Duisburg. .

Das ist mehr als ein Hilferuf, mal wieder zu spenden. Es ist weit dramatischer. Denn nur mit der Spenden-Bereitschaft Duisburger Bürger und Unternehmen kann der Kinderschutzbund sein Beratungangebot für missbrauchte Mädchen aufrechterhalten.

Es sind 70.000 Euro, die der Kinderschutzbund in diesem Jahr an Spenden unbedingt zusammenbringen muss, um seine Beratungsstelle weiter arbeiten lassen zu können, um die fest angestellte Therapeutin zu bezahlen.

Unter Tränen hatte die Kinderschutzbund-Vorsitzende Gerhild Tobergte im vergangenen Dezember schon bekannt geben müssen, dass der Verein wegen fehlender Mittel die Betreuung von Jungen, die Missbrauchsopfer wurden, einstellen muss. Das darf bei den so zahlreichen Mädchen nicht auch noch drohen. „Es wäre furchtbar, wenn wir die Fachberatung einstellen müssten. Es geht doch um unsere Kinder“, mahnt Tobergte eindringlich.

35.000 € und den Rest gibt die Volksbank

Einen ersten starken Unterstützer hat der Kinderschutzbund schon gefunden. Die Volksbank Rhein-Ruhr. Ihr Vorstandsvorsitzender Hans Weber, der schon bei privaten Geburtstagen Geschenke zu Spenden versilbern ließ, hat die bankeigene Stiftung ins Boot geholt. Mit folgendem anspornenden Angebot: Sie wird alle auf das Spendenkonto bei der Volksbank eingehenden Spenden bis zu einem Betrag von 35.000 Euro verdoppeln.

Heißt: Bringt Duisburgs Spendenkraft die 35.000 Euro zusammen, hätte der Kinderschutzbund mit den 35.000 Euro der Volksbank die so dringend benötigten 70.000 Euro beisammen, um die Fachberatung für das Jahr 2012 sicherzustellen. Eine 20.000-Euro-Spende sichert die Volksbank-Stiftung auf jeden Fall zu, sollte die Zielmarke nicht erreicht werden. Doch daran glaubt keiner. Weber: „Ich bin überzeugt, dass wir Erfolg haben.“

Für den Kinderschutzbund gerät seine Arbeit zum finanziellen Hochseilakt, bei dem das Netz darunter immer brüchiger wird: Teils dramatisch sind die Rückgänge bei den Spenden, auch die Zuflüsse aus verhängten Bußgeldern und Geldstrafen lassen rapide nach. Und die Mitgliedsbeiträge steuern gerade mal 6.000 Euro zum 200.000-Euro-Gesamtetat des vielfältig aktiven Kinderschutzbundes bei.

Mit einem halben Bein steht der Verein zudem vor einer Insolvenz, denn Fixkosten wie das Arbeitsverhältnis müssen aus Rücklagen vorfinanziert werden, bis nach dem Prinzip Hoffnung im Laufe des Jahres die Spenden eingehen. Doch mittlerweile klafft ein Finanzloch von 70.000 Euro.

Aus für Beratung hätte verheerende Folgen

Was ein Aus der Beratung bedeuten würde, machen Zahlen deutlich: Jahr für Jahr betreut der Kinderschutzbund rund 100 missbrauchte Mädchen, berät sie und ihre Eltern, kümmert sich um Prozessbegleitung, organisiert weitere Hilfen. Seit 1991 wurden 1750 junge Missbrauchsopfer beraten und therapeutisch begleitet, manche traumatisierte Kinder über mehrere Jahre. 35.000 Kontaktberatungen gab es in den gut 20 Jahren.

„Die Würde des Menschen ist unantastbar, heißt es im Paragrafen 1 des Grundgesetzes. Bei Missbrauch wird diese Würde in den Schmutz gezogen“, hadert Tobergte, dass es die Opfer sind, die oft allein gelassen werden. Umso mehr empört sich die Kinderschutzbund-Vorsitzende, dass sich Bund und Land aus der Aufgabenbewältigung zurückziehen, armen Städten wie Duisburg die Hände gebunden sind und die Last auf Institutionen wie dem Kinderschutzbund liegen. Tobergte: „Das ist eine verkehrt Welt.“