Die Sana Kliniken AG will fünf Jahre nach ihrem Einstieg künftig das Sagen im städtischen Klinikum haben. Deshalb will der Krankenhaus-Managementkonzern seinen 49-Prozent-Anteil auf 51 Prozent erhöhen.

Für den scheidenden Klinikgeschäftsführer und Generalbevollmächtigten der Sana Region Nordwest, Hans-Joachim Ehrhardt, ist die Mehrheitsübernahme ein logischer Schritt in Richtung Zukunft. Erstens besteht am Klinikum ein Investitionsstau von rund 100 Millionen Euro, den die Stadt angesichts leerer Kassen auch mittelfristig nicht mal ansatzweise auflösen könnte.

Zweitens ist mit dem Einstieg von Mitbewerber Helios beim Katholischen Klinikum ein neuer Platzhirsch in der Stadt, der gleich zwei Neubauten im Norden und in der Stadtmitte plant. Da kann das Städtische Klinikum mit seinen 70er-Jahre-Bauten am Kalkweg auf Dauer nicht mithalten. Deshalb will Sana entweder das „verlebte“ Gebäude kernsanieren oder für rund 140 Millionen Euro ein neues Krankenhaus am Standort Kalkweg bauen. Zur Zeit verhandelt das Unternehmen über ein Kauf des benachbarten Jugendherbergsgeländes.

Ehrhardt verweist auf die positive Entwicklung, die das Klinikum seit dem Sana-Einstig verzeichnen konnte. Von den roten Zahlen mit jeweils sieben Millionen Euro Gewinn in den letzten beiden Jahren in „deutlich schwarze Zahlen“, eine Umsatzsteigerung von 76 Millionen Euro auf 110 Millionen Euro, eine Steigerung der Patientenquote von 21 000 auf 22 000, davon vor allem schwer kranke Intensiv-Patienten, die Geld in die Kasse spülen. Und 60 000 Patienten, die sich ambulant behandeln lassen, sprechen nach Meinung des Noch-Geschäftsführers für einen Vertrauensbeweis. Auch im Medizin-technischen Bereich wurden mit 32 Millionen Euro nicht gerade wenig investiert. Die Zahl der Vollzeitstellen stieg um 952 auf 1180 im Klinikum. Zusammen mit den drei Seniorenheimen sind im Klinikum nun 2000 Mitarbeiter beschäftigt. Ehrhardt: „Wir haben unsere Kompetenz unter Beweis gestellt.“

Für Ehrhardt ist klar, dass die nächsten Jahre im Krankenhausbereich äußerst spannend werden und will die Mehrheitsverhältnisse im Haus „realistisch“ darstellen, denn „wir haben ja das gesamte Management übernommen.“ 13 Millionen Euro Kaufpreis waren 2006 für die fehlenden zwei Prozent zur Mehrheit vereinbart worden. Die würde Sana nun gerne überweisen. Im Gegenzug müsste die Stadt kein Geld für Investitionen in die Hand nehmen. Die nötigen Investitionen, ob Neubau oder Kernsanierung, würde Sana stemmen.

Zwar sei die Kommunalpolitik und die Stadtspitze über den Sanierungsstau und den prinzipiellen Wunsch nach der Mehrheit informiert, doch konkrete Gespräche sollen erst in den nächsten Wochen folgen.