Duisburg. CDU und SPD legen bei der Bundestagswahl in Duisburg bei den Zweitstimmen zu. Die FDP muss in der Stadt starke Verluste hinnehmen. Und die eurokritische AfD holte auf Anhieb rund fünf Prozent der Zweitstimmen.
Duisburg liegt im Bundestrend: Dass Bärbel Bas und Mahmut Özdemir von der SPD die Direktmandate holen, war zu erwarten. Bei den Zweitstimmen legte die CDU aber stadtweit um über drei Prozent zu. Auch die SPD erhielt mehr Zweitstimmen als vor vier Jahren. Allerdings legte sie nur knapp drei Prozent zu. Zu den Verlieren bei den Zweitstimmen zählt vor allem die FDP mit einem Verlust von über sechs Prozent. Auch die Grünen mit einem Minus von mehr als zwei Prozent und die Linken mit einem Minus von über vier Prozent mussten Federn lassen.
Dass auch in Duisburg die euro-kritische AfD über fünf Prozent der Zweitstimmen holt, dürfte wohl auch in Duisburg die Überraschung der Wahl sein. Damit erhielt sie doppelt so viele Stimmen wie die FDP. Selbst bei den Erststimmen liegt der AfD-Kandidat Alan Imamura im Wahlkreis 116 weit vor Frank Albrecht von den Liberalen. Bärbel Bas konnte in ihrem Wahlkreis (Duisburg I) ordentlich zulegen, der CDU-Kreisverbandsvorsitzende Thomas Mahlberg das Ergebnis von 2009 halten.
In Marxloh wählten nur 47,5 Prozent der Bürger
Mahmut Özdemir knüpft hingegen nicht an die Erfolge seines Vorgängers Hans Pflug im Wahlkreis Duisburg II an. Hier warten die SPD-Wähler wohl noch ab, wie er sich in Berlin bewähren wird. Der CDU-Kandidat Volker Mosblech legte zwar zu, aber Özdemir erhielt mehr als 40 Prozent der Stimmen und holte damit den Wahlkreis für die Sozialdemokraten direkt. Im Kommunalwahlbezirk Baerl-Alt-Homberg-Hochheide bekam die CDU mehr Erststimmen als die SPD. Die Wahlbeteiligung lag mit über 66 Prozent etwas höher als bei der Bundestagswahl 2009 mit 64,83 Prozent. Eine der niedrigsten Wahlbeteiligungen gab es in Marxloh mit knapp 47,5. Eine der höchsten gab es in Großenbaum/Rahm mit etwas mehr als 79 Prozent.
Richtig jubeln kann keiner - ein Kommentar von Oliver Schmeer
Nein, mit dem Ergebnis kann die Duisburger SPD nicht wirklich zufrieden sein. Für Berlin erst recht nicht, aber auch nicht für Duisburg. Sie hat zwar erwartungsgemäß beide Direktmandate geholt. Bas die Amtsinhaberin sogar mit einen deutlichen Plus, der Pflug-Nachfolger Özdemir mit Verlusten.
Die SPD legte leicht im Bundestrend zu, aus dem Rekordtief von 2009 ist sie aber nicht heraus. Die Zeit der einstigen Hochburgen ist vorbei. Die CDU kann nur wegen Berlin jubeln. Denn das gewaltige Bundes-Plus konnte sie in Duisburg nicht bestätigen.
Und bei allen ist er schon spürbar: der Blick auf die Kommunalwahl Ende Mai 2014. Als es gestern Abend noch so aussah, als bräuchte Merkel die SPD für eine Große Koalition, frotzelten Genossen und Christdemokraten schon miteinander. . .
Dass die NPD an Brennpunkten in der Stadt über 5 % bekam, mitunter mehr als die Grünen etwa – von der FDP ganz zu schweigen schert bundesweit keinen. In Duisburg muss das aber Sorgen machen.
Der NPD-Kandidat erreichte in Beeck/Bruckhausen über sieben Prozent der Erst- und über fünf Prozent der Zweitstimmen. Auch in Neumühl stimmten über sechs Prozent für den Rechten. Doch auch hier konnte die AfD eines der besten Ergebnisse in Duisburg mit über sechs Prozent der Erst- und über sieben Prozent der Zweitstimmen erzielen.
Das vorläufige amtliche Endergebnis ließ am Sonntag auf sich warten. So fehlten um 22.30 Uhr noch die Ergebnisse aus acht Stimmbezirken.
CDU sieht sich auf Siegerstraße – die Liberalen bitter enttäuscht
Der Jubel bei der CDU ist riesig: „Das Ergebnis für Merkel und die CDU ist großartig“, strahlte der Duisburger Parteichef Thomas Mahlberg. Ob absolute Mehrheit oder vielleicht doch Große Koalition: Mahlberg sieht die Union auf der Siegerstraße. „Wir haben das Tal der Tränen nach der Landtags- und OB-Wahl verlassen“, meint CDU-Kandidat Volker Mosblech.
Bärbel Bas war die Erleichterung ins Gesicht geschrieben: „Das ist auf Duisburger Ebene ein gutes Ergebnis“, sagte die SPD-Bundestagsabgeordnete. Bas versprach, in Berlin die Themen Asylbewerber und Armutszuwanderer weiter aufs Tablett zu bringen. „Der Aufwärtstrend der Union auf Bundesebene ist an der Duisburger CDU vorbeigegangen, die SPD hat hier ordentlich zugelegt“, lautete das Fazit von Duisburgs SPD-Chef Ralf Jäger. Vom Bundesabschneiden seiner Partei sei er ein bisschen enttäuscht.
