Duisburg. .

Der Krankenhausbetreiber Sana hat offenbar einen erneuten Vorstoß unternommen, die Mehrheit am Klinikum Duisburg zu übernehmen.

Vor fünf Jahren hatte die private Sana Kliniken AG 49 Prozent am Klinikum in Wedau erworben. Die restlichen Anteile verblieben bei der Stadt. In der letzten Woche soll es Gespräche von Sana-Vertretern mit der Stadtspitze gegeben haben mit der Zielsetzung, weitere zwei Prozent und damit die Mehrheit der Anteile zu übernehmen. Dem Vernehmen nach soll ein Angebot von zehn oder gar zwölf Millionen Euro im Gespräch sein – für die Stadt in ihrer desolaten Haushaltssituation eine bedenkenswerte Lösung. Kämmerer Dr. Peter Langner hüllt sich in vielsagendes Schweigen und verwies gestern auf „internen“ Gesprächsbedarf.

„Große Lohneinbußen“ und die Schließung ganzer Klinikbereiche wie etwa Küche, Technik, EDV, Röntgen, Apotheke oder Buchhaltung befürchtet der Betriebsrat im Klinikum Duisburg, wenn Sana als Mehrheitseigner endgültig das Sagen am Kalkweg bekommen sollte.

„Das betrifft Hunderte von Mitarbeitern“, erklärte Betriebsratsvorsitzender Helmut Böckeler gestern gegenüber der WAZ. Ihnen drohten Einkommenseinbußen bis zu 30 Prozent oder gar der Gang zum Arbeitsamt.

"Da sind wir mal gespannt"

Fast 2000 Mitarbeiter sind für das Klinikum tätig, einschließlich der Belegschaften dreier Altenheime in Hamborn, Rheinhausen und Großenbaum. Zum 1. Januar 2007 hatte die Stadt einen 49-Prozent-Anteil an Sana übertragen. Durch einen Managementvertrag wurde zudem die Führung des Klinikums abgegeben. Seither gilt für die vormaligen städtischen Beschäftigten ein Überleitungsvertrag, der dem Betriebsrat unter anderem die Mitbestimmung bei Ausgliederungen (Outsourcing) sichert. Für November, so Böckeler, habe man einen Gesprächstermin mit Oberbürgermeister Sören Link: „Da sind wir mal gespannt.“

In der Nachbarstadt Düsseldorf hatte Sana in der Vergangenheit die Mehrheit an gleich zwei bis dahin städtischen Kliniken übernommen und erst kürzlich positive Schlagzeilen gemacht mit dem Neubau einer dieser Kliniken. Auch beim Duisburger Klinikum gebe es einen „Investitionsstau“, den Böckeler auf 80 bis 84 Mio Euro beziffert. Aber das Düsseldorfer Muster macht dem Betriebsratsvorsitzenden dennoch nicht unbedingt Mut. Der Neubau sei zwar an sich nicht zu beanstanden, „aber die Küche haben sie dort weggelassen“.

Zukunftssorgen

Sorgen bereitet ihm auch die Zukunft der drei Altenheime. Wie das Klinikum schrieben sie zwar seit Jahren schwarze Zahlen, aber solche Einrichtungen zu betreiben gehöre „nicht unbedingt zum Kerngeschäft von Sana“.

Bei allen durchaus nachvollziehbaren Begehrlichkeiten der städtischen Kassen-Hüter ist ein weiterer Verkauf von städtischen Klinikums-Anteilen nur mit den Stimmen der Politiker im Rat der Stadt möglich. Und zumindest SPD und Linke, die zusammen mit den Grünen die Mehrheit im kommunalen Parlament innehaben, hatten bereits in der Vergangenheit immer wieder betont, nicht’s ohne Abstimmung mit den Mitarbeitern zu unternehmen. Böckeler jedenfalls ist zuversichtlich, dass ein Verkauf zu Lasten der Beschäftigten nicht die einzige Option ist: „Man kann auch andere Lösungen finden.“