Duisburg. Die Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik (BGU) könnte bald Besitzer des Klinikums Duisburg sein. Der Stadt bietet sie eine Mehrheitsbeteiligung an, gleichzeitig möchte sie die Sana AG auszahlen. Während Betriebsrat und Verdi das Vorhaben begrüßen, scheint die Sana AG keineswegs interessiert.
Duisburgs Krankenhauslandschaft steht möglicherweise vor einschneidenden Veränderungen: Die Berufsgenossenschaftliche Unfall-Klinik BGU hat der Stadt ein Kaufangebot für deren 51-Prozent-Mehrheitsbeteiligung am Klinikum Duisburg angeboten. Mehr noch: Die Großenbaumer BGU möchte am liebsten den bisherigen privaten Stadtpartner in dem Klinikum an der Wedau, die Sana AG, „auszahlen“, gleich das ganze Krankenhaus übernehmen und in Großenbaum ein neues Voll-Krankenhaus bauen.
Neubau in Großenbaum im Visier
„Mit dieser Lösung wäre allen geholfen und der gordische Knoten durchschlagen“, bestätigt BGU-Geschäftsführer Hans-Peter Schlaudt das „große Interesse“ der Großenbaumer an dem Klinikum, mit dem ohnehin schon enge Kooperationen unter anderem in der Neurochirurgie praktiziert werden. „Wir bekommen auch einen Neubau gestemmt und haben die finanziellen Möglichkeiten“, so der Klinik-Chef weiter. In großer Runde hat man der Stadt schon klare Angebote gemacht. Die Stadt hält sich jedoch bedeckt: Man sei „in Anfangsgesprächen“, so Stadtsprecherin Anja Kopka.
Daten und Fakten zu den Krankenhäusern
Die BGU: knapp 300 Betten, etwa 525 Mitarbeiter, 5500 staionäre Patienten, 3 Kliniken.
Das Klinikum Duisburg: Rund 670 Betten, etwa 1300 Mitarbeiter, 55 000 stationäre Patienten, 16 Kliniken.
Offen reagieren dagegen Betriebsrat und Verdi im einstmals allein städtischen Klinikum. Dort wird das Interesse der BGU „nachdrücklich begrüßt und unterstützt“, steht in einem flugs verteilten Flugblatt. Es heißt, dass die BGU aus Kreisen der Gewerkschaft über ihre genossenschaftlichen Trägergremien zu dem Vorstoß ermuntert worden sein könnte. Zustimmung kommt auch von Josef Wörmann, CDU-Ratsherr und der sozialpolitische Sprecher. „Eine solche Beteiligung stellt auch zukünftig die hervorragende Qualität der Patientenversorgung sicher.“ Zudem würden Arbeitsplätze gesichert, und dies eben im Öffentlichen Tarif, was auch Verdi – im Dauerstreit mit Sana – deutlich betont.
Kein Interesse am Verkauf
Zurückhaltung wiederum ist bei der Sana AG spürbar: „Die langjährige Kooperation“ mit der BGU wird zwar gelobt, aber im gleichen Atemzug klargestellt: „Die Sana Kliniken sind an einer Veräußerung ihrer Anteile am Klinikum Duisburg nicht interessiert. Sollte die Stadt Duisburg einen solchen Schritt erwägen, werden wir dies selbstverständlich prüfen“, so Susanne Heintzmann, Pressesprecherin der Sana Kliniken AG.
Zugleich muss das Klinikum Duisburg aber dringend an den „Sanierungstropf“. Über 100 Millionen Euro müssen in das Krankenhaus gesteckt werden. Alle lockenden Angebote der Münchener Sana AG an die Stadt, mindestens Mehrheitsanteilseigner an dem Klinikum werden zu können, um dann zu investieren, wurden aber bislang – auf Druck und Beschluss der rot-rot-grünen Ratsmehrheit – abgelehnt. Zugleich muss sich aber auch die BGU für die Zukunft aufstellen, braucht Kassenpatienten über ihre berufsgenossenschaftliche Unfallpatienten-Klientel hinaus. Ein möglicher Haken: Die Sana AG hat ein Vorkaufsrecht auf die Stadtanteile.