Erst jetzt wird durch konkrete Zahlen deutlich, wie es tatsächlich um die Stadtwerke bestellt ist: Dass sich der Gewinn mehr als halbiert hat, ist offenbar auch der falschen Strategie geschuldet. Denn eigentlich hat der Duisburger Energieversorger im vergangenen Jahr für eine halbe Milliarde Euro mehr Strom und Gas verkauft. Allein mit dem Stromverkauf machen die Stadtwerke vier Fünftel ihres Umsatzes. Der Absatz beim Strom ist um stolze 65 Prozent nach oben geschossen. Im Ergebnis aber bricht der Gewinn um 24,4 Mio Euro ein. Bedeutet: Die Stadtwerke kaufen den Strom an der Börse in Leipzig mitunter teurer ein als sie ihn wieder weiterverkaufen.

In den nächsten Tagen wird der Konzern seinen Geschäftsbericht für 2012 veröffentlichen. Anhand der Zahlen werden dann auch die Hintergründe für die Personalturbulenzen der letzten Monate deutlich: Im Oktober geriet der langjährige Konzern-Boss Hermann Janning derart unter Beschuss, dass er wenige Tage später notgedrungen selbst den Hut nahm. Er war nicht der einzige Manager, den die schlechte Ergebnisentwicklung den Job kostete: Auch mit Vertriebsvorstand Johannes Gösling wurde ein Aufhebungsvertrag zur Beendigung des Beschäftigungsverhältnisses geschlossen.

„Unterschiedliche Auffassungen“ über die strategische Ausrichtung reklamierte Aufsichtsratschef und OB Sören Link. Jetzt wird klar: Die Vertriebsstrategie war rein auf Wachstum ausgelegt - offenbar um jeden Preis. Doch der Stromhandel im großen Stil rentiert sich für die Stadtwerke nicht. Denn von den Millionen-Geschäften beim Stromverkauf an Großkunden, darunter auch kleinere Stadtwerke, blieb in der eigenen Kasse nichts übrig. Im Gegenteil. Der Gewinn rasselte um mehr als die Hälfte in den Keller. Die Folgen sind bekannt: Die Stadt musste erst 20 Mio Euro in den Personalabbau und die Restrukturierung der Stadtwerke stecken und am Jahresende noch mit 10 Mio Euro den Verlust beim DVV-Dachkonzern decken.

Die Stadtwerke beziehen dazu Stellung wie folgt: Zwar sei „die Entwicklung einerseits ganz klar dem Preisverfall auf dem Energiemarkt geschuldet“, sagt Stadtwerke-Sprecher Torsten Hiermann auf NRZ-Anfrage, „zum anderen ist sie auch eine Folge der Geschäftstätigkeit im Segment der Industrie- und Großkunden.“ Dieser Entwicklung wolle man jetzt entgegen steuern, der Umsatz allein werde in diesem Geschäftsbereich nicht mehr der Maßstab sein. „Wir werden nicht mehr jedem Geschäft hinterher jagen, sondern nur noch dort wachsen, wo sich eine ausreichende Marge und ein nachhaltiger Wertzuwachs abzeichnet“, sagt der Konzernsprecher.

In wie weit sich die geänderte Strategie bereits auf das erste Halbjahr ausgewirkt hat, dazu wollen sich die Stadtwerke nicht äußern. Die Zielvorgabe für das Gesamtjahr 2013 ist aber bereits formuliert: Das Ergebnis nach Steuern soll wieder auf über 37 Mio Euro klettern. Der Umsatz soll nur noch bei rund 1,1 Milliarden Euro liegen.