Bundestagswahl 2013 in Duisburg
Enttäuscht ist auch Matthias Schneider, Vorstandssprecher der Grünen und Direktkandidat: „Wir haben es versäumt, unsere Themen, etwa die Energiewende, in den Mittelpunkt zu stellen.“ Horst Werner Rook und seine Mitstreiter von der Linken haben trotz der beträchtlichen Verluste Grund zu feiern: „Wir wären zwar gern zweistellig geworden, aber das ist ein gutes Ergebnis.“
Sichtlich geschockt war der FDP-Vorsitzende Holger Ellerbrock, dass die FDP wohl erstmals aus dem Bundestag fliegt. „Das ist eine bittere Enttäuschung. Das trifft tief.“
Die Ergebnisse der Bundestagswahl 2013 in Duisburg im Überblick
Das vorläufig amtliche Gesamtergebnis der Direktkandidaten im Wahlkreis 115 (Duisburg I) in Prozent:
Erststimmen | Wahlkreis 115 (Stadtsüden I) | 2009 | Erststimmen |
Bärbel Bas(SPD) | 46,64 | Bärbel Bas (SPD) | 42,2 |
Thomas Mahlberg(CDU) | 32,15 | Thomas Mahlberg (CDU) | 31,6 |
Anna von Spiczak (B90/Die Grünen) | 5,09 | Reiner Neumann (B90/Die Grünen) | 7,7 |
Jörg Löbe(FDP) | 1,63 | Frank Albrecht (FDP) | 5,9 |
Marc Mulia(Die Linke) | 7,34 | Marc Mulia (Die Linke) | 10,5 |
Rainer Kolb(Piratenpartei) | 3,28 | - | - |
Karl Wilhelm Hubert Weise (NPD) | 3,86 | Roswitha Theißen | 1,7 |
Das vorläufig amtliche Gesamtergebnis der Direktkandidaten im Wahlkreis 116 (Duisburg II) in Prozent:
Erststimmen | Wahlkreis 116 (Duisburg II) | 2009 | Erststimmen |
Mahmut Özdemir(SPD) | 43,2 | Johannes Pflug (SPD) | 47,6 |
Volker Mosblech(CDU) | 29,58 | Volker Mosblech (CDU) | 26,4 |
Matthias Schneider(B90/Die Grünen) | 5,18 | Matthias Schneider (B90/Die Grünen) | 5,8 |
Frank Albrecht(FDP) | 1,62 | Thomas Wolter (FDP) | 5,5 |
Lukas Hirtz(Linke) | 8,61 | Hüseyin Aydin (Die Linke) | 11,2 |
Kurt Alexander Klein(Piratenpartei) | 2,81 | - | - |
Alan Daniel Imamura(AfD) | 4,14 | - | - |
Sven Peter Stölting (NPD) | 4,52 | Rudi Theißen | 3,1 |
Jürgen Blumer (MLPD) | 0,34 | Jürgen Blumer | 0,3 |
Das vorläufig amtliche Gesamtergebnis der Bundestagswahlen 2013 für das Duisburger Stadtgebiet:
Duisburg | Bundestag 2013 | Bundestag 2009 | |||
Erst- stimmen | % | Zweit- stimmen | % | Zweit- stimmen in % | |
Berechtigte | 337.326 |
| 337.326 |
| 345.343 |
Wähler | 227.501 | 67,44 | 222.409 | 67,6 | 223.880 (64,8 %) |
Gültige Stimmen | 223.294 | 98,15 | 219.433 | 98,66 | 220.779 (98,61 %) |
SPD | 100.579 | 45,04 | 91.899 | 40,94 | 38,2 |
CDU | 69.128 | 30,96 | 63.749 | 28,4 | 25,1 |
Die Grünen | 11.463 | 5,13 | 13.713 | 6,11 | 8,5 |
FDP | 3631 | 1,63 | 6942 | 3,09 | 9,3 |
Linke | 17.709 | 7,93 | 18.637 | 8,3 | 12,5 |
Piratenpartei | 6836 | 3,06 | 5347 | 2,38 | 1,7 |
AfD | 4291 | 1,92 | 11.571 | 5,15 | --- |
Sonstige | 9657 | 4,33 | 7575 | 5,63 | 4,7 |
Bundestagswahl 2013, Zweitstimmen in den Duisburger Stadtbezirken in Prozent
Stadtbezirk | Wahl- btlg. | SPD | CDU | Grüne | FDP | Die Linke | Piraten | AfD | Sonstige |
Hamborn | 59,5 % | 42,82 | 25,67 | 4,05 | 2,33 | 9,31 | 2,32 | 6,19 | 7,31 |
Homberg/ Ruhrort/Baerl | 68,57 % | 38,84 | 30,98 | 6,14 | 3,74 | 8,18 | 2,10 | 4,96 | 5,06 |
Meiderich/ Beeck | 59,14 % | 45,95 | 23,23 | 4,06 | 2,14 | 9,43 | 2,69 | 5,03 | 7,45 |
Mitte | 68,12 % | 37,72 | 27,36 | 8,85 | 3,50 | 10,19 | 2,87 | 4,77 | 4,74 |
Rheinhausen | 71,09 % | 41,62 | 28,23 | 6,01 | 3,13 | 7,19 | 2,29 | 5,76 | 5,77 |
Süd | 75,87 % | 37,78 | 34,87 | 6,29 | 3,72 | 6,07 | 2,01 | 4,94 | 4,32 |
Walsum | 66,51 % | 46,12 | 25,85 | 4,85 | 2,43 | 8,02 | 2,17 | 4,52 | 6,04 |