Die Schuleingangsuntersuchungen der Stadt Duisburg, die üblichweise bei Vorschülern im Alter von fünf Jahren – meist von Kinderärzten -- durchgeführt werden, bringen es an den Tag: Der Anteil der Kinder, deren Erstsprache nicht Deutsch ist, ist in den letzten Jahren in Duisburg deutlich gestiegen. Und mit ihm der Anteil jener Kinder, die „erhebliche Defizite in der Kenntnis der deutschen Sprache aufweisen“.

In Zahlen gesprochen, spricht knapp jedes zweite Vorschulkind zu Hause kein Deutsch; und jedes fünfte Vorschulkind, dessen Erstsprache nicht Deutsch ist, verfügt über „keine oder sehr schlechte Deutschkenntnisse“. So steht es im aktuellen „Sozialbericht der Stadt Duisburg“, den der städtische Jugendamtsleiter Thomas Krützberg jetzt der lokalen Politik zur Kenntnis vorlegen wird. Doch Krützberg blickt mit seinem Bericht nicht nur großräumig auf das komplette Stadtgebiet. Sein Amt legt Zahlen und Erkenntnisse zu diesem Phänomen auch nach Bezirken und Ortsteilen vor.

So zeigt die Grafik auf dieser Seite mit den roten Zonen, mit Marxloh, Bruckhausen, Laar, Hochheide, Hochfeld und Dellviertel, jene Quartiere von Duisburg auf, in denen die Vorschulkinder die größten sprachlichen Defizite und somit den größten Sprachförderbedarf aufweisen.

Aber die Jugendverwaltung vermag sogar noch einen Blick tiefer zu schauen, und zwar in die Ortsteile: Hier zeigen die Schuleingangsuntersuchungen aus 2011, dass in Hochfeld, Laar, Bruckhausen, Marxloh, Obermarxloh, Hochheide, Dellviertel, Alt-Hamborn, Kasslerfeld, Fahrn und Beeck sogar zwei von drei bzw. eines von drei untersuchten Vorschulkindern kein Deutsch oder dermaßen schlechtes Deutsch spricht, dass ein erfolgreicher Schulbesuch aussichtslos erscheint. Übrigens: Die zehn Ortsteile, in denen dieses Sprachenproblem praktisch gar nicht bzw. gering anzutreffen ist, sind diese: Ungelsheim, Bissingheim, Großenbaum, Overbruch, Buchholz, Mündelheim, Wehofen, Rahm, Alt-Walsum, Altstadt. Beide Listen -- hohe Quote oder geringe Quote -- zeigen aber auch, dass es bei den Sprachdefiziten der Vorschulkinder kein Nord-Süd- oder links--rechts-rheinisch-Gefälle in der Stadt gibt, sondern, dass sich das Phänomen querbeet durch die Stadt zieht.

Für Jugendamtsleiter Thomas Krützberg, professionell seit Jahren u.a. für die sprachliche Integration von Kindern in den mehr als 200 städtischen Kindertagesstätten verantwortlich, ist diese „deutsche Sprachlosigkeit“ in Migrantenfamilien keine Überraschung mehr: Die türkische Community in Duisburg schließe sich seiner Beobachtung nach „leider zunehmend segregativ“ (d.h.: entmischend) ab. Deshalb komme der Sprachförderung, die in den städtischen Kindertageseinrichtungen geleistet werde, eine „zentrale Bedeutung“ zu. Dafür gibt die Stadt mit großer finanzieller Hilfe des Landes jährlich 2,3 Millionen Euro aus. Eine gute Chance zur Verbesserung der schwierigen Lage sieht der Jugendamtsleiter in der kommenden Betreuung für Unterdreijährige (U3). Wenn Migrantenkinder bereits im Alter von unter drei Lebensjahren in die Kitas kämen, könne auch die Sprachförderung früher und somit effektiver ansetzen. Krützberg: „Doch gibt es dann für die Stadt dafür auch mehr Geld? Davon hängt es aber ab!“

Doch der Sozialbericht zeigt auch auf: Nicht nur Migrantenkinder, sondern auch Kinder mit deutscher Herkunft haben zuweilen einen großen Sprachförderbedarf. Hier verweist der Sozialbericht auf den aktuellen Delfin4-Sprachstandstest. Der spricht davon, dass 39,95% der getesteten vierjährigen Vorschulkinder „förderbedürftig“ seien. Ohne Sprachförderung und Anstrengungen zur kulturellen Integration, sagt Schulamtsdirektorin Brigitta Kleffken, wäre das Problem noch größer. 600 000 Euro zahlt die Kommune in 2013, um aktuell 137 Anträge auf Sprachförderung in Schulen zu beantworten.