Duisburg. Doppelt so viele Wespen wie im Vorjahr sind derzeit in Duisburg unterwegs. Bis zu acht Nester täglich entfernt Schädlingsbekämpfer Manfred Eulitzer, indem er die Bewohner mit Insektiziden einnebelt.

Weißer Rauch steigt auf, kringelt sich über der Regenrinne, zieht am Dach vorbei. Manfred Eulitzer beobachtet noch einen Moment sein Werk und packt dann seine Utensilien wieder in den Werkzeugkoffer. Auf geht’s zum nächsten Wespennest.

Die Schädlingsbekämpfer haben in Duisburg diesen Sommer doppelt so viel zu tun wie im vergangenen Jahr. Pflaumenkuchen mit Sahne isst man derzeit besser in geschlossenen Räumen, sonst kommt man aus dem wedelnden Verscheuchen gar nicht heraus.

Eva Pickard hat ihren Ruhrorter Garten zuletzt gar nicht mehr betreten, zu groß war ihre Angst vor den umherschwirrenden Wespen. „Ich hab’ panische Angst, renn vor denen weg“, gesteht sie. Ihre Kinder sind bei Oma in Sicherheit, bis das Wespennest weg ist. Das Nest steckt unter einem Vordach, den Eingang hatten die Tiere über eine Gartenlampe gewählt – unmittelbar unter dem Kinderzimmerfenster.

In der Hochsaison werden bis zu acht Nester täglich geräumt

Kein Problem für Eulitzer: Bis zu acht Nester räumt der Angestellte der Firma A.&B. Keßner in der Hochsaison täglich. Dafür zieht er seinen Schutzanzug über, schraubt rund zwei Meter lange Verlängerungen an eine große Spritze und sprüht damit ein Insektizid ins Nest. Ein feines Pulver, „wie graues Mehl“, verteilt sich dann in allen Gängen. „Die Tiere, die drin sind, sterben schnell“, erklärt der Experte. Manchmal schafft es eine weiß bestäubte Wespe noch bis zum Ausgang und stürzt dann ab.

All jene, die auf Beutejagd draußen unterwegs waren, merken bei der Ankunft am Nest, dass etwas nicht stimmt. Schnell sammeln sich draußen einige Dutzend Wespen, die hin und her schwirren. Sie fliegen immer wieder den Eingang an, bremsen ab und versuchen es erneut. Die gefährlichste Phase, denn jetzt sind sie sauer und könnten stechen, warnt Eulitzer. Manche hat es im Sturzflug bis in seine Hosenbeine geschafft und zugestochen. Die meisten sterben binnen sechs Stunden vor Erschöpfung.

So laut wie ein Hubschrauber

Eulitzer macht sein Beruf Spaß. Angst hat er keine, auch wenn schon mal ein Kollege nach Stichen in den Kopf mit Atemnot ins Krankenhaus kam. Eher fasziniert ist er von den Tieren. Nester, die er als Anschauungsobjekt für Schulen gesichert hat, waren groß wie Medizinbälle, mit geschätzt 20.000 Tieren drin. „Das ist so laut wie bei einem Hubschrauber“ erzählt er.

Dass ausgerechnet zur Pflaumenkuchenzeit im August die Wespen anfangen zu nerven, liegt daran, dass sie nicht mehr so viel zu tun haben. Die Königin hat alle Eier gelegt, die Jungwespen sind ausreichend aufgepäppelt und die Arbeitswespen können sich einfach mal auf Sachen stürzen, die sie lecker finden. Das ist alles Süße, aber auch Fleisch.

Die Arbeitswespen sterben im Oktober, dann ist es ihnen ohnehin zu kalt. Aber wenn das Nest nicht entfernt würde, könnte die Königin mit den Jungköniginnen überwintern, im Frühling würden sie die ersten Waben bauen, die Königin ihre Eier legen und dann ginge der Kreislauf von vorne los. Und dann sind wieder Vorsichtsmaßnahmen gefragt: Sich ruhig verhalten, nicht nach ihnen schlagen, Getränke im Freien möglichst abdecken, nur dünne Strohhalme verwenden, auf Wiesen mit Fallobst nicht barfuß laufen, Kindern nach dem Essen den Mund abwischen – und mit einer kleinen Kuchenspende auf einem Extrateller lassen sich Wespen manchmal auch ablenken.