Duisburg. . Sophie Lietz (10) aus Hamborn kam schon zweimal nicht mit der Linie 935 zur Schule. Da der Bus an mehreren Tagen komplett überfüllt ist, hält der Fahrer nicht an und fährt mit einem Schulterzucken einfach weiter. Die DVG bestätigt das Problem proppenvoller Busse und will die Lage nun überprüfen.
Sophie Lietz (10) ist zu diesem Schuljahr aufs Abteigymnasium gewechselt. Nach einem kurzen Fußweg vom Elternhaus bis zur Haltestelle Feuerwache will die junge Hambornerin deshalb allmorgendlich um 7.32 Uhr den Bus der Linie 935 bis zur Richterstraße nehmen. Die ersten Tage nach Schulbeginn läuft alles reibungslos. Der Bus kommt, Sophie steigt ein, nur ein paar Stationen, wenige Minuten Fahrt und anschließend noch wenige Meter bis zur Schule – kein Problem. Am Morgen des vierten Tages allerdings fährt der Busfahrer mit einem Schulterzucken einfach weiter. Der Bus ist voll – ebenso wie wenige Tage später. Sophie wird wieder stehen gelassen, sehr zum Ärger der Zehnjährigen und ihrer Eltern.
„Der Bus fährt nur einmal in der Stunde“, erzählt Mutter Monika. „Ich habe meine Tochter deshalb beide Male ins Auto gepackt und zur Schule gefahren. Derzeit kann ich das morgens machen. Ich bin aber berufstätig und weiß nicht, wie lange so etwas möglich ist.“ Schon seit vielen Jahren gebe es auf dieser Linie immer wieder Probleme mit morgendlich vollen Bussen.
Weitere Buslinien sind betroffen
Wie die DVG mitteilt, gibt es das Problem der proppenvollen Busse seit Schulbeginn nicht nur auf der Linie 935, die von Sterkrade über den Duisburger Norden bis zur Oberhausener Anne-Frank-Realschule führt.
Auf der Linie 940 vom St. Anna-Krankenhaus in Huckingen bis nach Rahm seien deshalb zunächst zwei Ersatzbusse nach der sechsten Schulstunde eingesetzt worden. Dann habe es Meldungen von voll besetzten Bussen auch nach der siebten Stunde gegeben. Seitdem sei ein Ersatzbus abgezogen worden, um zu diesen Zeiten für Entlastung zu sorgen.
Und auf der Linie 921, die von der DVG und der Niag betrieben wird und vom Duisburg Hauptbahnhof bis Königlicher Hof in Moers führt, gebe es an der Haltestelle Essenberger Straße auf Moerser Stadtgebiet einige Probleme. Hier bemühe sich die Niag um eine Lösung.
Empörung über Bus
Dass ihr Kind stattdessen in die Straßenbahn der Linie 903, die ebenfalls an der Hamborner Feuerwache hält, einsteigt, ist für Monika Lietz keine Alternative. „Da muss Sophie am Hamborner Rathaus umsteigen. Und dann dauert die Fahrt bis zur Haltestelle Johannes-Hospital auch noch länger. Ich erwarte einfach, dass meine Tochter auf dem kürzesten und sichersten Weg zur Schule kommt.“ Dafür habe sie ein Schokoticket für 30,95 Euro monatlich gekauft.
Monika Lietz beschwert sich bei der DVG und erhält kurz darauf ein Schreiben, dass sie sich „die Erstattung im Rahmen unseres Pünktlichkeitsversprechens“ in einem Kundencenter in bar auszahlen lassen könne. Sophies Mutter kann darüber nur den Kopf schütteln: „Mal abgesehen, dass es gar nicht um Pünktlichkeit geht und die DVG sich nicht in der Lage sieht, das Geld zu überweisen, sind mir die paar Euro gar nicht so wichtig“, sagt Monika Lietz. „Ich möchte, dass die Probleme gelöst werden.“
Lage soll geprüft werden
DVG-Sprecherin Anamaria Preuß bestätigt auf Anfrage Meldungen von vollen Bussen auf der Linie 935, aber erst seit diesem Schuljahr. „Wir bedauern es sehr, wenn Kinder an den Haltestellen stehen gelassen werden, aber die Busfahrer handeln in diesen Fällen richtig. Die Sicherheit geht vor.“
Das sieht auch Monika Lietz so. Aber gerade auch deshalb sei es nötig, größere oder weitere Busse auf der Linie einzusetzen. „Wenn Sophie mitgenommen wird, muss sie sich in den Bus quetschen. Das ist schon jetzt sehr gefährlich.“
Das Fahrplanmanagement, so die DVG-Sprecherin, wolle die Lage überprüfen – auch vor Ort. „Eine kurzfristige Lösung wird es aber nicht geben. Wir müssen erst einmal schauen, ob es sich um ein langfristiges Problem handelt, bevor wir gegebenenfalls Ersatzbusse einsetzen oder die Taktung ändern“, sagt Preuß.
Die Fahrer seien aber noch einmal informiert worden, auch bei vollem Bus nicht einfach an den Wartenden vorbeizufahren. Sie sollen wenigstens kurz anhalten und schauen, ob nicht vielleicht doch noch jemand mitgenommen werden kann. „Ansonsten können wir in diesem Fall nur die Straßenbahn 903 als Alternative empfehlen“, so die DVG-Sprecherin. „Die Fahrt dauert insgesamt nur eine Minute länger.“