Duisburger Sparkassen-Vorstand verdient 545.000 Euro pro Jahr
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Duisburg. Die Gehälter in der Chefetage des Duisburger Kreditinstituts gehören zu den höchsten aller NRW-Sparkassen. Der Vorstandsvorsitzende Hans-Werner Tomalak verdiente 2012 insgesamt 545.000 Euro. Wenn er im März nächsten Jahres in Ruhestand geht, hat er Anspruch auf eine Pension von insgesamt 3,74 Millionen Euro.
Lange haben sich die Vorstände der Sparkasse Duisburg bei ihren Bezügen nicht in die Karten schauen lassen. Jetzt hat das öffentlich-rechtliche Kreditinstitut erstmals preisgegeben, was die Finanzmanager in der Chefetage verdienen.
Insgesamt erhielten die Vorstandsmitglieder im vergangenen Jahr zusammen knapp zwei Millionen Euro. An der Spitze steht der Vorstandsvorsitzende Hans-Werner Tomalak. Er erhielt 2012 ein Fixgehalt von 528.000 Euro. Hinzu kamen geldwerte Vorteile aus der Privatnutzung von Dienstfahrzeugen in Höhe von 17.000 Euro, insgesamt summieren sich damit die Bezüge des Duisburger Sparkassen-Chefs auf 545.000 Euro.
Über die Gehälter von Sparkassen-Vorständen wird rege diskutiert seit Peer Steinbrück zu Beginn seines Bundestagswahlkampfes reklamierte, dass jeder Sparkassen-Chef in NRW mehr verdiene als die Bundeskanzlerin. Anfang des Jahres hatte das Handelsblatt die Gehälter aller 107 Sparkassen-Chefs in NRW veröffentlichen wollen. Tatsächlich aber waren viele Bezüge geschätzt. Und auch bei Tomalak lag das Handelsblatt um einiges daneben: Auf 470.000 Euro wurde sein Gehalt geschätzt, 75.000 Euro unterhalb seines tatsächlichen Salärs.
Mit seinen Bezügen liegt Tomalak unter den Top Ten der bestverdienenden Sparkassen-Chefs in NRW. Seinen Kollegen Hans Martz in Essen würde er aus dem Handelsblatt-Ranking von Platz sechs verdrängen: Martz erhält demnach ein Jahressalär von 542.800 Euro, allerdings stammt die Zahl aus dem Jahr 2011. An das Einkommen von Artur Grzesiek, von 2002 bis 2008 Chef der Duisburger Sparkasse und seitdem Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Köln-Bonn, reichen die Bezüge von Tomalak allerdings nicht heran: 578.000 Euro erhielt Grzesiek im Jahr 2011, das Köln-Bonner Institut hat allerdings auch die sechsfache Bilanzsumme und fast dreimal so viele Mitarbeiter.
Rente mit 67 - nicht für Tomalak
Tomalak wird im März des kommenden Jahres in den Ruhestand gehen. Er wird dann 65 Jahre alt. Eigentlich hätte der CDU-Mann noch zwei Jahre dran hängen können: Schließlich hat die rot-grüne Landesregierung gerade erst das Sparkassen-Gesetz geändert. Auch für Sparkassen-Vorstände gilt fortan die „Rente mit 67“, sie können oder müssen jetzt bis 67 Jahre arbeiten.
Kurios: Das am 10. Juli beschlossene Gesetz trat sofort nach seiner Verkündung in Kraft. Ausgenommen ist alleine die neue Altersregelung: Sie greift erst im Juli 2014 – nachdem Tomalak im Ruhestand sein wird. Um die Zukunft muss sich Tomalak in finanzieller Hinsicht jedenfalls keine Sorgen machen: Der Barwert seiner Pensionsansprüche beläuft sich auf 3,74 Millionen Euro, wie der Anfang August im Bundesanzeiger veröffentliche Jahresabschluss der Sparkasse ebenfalls auflistet.
So werden die Vorstandsmitglieder im Einzelnen bezahlt
Auch die Jahresbezüge der Vorstandskollegen des Vorsitzenden Tomalak liegen deutlich oberhalb des durchschnittlichen Einkommens der NRW-Vorstandschefs von 318.799 Euro.
Stellvertreter Joachim Bonn, designierter Nachfolger von Tomalak, erhielt im Vorjahr Gesamtbezüge von 471.000 Euro, Uwe Haddenhorst 451.000 Euro, Claus-Robert Witte für ein halbes Jahr bis zu seiner Pensionierung Ende Juni 253.000 Euro, sein Nachfolger Ulrich Schneidewind für die zweite Jahreshälfte 229.000 Euro.
