Duisburg.

Die Duisburger Verkehrsbetriebe haben ein Personalproblem. Immer wieder fielen in diesem Sommer Bahnen aus, weil die Fahrer fehlten. Ob Urlaub oder Krankheit, die Personaldecke ist zu dünn. Allein im August kam es bei der Linie 901 zu 78 Ausfällen. Nur für rund die Hälfte konnten die Verkehrsbetriebe Ersatzbusse einsetzen. Bereits im Juli gab es 24 Ausfälle, die nicht durch Ersatzbusse aufgefangen werden konnten. Diese Zahlen teilte die DVG jetzt auf NRZ-Anfrage mit.

Vorausgegangen waren Beschwerden von Lesern, die immer wieder Ausfälle auf der 901 beklagten. Vor allem während der Sommerferien, so der Tenor der Kritik, sei es besonders schlimm gewesen. Als Begründung für die vermehrten Ausfälle nennt die DVG mehrere Punkte.

Da seien zum einen die vielen „Sondermaßnahmen“ gewesen, die in diesem Jahr in der Haupturlaubszeit gewesen seien, wie zum Beispiel Ruhrorter Hafenfest und Beecker Kirmes. Nicht planbar, so die DVG, waren auch die MSV-Spiele. Dazu kam gerade bei der Linie 901 noch die Großbaustelle Karl-Lehr-Brücke zwischen Kaßlerfeld und Ruhrort, die zeitweise für eine Unterbrechung der Bahnlinie sorgte.

Und dann kommt noch die dünne Personaldecke

Im Fahrdienst der DVG sind mit Stand 31. August 312 Mitarbeiter beschäftigt, von denen im August 37 Mitarbeiter erkrankt waren. Das entspricht einer Quote von zwölf Prozent. Das ist schon eine hohe Quote. Zum Vergleich: Der DAK-Gesundheitsreport 2013 hat eine durchschnittliche bundesweite Quote von 3,8 Prozent für 2012 errechnet. Allerdings befindet sich die DVG mit dieser hohen Ausfallquote in guter Gesellschaft. In der Duisburger Stadtverwaltung lag der Krankenstand bei zehn Prozent.

Diese Durchschnittsquote ist für das Nahverkehrsunternehmen aber nicht aussagekräftig. Heftig wird die Situation an einzelnen Tagen, wo es dann richtig knirscht im Personalgebälk. Als Beispiel nennt das Verkehrsunternehmen einen Spitzenwert im August von 20 Prozent Krankenstand. An anderen Tagen waren es nur fünf Prozent. Bei diesen Schwankungen nutzt die beste Personalplanung nichts mehr. Denn die Personalreserve liegt bei sechs Straßenbahnfahrern pro Tag. Macht zwei pro Schicht. Die gleiche Reserve hält die DVG bei den Busfahrern vor.

44 Fahrer in der Ausbildung

Zu wenig, kritisiert Verdi-Geschäftsführer Thomas Keuer, der auch bei der DVG im Aufsichtsrat sitzt, bereits seit längerem: „Die DVG fährt auf dem fünften Rad.“ Er kann nur begrüßen, dass das Unternehmen endlich wieder ausbildet, denn die DVG habe keine weiteren Möglichkeiten mehr, Personal einzusparen. Keuer: „Es ist nicht die Ausnahme, dass Leute an ihren freien Tagen zum Dienst herausgerufen wurden.“

Bereits im vergangenen Jahr versuchte das Nahverkehrsunternehmen der Personalnot bei den Fahrern entgegenzusteuern, bildete 20 Busfahrer und 16 Straßenbahnfahrer aus. In diesem Jahr durchlaufen 17 Busfahrer und 27 Straßenbahnfahrer die Qualifikation. Nur für den akuten Personalmangel hilft die Qualifizierung nicht. Denn um als Straßenbahnfahrer auf die Schienen zu dürfen, braucht es eine dreieinhalbmonatige Schulung. Gut, dass jetzt zumindest die Sommerferien zu Ende sind.