Duisburg. Auf den letzten Drücker fallen bei den Duisburger Stadtwerken und den Wirtschaftsbetrieben die Entscheidungen für die Zukunft des MSV Duisburg. Denn es kommt vor allem auf die Hilfen in Millionen-Höhe der städtischen Tochtergesellschaften an, damit der Verein die Liquiditätslücke schließen kann.

Zwei der Stadtwerke-Aufsichtsräte erreichte die Nachricht auf fernen Urlaubsdominizielen: Sie müssen bis Donnerstagmittag zustimmen, dass der städtische Energieversorger weiterhin Haupt- und Trikotsponsor beim MSV bleibt. So wie alle anderen 21 Aufsichtsratsmitglieder auch, die kurzfristig für einen Eilbeschluss informiert worden sind. Denn ob der MSV die Liquidität für die Dritte Liga nachweisen kann, hängt weiterhin am seidenen Faden.

Beim Tauziehen um die Lizenz läuft die Frist am Freitag ab. Bereits Donnerstag wird sich aber entscheiden, ob der Verein beim DFB in Frankfurt einen großen Teil des nötigen Geldes für die kommende Saison nachweisen kann. Denn es kommt vor allem auf die Hilfen in Millionen-Höhe der städtischen Tochtergesellschaften an, damit der MSV die Liquiditätslücke schließen kann. Die Zusagen des Oberbürgermeisters und der Vorstände sind an die Zustimmung der Aufsichtsräte geknüpft. Die Gefahr: Der DFB akzeptiert diese Zusagen nicht, solange sie unter einem Vorbehalt stehen.

Alle Aufsichtsräte müssen Eilverfahren zustimmen

Damit der MSV bis Freitag die vorbehaltlosen Nachweise samt Unterschriften in Frankfurt vorlegen kann, versuchen die Stadt-Konzerne die Beschlüsse auf den letzten Drücker doch noch zustande zu bringen. Der Aufwand hinter den Kulissen ist enorm: Alleine dem Eilverfahren als solches müssen alle Aufsichtsräte zustimmen. Weilt einer von ihnen im Urlaub und bleibt unerreichbar oder ist gegen die vorgezogene Entscheidung, platzt das gesamte Verfahren.

Gewissheit wird es erst Donnerstag Mittag geben. Bis dahin steht das Faxgerät in der Konzernzentrale unter besonderer Beobachtung: Bis 12 Uhr muss jedes Mitglied des Aufsichtsrats schriftlich über das neue Sponsoring-Paket (siehe Box) abgestimmt haben.

Auch bei den Wirtschaftsbetrieben soll am Donnerstag im Verwaltungsrat die Entscheidung für die beim Gläubigermoratorium zugesagten Finanzhilfen fallen. 1,5 Millionen Euro hatte der städtische Entsorger dem Verein im Jahr 2003 geliehen, mehr als die Hälfte des Darlehens ist noch offen. Das Gremium muss nun zustimmen, dass die Wirtschaftsbetriebe auf mehr als 600.000 Euro verzichten. Der Betrag soll nicht gestundet, sondern dem MSV erlassen werden. Weil alternativ der Totalverlust droht, gilt zumindest ein mehrheitlicher Beschluss als sicher.

Kann der Verein die Summe durch Bürgschaften überbrücken?

Der Sponsoring-Vertrag

Der Vertrag der Stadtwerke als Haupt- und Trikotsponsor soll nach NRZ-Informationen bis Mitte 2016 laufen, kann aber nach jeder Saison gekündigt werden.

Die Konditionen sollen unter einer halben Million Euro liegen. In der 2. Liga hatten die Stadtwerke rund 1,4 Mio Euro gezahlt. Der MSV hatte für die 3. Liga mit einer Halbierung der Sponsorenbeträge gerechnet.

In dem neuen Vertrag gibt es eine Ausstiegsklausel, falls der Verein einen anderen Hauptsponsor findet, der mehr zahlt.

In Millionen-Höhe bewegen sich dagegen noch die offenen Rechnungen und Kreditschulden des MSV bei den Stadtwerken. Bis Freitag wird es zum verabredeten Schuldenschnitt keinen Beschluss geben, sondern erst Mitte Juli: Weil es sich bei den gewährten Darlehen von insgesamt 2,5 Millionen Euro um Kredite des Dach-Konzerns handelt, müssen dem Verzicht alle drei Aufsichtsräte von DVV, DVG und Stadtwerken zustimmen.

Fraglich bleibt, ob der Verein die Summe durch Bürgschaften überbrücken kann. MSV-Aufsichtsratschef Jürgen Marbach setzt die Hoffnung aber auch darauf, dass der DFB die Zusagen trotz der Vertragsvorbehalte akzeptiert: „Der DFB hat auch einen Ermessensspielraum.“