Alltours macht den Abflug

Duisburg. Das Touristikunternehmen verlagert im Februar 2014 seinen Firmensitz vom Duisburger Innenhafen ins Düsseldorfer „Drei-Scheibenhaus“ am feinen Hofgarten. Das Duisburger Bürohaus steht zum Verkauf.

Alltours macht den Abflug: Nur zwölf Jahre lang hat das überaus erfolgreiche Touristikunternehmen Alltours seine Geschäfte vom Duisburger Innenhafen aus gesteuert. Jetzt zieht es weiter und wird seine Duisburger Firmenzentrale meistbietend verkaufen. Im Duisburger Rathaus indes ist man überrascht und enttäuscht.

Erst September 2001 war Firmenchef Willi Verhuven mit seiner Zentrale vom niederrheinischen Kleve an den erblühten Duisburger Innenhafen gezogen, wo er damals einen schmucken Ziegelbau errichten ließ. Heute hat das Unternehmen nun überraschend seinen „Weiterflug“, sprich die Verlagerung des Firmensitzes, nach Düsseldorf in das frisch modernisierte Drei-Scheiben-Haus (die ehemalige Thyssen-Zentrale am Kö-Bogen) angekündigt.

Lösung „unter einem Dach“ angestrebt

Die Gründe: Die Alltours-Gruppe sei in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Der zusätzliche Bedarf an Büroflächen und Mitarbeitern könne langfristig am Standort Duisburg nicht gedeckt werden. In Duisburg müssten die Alltours-Mitarbeiter auf mehrere Gebäude verteilt werden. Deshalb strebte das Unternehmen seit Monaten eine Lösung „unter einem Dach“ an. Am künftigen Unternehmenssitz in Düsseldorf habe Alltours genügend Büroflächen für eine langfristige Fortsetzung des Expansions- und Wachstumskurses gefunden.

Und: Am neuen Standort Düsseldorf werde es dem Unternehmen leichter fallen, im Wettbewerb strategisch wichtiges Fachpersonal an das Unternehmen zu binden. Einmal mehr muss Duisburg erfahren: Düsseldorf ist attraktiver als Duisburg. Alltours ist mit drei Standorten am Innenhafen angesiedelt, dem Hauptfirmensitz, dem runden Bürohaus nebenan („Looper“) und Alltours besitzt zudem den Werhahn-Speicher, hat dort aber keine Büros.

„Niemand wird schlechter gestellt“

Bittere Wahrheiten

Natürlich ist es nicht besonders nett von Alltours-Firmenchef Verhuven, wenn er still und leise in Duisburg die Akten zusammenpackt und von dannen zieht, ohne mit der Stadtspitze mal vertrauensvoll ein offenes Wort zu reden. Jener Stadt, die ihn in der Vergangenheit gestützt, gefördert und mit offenen Armen empfangen hat. Das ist eine Frage des Stils.

Aber in der Sache hat Verhuven halt recht. Wenn es in Duisburg zu eng wird und man einen solchen Standort wie das Dreischeibenhaus angeboten bekommt, was soll man anderes machen, außer zugreifen? Der neue Standort zwischen Kö-Bogen und Hofgarten ist einfach Spitze, eine Top-Adresse. Der Touristik-Unternehmer findet dort modernste Büroflächen unter einem Dach und in einem Denkmal, das man in der Welt kennt. Mit der Marke „Düsseldorf“ wirbt es sich halt leichter als mit Duisburg. Dies bleibt eine bittere Realität. Man kann Alltours also nicht böse sein. Duisburg ist gut, muss aber besser werden: Den Innenhafen endlich voranbringen, keine grüne Alleen umhauen und dafür sorgen, dass die „Duisburger Freiheit“, jener Ort, den der OB als Alternative angeboten hätte, keine öde Möbel-Ramschmeile wird. Stefan Endell

Auf einer Info-Veranstaltung, zu der heute die Geschäftsführung ihre rund 400 Mitarbeiter geladen hatte, zeigte Firmenchef Verhuven einen Zeitplan auf: Im Frühjahr 2014 soll der Umzug stattfinden, sobald die schmucke Hochhaus-Immobilie am Düsseldorfer Hofgarten nach neusten Bürostandards umgebaut sein wird. Den rund 100 Beschäftigten, die in Duisburg wohnen, wie auch den 50 immer noch in Kleve stationierten Mitarbeitern kündigte Verhuven finanzielle Unterstützung an, damit sie künftig „auf keinen Fall schlechter gestellt“ sein werden.

OB Link: Kann ich nicht nachvollziehen

Im Duisburger Rathaus indes kam die Überaschungs-Nachricht des Tages weniger gut an: „Mit Bedauern“, so ließ OB Sören Link erklären, „habe ich zur Kenntnis genommen, dass das Touristikunternehmen Alltours seinen Firmensitz vom Innenhafen nach Düsseldorf verlagert. Duisburg verliert durch diese Entscheidung leider 400 Arbeitsplätze. Bis Ende letzter Woche gab es weder Anzeichen noch konkrete Hinweise für einen möglichen Umzug, auf die wir hätten reagieren können. Das Unternehmen erklärt den Umzug mit einem Flächenengpass am Standort Duisburg, den ich nicht nachvollziehen kann. Erst recht nicht, seitdem Filetstücke wie die Duisburger Freiheit erschlossen werden.“

Gästezahl verdoppelt

Im Jahr 1998 begann Alltours mit den Planungen für den Umzug von Kleve nach Duisburg. Damals beförderte Alltours rund 990.000 Gäste im Jahr. In den darauffolgenden Jahren nach dem Umzug ist Alltours besonders stark gewachsen. Im laufenden Geschäftsjahr wird das Unternehmen erstmals mehr als 1,8 Mio. Gäste erreichen. Kurzfristig sollen es kurzfristig mehr als zwei Mio. Gäste werden. Die Alltours Unternehmensgruppe ist finanziell unabhängig und erwirtschaftet seit Gründung ununterbrochen Gewinne.

Im vergangenen Jahr betrug der Vorsteuergewinn 39 Mio. Euro. Alltours ist mit mehr als 70% Markenbekanntheit eine der bekanntesten Veranstalter in Deutschland und zudem Marktführer in vielen Zielgebieten.