Duisburg. .

Über eine Kultur der Inklusion diskutierten Fachleute und Bürger beim 3. Duisburger Rathausgespräch. „Alle wissen alles, aber keiner will so richtig mitmachen“, fasste der Gefäßspezialist Wilhelm Sandmann, einer der Wegbereiter der Diskussionsreihe, im voll besetzen Ratssaal seinen Eindruck zusammen und hoffte, dass das Gespräch Ideen- statt Bedenkenträgern eine Plattform bieten könne.

Tatsächlich wurden aber im weiteren Verlauf des Rathausgespräches unter der Moderation der Journalistin Randy Crott so viele Bedenken abgearbeitet, dass für die Ideen am Ende wenig Zeit blieb. Die Professoren Jörn Rüsen und Helwig Schmidt-Glintzer forderten einen tiefgreifenden geistigen Wandel und die gesellschaftliche Erkenntnis, dass nur Zuwanderung die Sicherung der Zukunft garantieren könne. Schmidt-Glintzer: „Die Jugend der Welt ist in Afrika, wenn wir die Leute nicht herkommen lassen, dann werden wir hier bald nur noch ein großes Altenheim sein“.

Niedrige Abi-Quote

Der umstrittene Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln, Heinz Buschkowsky, verfolgte den „sehr viel schlichteren Denkansatz des Alltags“ und beschäftigte sich damit, ob die Kinder seines Bezirks unter den gegebenen Bedingungen auch vernünftig lesen und schreiben lernen könnten. Die Abiturquote der Migrantenkinder von 32 Prozent sei viel zu niedrig im Vergleich zur Quote der deutschstämmigen Kinder, die bei 52 Prozent liege. Rüsen interpretierte die 32 Prozent hingegen schon als einen großen Erfolg.

Der mehrfach für seine Ideen und Projekte ausgezeichnete Marxloher Sozialunternehmer Mustafa Tazeoglu wäre gerne konkreter auf den Stellenwert der Bildung eingegangen, musste aber erleben, wie schnell die übliche Kopftuch-Diskussion ausbrach.

Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, Doris Freer, ärgerte sich besonders über Diskussionsbeiträge, die deutlich die bekannten Thesen aus der rechten Scharfmacher-Ecke verträten.

Stehen noch am Anfang

„Man hat gesehen, wie wichtig es für uns ist, über Möglichkeiten der Inklusion zu sprechen“, sagte Oberbürgermeister Sören Link in seinem Schlusswort, „aber man hat auch gesehen, dass wir noch ganz am Anfang damit stehen.“

Auf dem Weg aus dem Ratssaal nach draußen teilte eine erboste ältere Dame Mustafa Tazeoglu noch mit, das er sich über die Anfeindungen nicht zu wundern brauche, weil er sich ja schließlich durch das Tragen einer Mütze im Rathaus einer groben Unhöflichkeit schuldig gemacht habe. Sein Fazit: „Die Ängste vor dem Fremden sind bei uns allen so groß, da ist es leichter ein Teil des Problems zu bleiben, als ein Teil der Lösung zu werden.“