Duisburg.

Mit einem Abi-Schnitt von 1,7 könnte Raza Hoxhaj sehr zufrieden sein. Ohne Mathe wäre er vermutlich noch besser. Das Stipendienprogramm „Start“ griff der 21-Jährigen in der Oberstufe unter die Arme. Jetzt hofft sie auf einen Studienplatz in Psychologie, beworben hat sie sich bundesweit. Und hat erneut Unterstützung durch das Programm „Geh Deinen Weg“ der Deutschlandstiftung Integration.

Raza kam im Alter von acht Jahren mit sechs weiteren Geschwistern als Kriegsflüchtling aus dem Kosovo nach Deutschland. Die erste Klasse musste sie hier gleich noch mal machen, bis ihre Deutschkenntnisse ausreichten. Aber seither startet sie durch. Ist Klassensprecherin gewesen, Schülervertreterin, Mitglied der Schulkonferenz. Und engagiert sich neben der Schule für andere, etwa als Sprachpatin des Kinderschutzbundes. Dafür fährt sie jede Woche eine dreiviertel Stunde von Bruckhausen nach Wanheimerort, um vier türkischstämmigen Kindern spielerisch die deutsche Sprache beizubringen, macht das gleiche alle zwei Wochen in einem Moerser Kinderheim. „Ich habe erlebt, wie isoliert ich war, als ich die Sprache nicht konnte“, begründet sie ihr Engagement. „Und ich will, dass die Kinder einen guten Eindruck von Deutschland bekommen, dass sie hier willkommen sind.“ Mit dieser Einstellung erfüllte sie die Grundbedingung für das Schülerstipendienprogramm Start, weil es „für engagierte Jugendliche mit Migrationshintergrund“ gedacht ist. Über Start landete sie gleich im nächsten Ehrenamt: Als Jugendleiterin begleitet sie zweimal im Jahr Kinderfreizeiten.

Grundschul-Empfehlung sah Hauptschule vor

„Aus meiner Familie bin ich die erste mit Abitur, die erste, die studieren wird“, sagt sie stolz. Dabei sah die Grundschul-Empfehlung eine Haupt- oder Gesamtschule vor. „Ärgerlich, dass so früh selektiert wird“, konstatiert Raza. Das dreijährige Start-Stipendium unterstützte sie bei ihrem Weg: mit Computer, Drucker und 100 Euro Bildungsgeld monatlich. Das ging für Bücher und so banales wie Druckerpatronen drauf, aber auch für Nachhilfe („in Mathe“). Dazu gab es Seminare, Treffen mit anderen, „der Austausch war genial“, erzählt Raza. Die haben spürbar was gebracht: Sie wirkt sehr offen und klar, redet durchdacht, ist sympathisch selbstbewusst.

Raza feilt jetzt weiter an sich mit „Geh Deinen Weg“, wird zu Fortbildungen eingeladen, hat einen Mentor an die Seite bekommen, der ihr Tipps gibt, sie motiviert. „Das ist super!“ freut sich Raza. Ihr Mentor, Stefan Pastor von der Econ Tel GmbH in Münster, hat selbst Psychologie studiert, arbeitet jetzt als Kommunikationstrainer und Leiter der Qualitäts-Sicherung. „Ich finde es toll, Jugendlichen ihre Optionen und Entscheidungs-Spielräume zu zeigen“, sagt Pastor. Der 42-Jährige ist von Raza beeindruckt: „Sie wird ihren Weg schon machen.“