Mit allen Vorstandsmitgliedern werden der Verwaltungsrat und die Zweckverbandsversammlung bis Anfang September wohl neue Verträge aushandeln: Mit Bonn soll der neue Vertrag über den Vorstandsvorsitz anstehen, mit Schneidewind über den Stellvertreter-Posten. Zudem soll der Vertrag von Uwe Haddenhorst um fünf Jahre verlängert werden.
Wer das neue, vierte Vorstandsmitglied wird, soll nicht abschließend feststehen.
Das höchste Einkommen hat dieses Jahr ein Ex-Manager
Selbst das Gehalt eines Sparkassen-Chefs reicht nicht, um die Spitze der bestbezahlten Manager der kommunalen Unternehmen in Duisburg anzuführen. Spitzenverdiener bleibt wie im Vorjahr Hafen-Chef Erich Staake. Die Hafen AG hat ihm im vergangenen Jahr insgesamt 629.695 Euro auf sein Konto überwiesen.
Vor allem die Erfolgsprämien lassen das Einkommen des Top-Managers Staake in die Höhe schnellen: Er erhält ein Fixgehalt von 304.000 Euro, der Rest summiert sich aus variablen und sonstigen Bezügen. Anders als bei den Sparkassen, bei denen die Gehälter innerhalb des Vorstands nahe beieinander liegen, verdient Staake bei der Hafen AG fast doppelt so viel wie seine anderen beiden Vorstandskollegen.
Das verdienen die Manager der Stadt Duisburg
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In dem laufenden Geschäftsjahr 2013 wird allerdings ein anderer Manager zum Top-Verdiener. Und der hat die Geschäfte längst niedergelegt: Hermann Janning, Ex-Chef der Stadtwerke und des DVV-Konzerns. Seine Mandate hatte er Ende 2012 mit Zustimmung des Aufsichtsrates niedergelegt, sein Dienstverhältnis aber endet erst am 31. Dezember 2013. Deshalb wird ihm der städtische Konzern im laufenden Jahr insgesamt 836.000 Euro aufs Konto überweisen. Direkt im Anschluss wird Janning dann seine Pension beziehen, wie sie im ursprünglichen Arbeitsvertrag geregelt ist.
Sind solche Bezüge gerechtfertigt? - Ein Kommentar von Ingo Blazejewski
Weit über eine halbe Million Euro für einen Sparkassen-Chef? Ist das gerechtfertigt? Ist das nicht zu viel? Keine Frage: Die Gehälter sind üppig. Doch bei solchen Diskussionen läuft man schnell Gefahr Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Denn im Vergleich zu den anderen NRW-Sparkassen sind die Bezüge in Duisburg nicht aus der Luft gegriffen. Der vierköpfige Vorstand reiht sich in die Top Ten der größten Sparkassen ein. Die Duisburger Sparkasse ist mit ihrer Bilanzsumme von sechs Milliarden Euro aber auch die zwölftgrößte in NRW, nach der Zahl der Mitarbeiter liegt sie auf Platz elf.
Zudem erhalten andere Manager städtischer Beteiligungen und Gesellschaften höhere Bezüge. Ungewöhnlich: Die sonst für ihre Boni gescholtenen Banker kassieren bei der Sparkasse Duisburg übrigens keine erfolgsabhängigen Sonderzahlungen. Diese oder solche mit „langfristiger Anreizwirkung“ seien nicht gezahlt worden, heißt es in der Bilanz. Und: Anders als Sparkassen, die in den Krisenjahren mit riskanten Wertpapieren Millionen in den Sand gesetzt haben, wirtschaftet der Duisburger Vorstand konservativ und solide. Sparkassen-Chef Tomalak wird nie müde zu betonen, dass es bei seiner Sparkasse nicht um Gewinnmaximierung oder massives Wachstum geht, sondern um Stabilität, Verlässlichkeit und auch gesellschaftliches Engagement.
Dennoch ist die Diskussion, ob Vorstandsgehälter generell zu hoch liegen, notwendig. Die Schere zwischen dem Spitzenverdienst von Vorständen und den Löhnen von Angestellten geht immer weiter auseinander. Nur lässt sie sich diese Debatte eben nicht allein an einer Sparkasse festmachen. Denn auch das wäre nicht gerechtfertigt.
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