . . . Verletzung der Erziehungspflicht . . . Gefahr eines kriminellen Lebenswandels“. Ein Elternpaar wurde jetzt deswegen von einem Gericht zu fünf Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.

Polizei befürchtet Zunahme an Kriminalität in 2014

Kann denn dies eine Abschreckung sein? Nach Einschätzung der Polizei sei es gelungen , durch striktes Auftreten gegenüber Eltern, den gefassten Täterkindern, sowie bei den „Begleitern“ so viel Unruhe zu stiften und so viel Zeit zu binden, dass das Interesse an Straftaten in Duisburg offenbar gesunken ist. Zum Beweis: Im August zählte die Polizei 21 Straftaten, seitdem seien es nur noch zwei Taten gewesen. Bücken: „Wir wissen natürlich nicht, ob das so bleibt.“

Eine Zunahme an Kriminalität indes sei mit dem Jahreswechsel 2013/14 zu befürchten. Denn ab 2014 genießen Rumänen und Bulgaren freien Zugang zum EU-weiten Arbeitsmarkt.